Rezension

toller Auftakt, der Lust auf mehr macht

Unearthly - Dunkle Flammen - Cynthia Hand

Unearthly - Dunkle Flammen
von Cynthia Hand

Bewertet mit 5 Sternen

Die 16jährige Clara lebt mit ihrer Mutter Maggie und ihrem jüngeren Bruder Jeffrey in Kalifornien.
Von außen betrachtet eine ganz normale Familie, und doch trügt dieser Schein. Diese Familie ist etwas ganz besonderes, sie tragen Engelsblut in sich. Claras Mutter ist ein Halbengel (Dimidius) und Clara und ihr Bruder sind Viertelengel (Quartarius).
Claras Engelskräfte entwickeln sich erst nach und nach, und entfalten sich erst nach Bestehen einer ihr auferlegten Prüfung vollständig.
Diese Aufgabe erscheint ihr immer wieder in einer Vision und verrät nur Stückchenweise wichtige Details. So wird sie immer mehr zum Mittelpunkt von Claras Leben und sie ziehen sogar aus dem sonnigen Kalifornien ins winterliche Wyoming, da Christian, der Junge der immer wieder in ihrer Vision auftaucht, hier lebt.
In ihren Visionen sieht sie immer wieder einen Waldbrand und Christian mit seinem Pick-up, der vom Feuer eingeschlossen ist.
Doch was ist ihre Aufgabe? Soll sie den Jungen retten, oder spielt er eine ganz andere Rolle als vermutet? Sie ist ratlos, denn die Visionen geben da leider keine Hinweise darauf.
Als der Moment auf den sie solange hingearbeitet hat, endlich da ist, erkennt sie entsetzt, dass sie eine folgenschwere Entscheidung treffen muss.
Die Frage ist nur, ob für die Liebe oder das Schicksal, und welche Folgen wird das für Alle haben?

Meine Meinung:
Unearthly: Dunkle Flammen von Cynthia Hand ist der erste Teil einer Trilogie um das Engelblut Clara, ihre Familie und ihre Freunde. Es ist kein actionreicher Roman in dem Clara auf jeder zweiten Seite die Welt rettet und die Heldin der Menschheit ist. Im Gegenteil. Es geht überwiegend um Liebe, Freundschaft, Familie und eine Aufgabe, die ihr sehr früh zeigt, wie sich Versagensängste anfühlen.

Clara ist jung, neugierig, lebenshungrig, und sie hat ein Ziel vor Augen, sie muss Christian retten. Auf der anderen Seite erkennt man die jugendliche Ängstlichkeit und Unsicherheit dieses Alters, und vorallem die Last "anders" zu sein. Der Roman ist ausschließlich aus der Sicht Claras geschrieben und ließ mich am Leben eines jungen bodenständigen Mädchens, dass ihre Aufgabe bestehen und im Grunde nur ganz "normal" sein möchte, teilhaben. Ich konnte sofort eine "Beziehung" zu Clara und ihren Freunden Tucker, Wendy und Angela aufbauen und verfolgte gespannt Claras Versuche, hinter die Bedeutung ihrer Vision zukommen, und gleichzeitig sich dem nicht ganz einfachen Highschool-Leben in ihrem neuen Zuhause zu stellen..

Aber auch bei den Nebencharakteren hat die Autorin ein sehr feinfühliges Händchen bewiesen. Da ist mir zum einen Tucker sehr positiv im Gedächtnis geblieben. Nach ein paar anfänglichen Schwierigkeiten der beiden, konnte er Claras Herz für sich gewinnen. Er wirkt sehr erwachsen für sein Alter, arbeitet neben der Schule um später seine Träume zu verwirklichen (die er schon ganz genau vor Augen hat) und macht Clara sehr glücklich. Vorallem gibt er ihr das Gefühl ein normaler Teenager zu sein, und lässt sie ihre Bürde vergessen.
Wen ich jedoch bis zum Schluss nicht durchschaute ist Maggie. Zu Beginn konnte man richtig das starke Band zwischen Mutter und Tochter spüren und hatte das Gefühl, diese Beiden entzweit nichts. Doch weit gefehlt. Es ist sehr offensichtlich, dass Maggie Clara nicht alles anvertrauen möchte was es sich mit Ihrer Aufgabe und den Hintergründen zu der Geschichte der Engel auf sich hat. Dies erschüttert das Verhältnis der beiden ungemein. Maggie gibt zwar immer vor, vieles müsste Clara selbst heraus finden, und sie möchte sie nur schützen, doch führte das in der Geschichte eher dazu Clara in Gefahr zu bringen. Bei ihr habe ich das Gefühl, dass es hier noch einiges gibt, was noch nicht ans Licht kam.

Meiner Meinung nach besticht der Roman vorallem durch den einfachen und doch einfühlsamen Schreibstil der Autorin, der nicht nur sehr detailliert die Umgebung und Landschaften beschreibt, sondern auch die Charaktere mit soviel Tiefe und Lebendigkeit erfüllt, dass ich gar nicht anders konnte, als mich mit Haut und Haaren auf diese Geschichte einzulassen. Man spürt sprichwörtlich das Herz, mit dem Cynthia Hand ihre Charaktere zum Leben erweckt. Jeder Charakter ist ist einzigartig und hat seine eigene wichtige Aufgabe in dieser Geschichte. Trotz alledem verliert sich die Autorin nicht in unwichtigen Einzelheiten, die einen ausbremsen oder den Faden verlieren lassen, sondern es ist alles rund und stimmig. Man könnte sagen, fast wie aus dem Leben gegriffen, und das ist bei einem Fantasy-Roman gar nicht so einfach.
Die Besonderheiten der verschiedenen Momente und Charaktere werden geschickt hervorgehoben, sodass von Anfang bis Ende ein fesselnder und spannender Roman entsteht, den man nicht mehr aus der Hand legen möchte. Die letzte Seite ist einfach viel zu schnell erreicht. Da kommt eindeutig ihr Beruf zum Vorschein.
Das Ende ist bis zum Schluss nicht vorhersehbar und läßt noch viele Möglichkeiten für den nächsten Band offen.
Der Folgeband "Heiliges Feuer" erschien im Oktober 2012 und Band 03 "Himmelsbrand" im August 2013 und beide werden mit Sicherheit auch einen Platz in meinem Bücherregal finden.

Fazit:
Für mich ist dieser Roman ein absolutes Lesehighlight das Freundschaft, Familie und die erste Liebe in einen überaus fesselnden Fantasy-Roman verpackt.
Er ist sowohl für Jugendliche als auch Erwachsene überaus lesens- und empfehlenswert.