Rezension

toller Roman

Dein perfektes Jahr
von Charlotte Lucas

Bewertet mit 5 Sternen

Jonathan N. Grief ist Chef eines Hamburger Verlags, der schon seit Jahren im Besitz seiner Familie ist. Sein Alltag läuft jeden Tag nach demselben Muster ab, was ihn nicht weiter stört - im Gegenteil, so muss er sich keine Gedanken darüber machen, was er zu tun hat.

Hannah Marx hat gerade mit ihrer besten Freundin zusammen eine Einrichtung für Kinder eröffnet, die dann auf hat, wenn "normale" Kitas geschlossen sind, die Eltern aber dringend eine Betreuung für ihre Kinder suchen. Hannah ist Optimistin durch und durch - sonst hätte sie diesen Schritt vermutlich nicht gewagt. Doch auch sonst genießt sie gerne den Augenblick und erfreut sich an den kleinen Dingen.

Am Neujahrsmorgen findet Jonathan nach seiner Joggingrunde an seinem Fahrrad ein Filofax, das ihm für jeden Tag des neuen Jahres eine Aufgabe stellt. "Schreibe eine Liste, wofür du dankbar bist" oder "Geh zur Veranstaltungshalle und nenne folgende Reservierungsnummer." Erst ist er skeptisch, weil er ahnt, dass das Filofax nicht vorrangig für ihn bestimmt ist. Doch nachdem sich der Besitzer nicht ermitteln lässt und ihn das Filofax nicht loslässt, lässt er sich auf die Aufgaben ein - und gewinnt so eine ganz neue Sicht auf sein Leben.

Die Geschichte klingt zwar relativ durchschaubar, die Handlung jetzt auch nicht grundlegend neu, aber die Umsetzung ist einfach so gut, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte. Die Charaktere sind gerade am Anfang zwar etwas überspitzt, aber in einem Maß, dass man trotzdem erahnen kann, dass in ihnen nette Menschen stecken. Gleichzeitig muss ich sagen, dass mir persönlich Hannah als Freundin etwas zu sehr auf ihrem "Das Glas ist immer halbvoll"-Trip ist, und Jonathan sehr in seinen Routinen gefangen ist. Doch das ist erst der Anfang, durch verschiedene Ereignisse verändern beide sich sehr. Das geschieht nicht, ohne dass sie sich auch immer wieder selbst im Weg stehen, aber Veränderungen geschehen nicht immer von selbst und sind nicht immer einfach.

Gut fand ich, dass die Zahl der Nebencharaktere recht überschaubar blieb. Dafür waren die Charaktere, die es neben den beiden Protagonisten noch gab, wichtig bis sehr wichtig für die Handlung und ihren Verlauf. Da ihre Zahl überschaubar war, konnte ich sie immer zuordnen, auch, wenn sie über eine längere Zeit keine Rolle gespielt hatten. Da die Handlung des Buches sich über ein Jahr erstreckt, hätten es auch locker einige mehr werden können, was immer die Gefahr birgt, dass alles unübersichtlich wird und keiner so richtig eine Rolle spielt.

Den Stil von Wiebke Lorenz alias Charlotte Lucas fand ich schon in ihren Thrillern super. Sie versteht es einfach, fesselnd zu schreiben und auch in einem Roman eine Grundspannung aufzubauen, so dass ich immer wissen wollte, wie es weitergeht. Die Kapitel wechseln zwischen Jonathan und Hannah, die beide über eine sehr lange Zeit unabhängig voneinander existieren, so dass es zwei getrennte Handlungsstränge gab und ich bei beiden wissen wollte, wie es weitergeht. Gleichzeitig hat der Schreibstil mich so in seinen Bann gezogen, dass ich mit beiden gelebt habe, mit Jonathan das entspannte Leben entdeckt habe und mit Hannah geweint habe.

Was ich bei diesem Buch auch sehr gelungen finde, ist der Einband: Es ist ein etwas kleiner formatiges HC mit Lesebändchen, aber ohne Schutzumschlag. Das macht es ganz praktisch, wenn man unterwegs viel liest oder auf der Couch mit schlafendem Kind auf dem Arm, wo es ganz angenehm ist, wenn das Buch nicht zu schwer ist, ich mich aber freue, dass es auch ohne Schutzumschlag einfach schön aussieht.

Fazit: Ein fesselnder Roman, der mich dazu gebracht hat, über manche Punkte in meinem Leben nachzudenken und dabei gute Laune verbreitet =)