Rezension

Tolle Idee, aber leider nicht ganz zufriedenstellend umgesetzt

Das Haus ohne Männer - Karine Lambert

Das Haus ohne Männer
von Karine Lambert

Bewertet mit 4 Sternen

Handlung:

Die fünf Bewohnerinnen eines Hauses mitten in Paris haben nicht vieles gemeinsam, eine Regel gilt jedoch für alle: Keine Männer. Weder die eigenen Verwandten, noch Freunde oder Handwerker, kurz gesagt: alle Lebewesen, die nicht dem weiblichen Geschlecht angehören, dürfen das Haus nicht betreten. Diese Regel hat die Besitzerin des Hauses, welche stets achtungsvoll als „die Königin“ bezeichnet wird, aufgestellt. Einzige Ausnahme: der Kater Jean-Pierre.

Diese Reglung wird nun in Frage gestellt, als die junge Juliette einzieht, die sich mit dem Gedanken einfach nicht abfinden kann, dass sie dem männlichen Geschlecht nun für immer abschwören soll. Durch sie kommt nicht nur neuer Schwung in das Haus, sondern auch die Hausbewohnerinnen verändern sich. Sie stellen sich ihrer Vergangenheit und fragen sich nun auch, ob sie weiterhin so distanziert gegenüber Herren auftreten sollen...

 

Meinung:

Das Cover wirkt sehr weiblich, es wird direkt sichtbar, dass die Zielgruppe Damen sind. Das Cover wirkt sehr märchenhaft und idyllisch. Es strahlt für mich etwas herbstliches aus, weil ich mir vorstelle, dass es abends ist, der Betrachter gerade einen Spaziergang macht und zufällig diese Schemen von den Damen entdeckt, welche sich alle gerade in den Wohnungen befinden. Mir gefällt diese Idee mit den Fenstern sehr gut, das habe ich noch nie so gesehen. Außerdem kann man zwischen den Personen, welche sich auf dem Cover befinden, und dem Inhalt einen Zusammenhang finden.

 

Zu dem Schreibstil kann ich nichts negatives sagen, viele Dinge wurden sehr gefühlvoll geschrieben, sodass ich gut mit den Personen mitfühlen konnte. Insgesamt ließ sich das Buch sehr flüssig und schnell lesen, ich hatte keine Probleme mit Sätzen oder Worten.

Häufig wurden zwei Fremdsprachen (Französisch und Italienisch) geschickt mit in Reden und den Inhalten einbezogen. Diese Einschübe haben in keiner Szene fehl am Platze gewirkt, sondern haben immer harmonisch zu dem Inhalt gepasst und wirkten somit auch athentisch. Häufig gab es direkt danach eine Übersetzung, damit man als Leser wusste, was die jeweilige Person gerade gesagt hat. Dies hat jedoch an zwei-drei Stellen gefehlt, was ich unpassend fand, weil ich des Italienischen nicht mächtig bin und somit erst nachschauen musste, um den Inhalt des Gesagten zu verstehen.

 

Der Text wurde aus der Sicht eines neutralen Erzählers geschrieben, jedoch wird schnell deutlich, dass das Hauptaugenmerk auf Juliette liegt. Von ihr erfährt man als Leser besonders viel und mir ist es deshalb sehr leicht gefallen, sie einzuschätzen und ihre Handlungen zu verstehen.

Während Gesprächen zwischen den Frauen des Hauses „Casa Celestina“ gibt es häufig einige Zeilen, die kursiv gedruckt wurden und auf den ersten Blick nicht wirklich zu dem Inhalt passen. Jedoch ist schnell zu erkennen, dass hier Juliettes Gedanken geäußert wurden, welche ihr in diesem Moment durch den Kopf gehen. Diese fallen öfters auch ironisch und humorvoll aus, was mir sehr gut gefallen hat. Dadurch ist es außerdem möglich, sie besser als Charakter wahrzunehmen.

 

In den Text eingebunden wurden außerdem kleine Rückblenden, die in die Vergangenheit eines Protagonisten einen Einblick geben. Dies kommt bei fast allen Charakteren vor und lässt den Leser einen Einblick erhaschen, wie das Leben vor dem Einzug in das Haus ohne Männer aussah. Teilweise erlebt man hierbei einen vollkommen anderen Menschen, als man ihn in der Gegenwart wahrnimmt und außerdem hilft es, die Entscheidungen zu verstehen. Außerdem fand ich den Einblick in die verschiedenen Leben und Schicksale sehr interessant.

 

Alle Protagonisten wurden durchweg nur sehr knapp vom Äußerlichen beschrieben, jedoch fiel es mir nicht schwer, mit ein Bild von ihnen zu machen. Sie wurden als charakterlich sehr starke Personen dargestellt, die alle verschiedene Interessen haben und diese auch offen vertreten. Dabei nehmen sie kein Blatt vor den Mund und sagen schonungslos die Wahrheit. Diese Offenheit fand ich sehr gelungen, auch wenn ich es leider etwas schade fand, dass diese scheinbar so selbstbewussten Frauen in Momenten der Ruhe immer wieder zum nachdenken kommen und stolzen und sicheren Frauen nur eine Fassade sind.

Jedoch hat vielleicht auch gerade dieser Punkt mir zu dem Eindruck verholfen, dass die Figuren trotzdem sehr authentisch und lebendig gezeichnet wurden und eine Jede etwas besonderes ist.

 

Fazit:

Vom Gedanken und auch vom Großteil der Umsetzung hat mir der Roman sehr gut gefallen. Jedoch hätte ich mir gerne mehr Emotionen gewünscht, welche die emotionale Lage der Protagonisten noch unterstützt hätte. So jedoch war es mir teilweise zu lasch dargestellt, als wäre der bisherige Lebensweg von den Protagonistinnen nur von den Charakteren erfunden wurden, um in das Haus ohne Männer ziehen zu können.