Rezension

Tolle Idee, mittelmäßige Umsetzung

Ananda - Beta - Rachel Cohn

Ananda - Beta
von Rachel Cohn

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt

Elysia ist der erste geklonte Teenager auf der Insel Denesme, eine Beta. Sie wurde entwickelt, um den Menschen auf der Insel zu dienen. Ihre einzige Aufgabe ist es, ihrer neuen Familie, den Menschen, die Elysia gekauft haben, zu gefallen.
Doch plötzlich muss Elysia entdecken, dass bei ihrer Herstellung etwas schief gelaufen ist. Eigentlich sollen Klone keine Gefühle empfinden können, doch bei Elysia ist es anders. Sie kann Essen schmecken, sie hat Emotionen und sie hat sogar Erinnerungen an ihre First, den Menschen, von dem sie geklont wurde. Elysia vermutet, dass sie ein defekter Klon ist und setzt alles daran, ihr großes Geheimnis vor ihrer Familie geheim zu halten. Denn sollte jemand herausfinden, dass Elysia anders ist, steht ihr der unmittelbare Tod bevor…

Meinung

‘Beta’ war anfangs genau so außergewöhnlich, wie ich es mir vorgestellt habe, nachdem ich zum ersten Mal das englische Cover gesehen hatte. Im Gegensatz zum Deutschen, zeigt es nämlich genau die Art von Klon, wie Rachel Cohn sie in ihrem Buch beschreibt. Ein starrer Gesichtsausdruck, ein seelenloses Wesen, das nicht fähig ist, Emotionen zu verspüren.
Obwohl im ersten Drittel des Buchs nur wenig passiert und die Handlung kaum vorangetrieben wird, hat die Geschichte mich doch unheimlich fesseln können. Die Autorin legt zunächst sehr viel Wert darauf, die Welt, in der Elysia lebt, zu beschreiben. Das Leben auf einer perfekten Insel, das nur reichen und situierten Menschen vorbehalten ist. Kein Bewohner muss arbeiten, geschweige denn den Haushalt schmeißen oder aber seine Kinder großziehen, denn genau dafür gibt es die Klone. Rachel Cohn belässt es nicht bei der bloßen Beschreibung der Umgebung, sondern geht auch genau darauf ein, wie die Klone konzipiert sind, was sie für eine Aufgabe haben und wie sie ‘hergestellt’ werden.

Als sehr passend habe ich daher den Schreibstil der Geschichte empfunden. Elysia, die Protagonistin des Buchs, erzählt dem Leser von ihrem Schicksal als Klon. Und sie ist nicht irgendein normaler Klon. Nein, Elysia ist eine Beta, der erste Teenager Klon, der den Herstellern vom äußeren Erscheinungsbild perfekt gelungen ist. Elysia hat keine Seele, so ist auch ihre Sprache sehr sachlich und (im positiven Sinne) emotionslos. Sicherlich muss man sich an diesen Schreibstil erst einmal gewöhnen und er hat auch kaum besondere Merkmale, die herausstechen, doch passt er wie die Faust aufs Auge zur Geschichte. Während Elysia viel Wert auf detaillierte Beschreibungen der Umgebung legt, stechen die Sprechweisen der menschlichen Figuren im Buch besonders hervor. Sie stehen im starken Kontrast zueinander, sprühen vor Gefühlen. So ist es Rachel Cohn außerordentlich gut gelungen, das Wesen der Klone darzustellen.

Der Mittelteil von ‘Beta’ war dann leider genauso, wie es beim ersten Teil einer Reihe immer befürchte. Die Handlung zieht sich sehr, es tauchen kaum spannende Szenen auf. Elysia berichtet dem Leser von ihrem Leben als Klon bei einer reichen Familie. Sie lässt den Leser an ihren täglichen Aufgaben teilhaben und man lernt ihre neue Familie genau kennen. Zwar tauchen sehr schnell die außergewöhnlichen Situationen auf, die bereits im Klappentext angekündigt werden. Elysia ist nicht nur eine neue Art von Klon, sondern auch dazu fähig, Gefühle zu empfinden. Bei mir entstand schnell die Hoffnung auf ein rasantes und fesselndes Buch, was aber leider erst zum Ende hin der Fall war.

Denn der große Teil des Buchs beschäftigt sich immer wieder im Wechsel mit Elysias neu entdeckten Gefühlen, die immer wieder in ein und derselben Situation auftauchen. Rachel Cohn verfolgt tatsächlich immer wieder ein und dasselbe Schema, um den Leser zu verdeutlichen, dass Elysia doch kein seelenloses Wesen ist. Meiner Meinung nach ist das sehr schade, denn aus diesem Element hätte man sicher schon eher eine sehr spannende Atmosphäre schaffen können.
Hinzukommt, dass für mich geplant überraschende Wendungen wiederum absolut vorhersehbar waren und so natürlich auch keine Spannung aufgekommen ist. Die Entwicklung der Geschichte war außerdem an vielen Stellen widersprüchlich zu der Charakterisierung der Klone, die Rachel Cohn anfangs so gewissenhaft vorgenommen hat. Ereignisse, die von der Autorin zuvor mit einer plausiblen Begründung ausgeschlossen wurden, traten plötzlich doch ein. Gerade in den letzten Kapiteln saß ich mit einem riesigen Fragezeichen im Gesicht vor dem Buch und konnte nur noch mit dem Kopf schütteln.

Elysia lernt in ihrem neuen Leben viele Jugendliche, aber auch andere Klone kennen. Die Jugendlichen jedoch haben mir sowohl von ihrem Wesen, als auch von ihrem Verhalten absolut nicht gefallen. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass es mir missfallen hat, wie Rachel Cohn ihre Figuren dargestellt hat. Die Jugendlichen in Elysias Welt haben sicher ein perfektes Leben, das heißt, sie haben keinerlei Verpflichtungen, außer zur Schule gehen zu müssen. So mag vielleicht bei vielen Menschen in diesem Alter Langeweile entstehen. Doch während Jugendliche in unserer Welt bestenfalls einem Hobby nachgehen, so nehmen die ‘Freunde’ von Elysia Drogen. Und das nicht gerade selten. Vielleicht mag es nur mir so vorkommen, doch ich empfand diesen Drogenkonsum als sehr ungünstige Botschaft für jugendliche Leser. Nicht, dass die Autorin dazu aufgerufen hätte, Drogen zu nehmen, das auf keinen Fall. Doch ich hätte mir gewünscht, dass deutlicher hervorgehoben worden wäre, was Drogen verursachen können.

Blick in die Zukunft

‘Beta’ ist der Auftakt der ‘Ananda’ Quadrologie.

Fazit

Mit ‘Beta’ hat Rachel Cohn eine futuristische Welt erschaffen, die mich von der ersten Seite an absolut faszinieren konnte. In den ersten Kapiteln merkt man sehr gut, dass Rachel Cohn ihre Welt gewissenhaft und genau geplant hat. Der Schreibstil passt besonders gut zu der Protagonistin Elysia, die von der Autorin als seelenloses Wesen eingeführt wird. Genau wie die Protagonistin ändert sich auch die Sprache im Buch. Perfekt!
Doch während die Einführung der Geschichte besonders gut gelungen ist, so sehr lässt die Handlung im Laufe des Buchs nach. Immer wieder gleich ablaufende Situationen, vorhersehbare Wendungen und zum Ende hin sogar Widersprüche, haben meine Begeisterung stark gebremst.