Rezension

Toller Abschluss

Der Sturm der Normannen - Ulf Schiewe

Der Sturm der Normannen
von Ulf Schiewe

Der junge Normanne Gilbert steht schweren Zeiten gegenüber. Sein Herr, Robert Guiscard, sitzt im Kerker. Ein Bruderkrieg droht das Normannenreich zu zerstören und der Papst schmiedet seine ganz eigenen Pläne.

 

„Der Sturm der Normannen“ ist der vorerst finale Band von Ulf Schiewe rund um die Machenschaften der Normannen in Italien. Es empfiehlt sich, auch die Vorgänger gelesen zu haben, denn obwohl das Buch ein ganz eigenständiges Abenteuer ist, wird doch auf viele vorherige Ereignisse Bezug genommen. Das Buch macht einfach mehr Freude, wenn man weiß, wer wie wohin gehört und wer was angestellt hat in der Vergangenheit.

 

Wieder verstand es Ulf Schiewe mit seinen Betrachtungen rund um die Normannen und ihre Eroberungszüge mich in seinen Bann zu ziehen. Er kann einfach die Balance halten zwischen historischen Fakten und kontinuierlicher Charakterentwicklung. Denn das hatten sie.

Gilbert ist nicht mehr der junge Schweinehirt von einst, sondern ein Krieger, mit dem man rechnen sollte, und der seine eigenen wichtigen Entscheidungen trifft. In diesem Band mochte ich ihn um ehrlich zu sein am meisten. Genauso wie seine Frau Gerlaine, die ihn immer auf den Boden der Tatsachen zurück brachte.

Zudem fügt sich dieser Band in Schiewes eher komplexe Gesamtgeschichte ein. Ich habe lange dem ein oder anderen (historischen) Charakter misstraut. Kocht er nun sein eigenes Süppchen? Auf welcher Seite steht er denn nun? Und, Moment, ein paar Seiten vorher wurde doch dies oder jenes geäußert. Könnte es vielleicht sein, dass ...

Ihr seht, der geneigte Leser hat es hier nicht mit einem gradlinigen Roman zu tun. Ich hatte jedenfalls meine Freude daran, die ganze Geschichte in ihre Bestandteile aufzudröseln, nur um mir am Ende zu sagen: „Ich habs doch gleich gewusst!“

Die historischen Details, die Ulf Schiewe immer mit in seine Romane einbringt, gefallen mir besonders. Auch diesmal hat er mir eine Region näher gebracht, über die ich bisher weniger gehört habe. Man greift ja doch eher zu Romanen über das Mittelalterliche England oder den Kreuzzügen, anstatt sich zu fragen, was die Normannen sonst noch so angestellt haben außer England zu erobern.

Er schreibt eigentlich lebendige Geschichte, deshalb lese ich ihn auch so gern.

 

Mein einziger Kritikpunkt ist vielleicht, dass ich manchmal das Gefühl hatte, einen Tacken zu viel Heereswissen zu lesen, was ich eventuell mehr in den Plot investiert hätte. Aber das sind nur Kleinigkeiten.

 

Alles in allem war „Der Sturm der Normannen“ ein tolles Buch, das mich an die Seiten gefesselt hat. Ich vergebe gerne 4,5 Sterne.