Rezension

Tolle, interessante Idee, die jedoch vor allem zu langatmig geriet

Winterseele. Kissed by Fear - Kelsey Sutton

Winterseele. Kissed by Fear
von Kelsey Sutton

Bewertet mit 3.5 Sternen

„Winterseele – Kissed by Fear“ hat mich schon allein durch seine Idee neugierig gemacht, denn die hört sich zu gut an: Gefühle, die in menschenähnlicher Gestalt daherkommen und ein Mädchen, das gar nichts fühlt? Also ich kenne jedenfalls kein Buch, das in diese Richtung geht.

Die Handlung fand ich dann auch vor allem wegen dieser Idee interessant. Es ist ja nicht nur so, dass Gefühle eine Gestalt haben, auch Elemente wie Nebel oder die Jahreszeiten tauchen auf. Ich fand es immer wieder faszinierend, welche Erscheinung sich Kelsey Sutton für diese Gefühle und Elemente ausgedacht hat.

Ansonsten muss ich aber sagen, dass die Handlung teilweise an Spannung hat fehlen lassen. Es gibt zwar Passagen, in denen Action vorkommt, die dann auch spannend sind, aber viele Teile am Anfang, in der Mitte und auch ganz am Ende wieder dröppeln so vor sich hin, es passiert einfach nicht sehr viel. Selbst die Suche nach der Lösung des Rätsels, wieso Elizabeth rein gar nichts fühlt, streckt sich. Ab und an gibt es Hinweise und ich wollte auch wissen, was es damit auf sich hat, aber es zog sich einfach.

Den Schreibstil fand ich genauso interessant wie die Idee hinter dem Roman. Das Buch ist ja aus Elizabeths Sicht geschrieben und ich hab echt Respekt vor der Autorin, denn ich kaufe ihr die Gefühlslosigkeit, mit der sie die Geschichte beschreibt, ab! Noch besser finde ich aber, wie Kelsey Sutton gaaaanz langsam den Übergang dazu schafft, dass Elizabeth irgendwann doch etwas fühlt. Man merkt ihr immer mehr Gefühle an und dabei muss es dann gar nicht mal so sein, dass die Autorin das Gefühl konkret benennt, nein, sie beschreibt die Auswirkungen, was gleich nochmal authentischer wirkt.

Doch auch der Schreibstil hatte meiner Meinung nach seine 'Schattenseiten'. Denn vor allem, wenn es um die Liebesgeschichte in dem Buch geht, merkt man, wie hier die Klischees hochkommen. Da blitzen die Augen, werde Haare aus den Augen gestrichen, fallen goldenen Sprenkel in den Augen auf. Dinge, die man eben schon in gefühlt tausend anderen Jugendbüchern gelesen hat. Gut, dass die Autorin es nicht ganz so übertreibt, denn es gibt diese Klischees zwar, aber sie halten sich doch einigermaßen in Grenzen.

Mit den Charakteren war es in "Winterseele" ganz eindeutig schwierig! Die Nebencharaktere - und damit meine ich gerade alle bis auf Elizabeth - waren meiner Meinung nach nicht so gut ausgearbeitet. Nicht schlecht und oftmals auch sympathisch, aber irgendwie hat mir da immer das gewisse Etwas gefehlt. Selbst bei Fear, Joshua oder Maggie, die ja durchaus interessante Figuren sind.

Und mit Elizabeth musste man erst einmal warm werden, Sie als Protagonistin war auf jeden Fall spannend, einfach wegen der Leere in ihr, aber genau das hat eben auch dazu geführt, dass sie ein sehr seltsamer Charakter war, den sehr distanziert wirkte. Mit dem man nicht richtig mitfühlen konnte. 

Außerdem gibt es eine Sache an diesem Buch, die ich absolut unverständlich finde und die gar nicht mal an der Autorin liegt, sondern an der Übersetzung. Und zwar meine ich die Namen der Gefühle und Elemente. Sie alle heißen wie das Gefühl beziehungsweise Element, das sie repräsentieren, alle, ausnahmslos. Fast alle tragen den deutschen Namen. Also Freude, Trauer, Winter, und so weiter. Bis auf die Angst. Der heißt nämlich nicht Angst, wie es ja logisch wäre, sondern Fear. Und das hat mich dermaßen gestört. Denn entweder hätte man alle der Namen englisch lassen oder sie alle übersetzen sollen, aber bitte nicht so ein Mischmasch.

Insgesamt hatte ich mir ein wenig mehr von diesem Buch erhofft, denn obwohl vieles gut war und vor allem die Idee so originell und interessant, gab es überall ein Aber, das das ein wenig zerstört hat.