Rezension

Tolle Idee, die mich jedoch nicht überzeugen konnte

Moon Chosen - P. C. Cast

Moon Chosen
von P. C. Cast

Mari ist die Tochter der Mondfrau der Erdwanderer, die in ihrem Clan als Heilerin auftritt und die Clansmitglieder so vor dem regelmäßig auftretenden Nachtfieber heilt. Doch Mari ist anders und verbirgt ein Geheimnis, das sie unbedingt vor den Anderen verstecken muss. Denn ihr Vater war ein Gefährte und somit ist auch sie zur Hälfte Mitglied eines Stammes, den die Erdwanderer fürchten und verabscheuen. Mari fühlt sich fremd in ihrer Haut und weiß nicht, wo sie hingehört. Als sie auf Nik trifft - einen Gefährten - verändert sich alles. Mari beschließt sich gegen die Gesetze ihres Clans zu stellen und sich mit Nik zusammenzuschließen, um beide Völker vor einer drohenden Zerstörung zu bewahren.

Die Idee hörte sich wahnsinnig gut an, so dass ich mich schon unglaublich auf die Geschichte gefreut habe. Der Einstieg erwies sich allerdings als schwierig. Die Welt, in der Mari lebt, ist so anders und neuartig, dass ich mich zuallererst orientieren und einfinden musste. Doch ein komplexer Weltenaufbau sorgt auch für Spannung, so dass ich mich gerne darauf eingelassen habe.

Im Fokus der Geschichte stehen drei verschiedene Clans, die eine konfliktreiche Beziehung zueinander verbindet.
Mari ist Teil der Erdwanderer, die ihr Leben - wie der Name schon - sagt auf der Erde verbringen und dort Baue errichten. Durch sie erfährt man mehr über den Clan, der regelmäßig vom Nachtfieber befallen wird, von dem nur die Mondfrau sie befreien kann, indem sie den Mond herabruft.
Zwischenzeitlich wird die Geschichte aus der Sicht von Nik geschildert, welcher dem Stamm es Lichts angehört, welcher hoch in den Bäumen seine Nester errichtet und mit der Sonne verbunden ist. Sie nennen sich selbst auch Gefährten, da viele von ihnen eine tiefe Verbindung mit einem Hund eingehen, durch welche sie eine ganz besondere Beziehung zu ihrem vierbeinigen Freund aufbauen.
Zuletzt wäre da noch das Volk der Hautdiebe, welches der Leser durch Fahlauge kennenlernt. Von allen dreien erfährt man über dieses Volk am wenigsten, was mir aber nur recht war. Wie der Name schon sagt, stehlen sich die Hautdiebe, die Haut der anderen Völker und legen sie über ihre eigene kranke und rissige Haut, um diese zu heilen. Generell zeichnet sich dieses Volk durch grausame Brutalität und eine abartige Lebensweise aus, die mich befremdet und abgestoßen hat. Wahrscheinlich wollte die Autorin durch diese widerlichen Szenen nur die Härte und Andersartigkeit dieser Welt demonstrieren, dabei ist sie jedoch über das Ziel hinaus geschossen, denn ich war leider wirklich geschockt und angewidert. 

Abgesehen von dieser Brutalität hat mir der Weltenentwurf allerdings wirklich gefallen.
Für Spannung wurde somit auch gesorgt, leider haben langatmige Stellen diese Spannung immer wieder unterbrochen. Vor allem der Anfang zog sich wie Kaugummi und erst nach dem ersten Drittel passierte etwas wirklich Interessantes. Bei knapp 700 Seiten kann da schon mal schnell Langeweile aufkommen. Richtig fesselnd war jedoch das Ende, da ging es mir - nachdem ich mich bereits an das langsame Tempo bereits gewöhnt hatte - fast schon zu schnell. 
Durch die House of Night-Reihe war mir die Autorin und ihr Schreibstil bereits bekannt. Im Großen und Ganzen mochte ich den Schreibstil auch, doch stellenweise war er mir dann doch zu ausschweifend und gewollt. Das zeigte sich leider auch in den Gesprächen der Charaktere, die oft gestellt, fast schon künstlich und infolgedessen nicht authentisch wirkten. Dadurch fiel es mir zusehends schwerer einen Draht zu den Protagonisten zu finden, die mir anfangs sogar teilweise unsympathisch waren. Mit der Zeit konnte ich sie dann aber doch liebgewinnen.

Durch ihre gemischte Abstimmung muss Mari sich vor ihrem eigenen Clan verstellen. Sie weiß nicht genau, wo sie hinzugehören scheint und fühlt sich fremd in ihrer eigenen Haut. Anfangs wirkte sie auf mich für ihre 18 Jahre sehr kindlich und unselbstständig, denn sie war viel zu sehr auf ihre Mutter fixiert. Diese war zwar lange Zeit ihre einzige Bezugspersonen, doch wirklich Mühe sich anderen zu öffnen, hat sich Mari nicht gegeben. Stattdessen hat sie lieber alleine in ihrem Bau gejammert. Erst im Laufe der Geschichte wird sie entschlossener und aktiver und kommt mehr aus sich heraus. 
Bei Nik fiel es mir leichter, ihn zu mögen. Anfangs wirkte er noch arrogant, doch schnell zeigte sich, dass auch er nicht genau weiß, wo er hingehört. Zwar hat er als Sohn des Anführers einen festen Platz im Stamm, jedoch ist er einer der Wenigen, die noch nicht von einem Hund als Gefährte erwählt wurde, was ihm schwer zu schaffen macht. Nik jedoch fängt an aktiv zu werden und hinterfragt die längst veralteten Denkmuster und Gesetze, nach denen sein Stamm lebt und handelt. Mit seiner Entschlossenheit und seinem Einsatz konnte er mich für sich gewinnen, auch wenn er leider doch recht blass blieb.
Fahlauge war für mich einfach nur befremdlich und abstoßend. Mag sein, dass er nur das Beste für sein Volk wollte, jedoch war sein Verhalten einfach nur widerwärtig und unnatürlich. Für mich war auch nicht nachvollziehbar, wie und warum sein Volk so handelt. Zwar lebt ein Buch auch von seinen unsympathischen Charakteren und Bösewichten, Fahlauge war dann aber doch zu viel des Guten.