Rezension

Tolle, spannende Unterhaltung mit schönem Lokalkolorit

Totenweg - Romy Fölck

Totenweg
von Romy Fölck

Bewertet mit 4.5 Sternen

Bjarne Haverkorn ist Kommissar in Schleswig-Holstein und hat noch immer damit zu kämpfen, dass er seinen ersten Fall - damals vor etwa 20 Jahren - nicht hat aufklären können. In der Elbmarsch - in Deichgraben, im Totenweg - ist seinerzeit eine junge Frau tot aufgefunden worden. Bis heute kann kein Täter ermittelt werden. Nun kommt ein weiterer Fall in diesem Ort hinzu - der Vater der jungen Frida Paulsen, die gerade frisch von der Polizeihochschule Hamburg kommt, ist brutal niedergeschlagen worden. Frida ist damals die beste Freundin des ermordeten Mädchens gewesen. Bjarne und Frida lernen sich nun kennen und beginnen zaghaft, sich aneinander zu gewöhnen und sich gemeinsam mit diesen Fällen zu beschäftigen. Gibt es einen Zusammenhang?

Im Ort und Umkreis von Deichgraben ist viel los. Ein korrupter Landwirt will sich alles unter den Nagel reißen und geht dabei möglicherweise über Leichen. Hier und da gibt es plötzlich heftige Streitereien. Merkwürdige Schmierereien tauchen immer wieder auf. Und bei all diesen Geschehnissen rätselt der Leser unentwegt, wird oft auf falsche Fährten gelockt und versucht plausible Erklärungen für eventuelle Täter zu finden. Das hat mir an diesem Krimi aus der Elbmarsch ganz besonders gut gefallen und großen Spaß bereitet: man wird nach einem etwas ruhigerem ersten Drittel quasi durch die Seiten gejagt und ist mittendrin - als Ermittler(in) ;)

Aber auch die Charaktere Frida und Bjarne werden gut gezeichnet und ich habe zu beiden mit der Zeit große Sympathien aufgebaut. Frida - die toughe, unerschrockene "Anfängerin", die noch viele (dumme) Alleingänge durchzieht und der leicht verbitterte und von einer sehr schwierigen Ehe gebeutelte Bjarne, der bei seiner Arbeit Ablenkung erfährt, aber nie wirklich abschalten kann. Das sind tolle und interessante Charaktereinführungen, auf die wunderbar in den nächsten Fällen (die da bald kommen^^) aufgebaut werden kann. Auch die weiteren Personen im Umfeld haben so ihre Ecken und Kanten, sind gut eingeführt und man kann gepannt sein, was sich da noch entwickelt. Ganz besonders gefallen hat mir schließlich die Atmosphäre, die Romy Fölck erschaffen hat. Die Obsthöfe in der Elbmarsch, die Nebelschleier am Morgen, die alten Gebäude... das alles ist sehr echt beschrieben, ich habe es direkt vor mir sehen können. Nicht zuletzt, weil ich die Gegend ein bisschen kenne, kann ich sagen: passt. Hab sie wiedererkannt :-)

Okay, es gibt auch die eine oder andere Sache, die ich nicht so ganz nachvollziehen kann oder die mich etwas gestört hat. Aber ehrlich gesagt, fallen diese Dinge nicht sonderlich ins Gewicht und haben nichts an der klasse Unterhaltung geändert, die mir der Krimi beschert hat.

Fazit: Ganz tolle Krimiunterhaltung! Spannend und dynamisch, flüssig und angenehm zu lesen, interessante und sympathische Ermittler, schöner Lokalkolorit. Hat Spaß gemacht und große Lust auf den nächsten Fall! :-)