Rezension

Tolle Story, verwirrende Umsetzung

In meinem Himmel - Alice Sebold

In meinem Himmel
von Alice Sebold

"In meinem Himmel' ist eines der unvergesslichsten und eindrucksvollsten Leseerlebnisse, die ich seit langem machen durfte. Der Roman ist komisch und schmerzhaft zugleich, er ist hart und macht doch Mut, und er trifft den Leser mitten ins Herz."
Der Meinung von Michael Chabon, kann ich mich leider nicht anschließen. 
Der Himmel, einige glauben daran, einige nicht. Ich stehe irgendwo dazwischen. Die Idee des Buches war daher, für mich, einfach umwerfend.
Als ich mich dafür entschied das Buch zu lesen, freute ich mich wahnsinnig darauf. Man las viel gutes darüber, was einem nur noch mehr anspornte. Doch schon nach den ersten Seiten merkte ich, das dieses Buch ein harter Brocken für mich wird. Da die Kurzbeschreibung schon sehr viel verriet, konnte man sich bereits vorstellen was im Buch passieren würde und gerade das machte mich ja so neugierig. Mein Problem war die Schreibweise. Dazu aber jetzt mehr.
Auch diesmal werde ich nicht alle Charaktere des Buches erwähnen können, da es einfach zu viele waren. Die wohl wichtigste Figur im Buch ist eh Susie, welche vergewaltigt und anschließend ermordet wurde. Obwohl ich soviel über sie und ihren Himmel las, ist sie für mich immer noch eine Unbekannte. Ich bekam nur das Gefühl, das sie erwachsen wirkte und für mich nicht die Züge einer 14-jährigen hatte. Ähnlich erging es mir mit ihrer Schwester Lindsey, welche noch komplexer war, da ihre Handlungen und Gefühle nicht ihren Alter entsprechend waren. Bei Lindsey muss man jedoch sagen, das sie hoch intelligent und ihren Altersgenossen weit voraus war. Was mich bis zum Ende sehr beschäftige war die Familienkonstellation, da sich mir diese nicht erschloss. Die Verhältnisse untereinander wechselten auf derart verwirrende Weise, das ich nie ganz sicher war ob die Eltern nun tatsächlich glücklich waren oder nicht und ob Lindsey und Susie sich mochten. Einzig der kleine Buckley, der jüngste der Salmon´s, war ein kleiner Lichtblick da er die Welt aus ganz anderen Augen sah als die Älteren. Die Geschichte um George Harvey, ist sehr interessant und lässt einen zwischen Wut, Frust und Mitleid hin und her wanken. Man bekommt viele Einblicke in seinen Charakter, bei denen man immer das Gefühl hat selbst darüber zu entscheiden wie man sie einkategorisiert. Personen wie die Polizeibeamten, Susie´s Freunde usw. würde ich als Nebencharaktere einstufen, die im Buch, immer wieder einmal kleinere Auftritte haben. 

Das wohl größte Problem das ich mit diesem Buch hatte, war wohl die Schreibweise. Ich holperte förmlich über die Seiten, da die Wechsel zwischen den Personen, Orten und Zeiten zu oft wechselten. Sehr oft musste ich Abschnitte wiederholen da ich einfach nicht verstand was man mir mitteilen wollte. Hier muss ich leider auch gestehen, das ich mit Poesie und Lyrik sehr wenig am Hut habe und mir so manche Sprichwörter einfach nix sagen. Es fällt mir schwer, etwas heraus zu interpretieren, was für einige offensichtlich ist. Und trotzdem muss ich sagen das mir die Idee zur Geschichte sehr gut gefällt und mich der Film sehr ansprach. Aus der Sicht einer Verstorbenen zu erzählen, die aus ihrem Himmel heraus das Leben ihrer Liebsten und das des Täters weiter verfolgt ist einfach nur eine wunderschöne Darstellung. Auch die Beschreibung über das was im Himmel möglich war, faszinierte mich. Leider ließ mir das Buch aber auch zu viele Fragen offen. Gerade was die Beziehungen untereinander anging, war mir der Inhalt wieder zu verwirrend. Wie schon oben beschrieben, konnte man sich kein richtiges Bild über Susie´s Familie machen. Das man teilweise nicht wusste wie einzelne Personen reagieren waren gut, oftmals aber wollte man einfach nur wissen wieso. Diese Antwort blieb einen leider komplett verwehrt. 

Auch bei diesem Buch gibt es mittlerweile die unterschiedlichsten Cover. Dies variiert bereits dabei ob man das Taschenbuch oder ein Hardcover erwarb. Ich hatte mich für das Hardcover entschieden und finde dies noch immer wunderschön. Wenn ich es mir ansehe habe ich ein Gefühl von Leichtigkeit. Alles wirkt so hell und freundlich. Das Mädchen, das schaukelt, ist für mich ein Zeichen von Freiheit, kein Kontakt mit dem Boden und dem Himmel ein Stück näher. Das der Name der Autorin und der Buchtitel so dezent gehalten wurden, finde ich ausgesprochen schön, da es einfach zum Gesamtbild passt. 

 Eine wunderschöne Idee, die aber zu verwirrend und zu langatmig umgesetzt wurde. Ich fand mich in diesem Buch einfach nicht zurecht.