Rezension

Tolle Story mit kleinen Schwächen

Die Sturmrose - Corina Bomann

Die Sturmrose
von Corina Bomann

Bewertet mit 4 Sternen

Annabell, die gerade eine Scheidung hinter sich hat, zieht mit ihrer Tochter nach Binz auf Rügen um einen Neuanfang zu wagen. Bald schon entdeckt sie im Hafen ein altes Schiff, in das sie sich augenblicklich verliebt: Die Sturmrose. Aber nicht nur ihr scheint es das Schiff angetan zu haben, sondern auch Christian, der zunächst ihr Konkurrent zu sein scheint. Doch bald schon kommt alles anders und das Schiff wird eine Reise in ihre eigene Vergangenheit und gleichzeitig könnte es auch Annabells gehoffter Neuanfang werden.

Corina Bomann behandelt in Die Sturmrose die Geschichte der DDR und vor allem das Thema Zwangsadoption und Flucht. Dabei bleibt sie, soweit ich das beurteilen kann, nah an der Geschichte. Viele Dinge können so oder ähnlich tatsächlich geschehen sein. Diese geschichtlichen Fakten bindet sie geschickt in eine tolle Geschichte rund um Annabell ein, in der es um die Suche nach der eigenen Identität, Liebe, Enttäuschungen, Verantwortung als Mutter und so vieles mehr geht. Bomann schreibt wieder flüssig. Ihre Sprache ist angenehm zu lesen und gleichzeitig schafft sie es, dass man sich viele Dinge bildlich vorstellen kann.

Auch die Hauptpersonen sind liebevoll beschrieben. Man schließt einige der Personen direkt ins Herz. Die Zweifel, die Annabell plagen, sind nachvollziehbar. Christian gefällt mir in der Geschichte fast am Besten. Trotz seiner Vergangenheit ist er liebenswert und vor allem eine große Stütze für Annabell. So einen Mann wünscht sich wohl jede Frau an ihrer Seite. Dennoch gibt es in der Beschreibung zu Christian für mich ein paar kleinere Schwächen bzw. Unstimmigkeiten. So wird er zunächst als unnahbar und teilweise abweisend beschrieben, der mit seinen Gedanken oft abschweift. Sobald er sich Annabell geöffnet hat, verschwinden diese Züge völlig. Dies ist für mich im Falle des Abschweifens nicht ganz nachvollziehbar, denn so plötzlich wird sich meiner Meinung nach niemand komplett ändern. Es wäre realistischer gewesen, wenn diese Züge ab und an noch zum Vorschein gekommen wären. Ähnliches empfand ich bei Annabells Exmann. Auch hier war mir die Wandlung zu abrupt und nicht ganz glaubwürdig.

Bomann webt in die Geschichte um Annabell geschickt andere Handlungsstränge bzw. Erzählperspektiven ein, die den Leser in die Vergangenheit entführen und die Geschichte der DDR an einigen Stellen verdeutlichen. Die geschichtlichen Fakten passen gut in die Geschichte und es ist ihr eine gute Mischung aus Realität und Fiktion gelungen.

Neben manchen Schwächen bei den Handlungen der Personen war mir in dem Buch das Ende zu konstruiert. Alles ging plötzlich ziemlich schnell und es hatte für mich zum Teil auch den Anschein, dass es unbedingt ein Happy-End geben musste. Hier wäre etwas weniger für mich mehr gewesen.

Alles in allem ist Die Sturmrose aber wieder ein lesenswerter Roman von Corina Bomann, der mich, trotz der kleinen Schwächen, abgeholt und auf eine tolle Reise mitgenommen hat.