Rezension

Toller Schreibstil!

Altenstein - Julie von Kessel

Altenstein
von Julie von Kessel

Spannende Familiengeschichte mit kleinen Schwächen, aber einem großartigen Schreibstil

Agnes von Kolberg ist eine strenge Frau von Adel, die sich nimmt, was sie glaubt, dass es ihr zusteht. Zielgerichtet und mit starkem Willen bringt sie es zu einem Mann, mit dem sie sich schmückt, 2 Gütern in Ostpreußen und 10 Kindern. Der Krieg nimmt ihr Mann und Besitz, aber nicht ihren Lebensmut. Sie zieht mit ihren Kindern in die Nähe von Bonn und beginnt dort ein neues Leben.

Der Roman erzählt die Geschichte des Familienbesitzes Altenstein und seinen Bewohnern. Alle Kinder bis auf 2 gehorchen der Mutter und führen ein Leben, wie sie es sich für sie vorgestellt hat. Konrad und Nona, die beiden jüngsten, machen ihr dagegen Sorgen. Konrad ist ihr Augenstern, ihr Wunschkind, das sie vergöttert und verhätschelt. Doch er sucht vergeblich seinen Platz im Leben. In der Wiedervereinigung Deutschlands sieht er die Chance, Altenstein zurück zu bekommen und an das frühere glorreiche Leben der Familie anzuknüpfen. Nona, die schöne, die der Mutter stets die Stirn bietet, unterstützt ihn dabei. Die anderen Geschwister können Konrads Wunsch nicht verstehen. Die Familie zerbricht.

Der Roman erzählt die Familiengeschichte in teilweise schonungsloser und schockierender Art und Weise, aber mit einem unglaublich tollen Schreibstil. Das Buch polarisiert, aber ich gehöre zweifellos zu den Lesern, denen die Geschichte wirklich gefällt. Es gibt große Zeitsprünge, aus denen sich der Leser wie in einem Mosaik die einzelnen Steinchen zu einem großen Bild zusammensetzt. Auch werden in den Kapiteln nach und nach die meisten Personen der Familie in den Mittelpunkt gestellt, so dass man die einzelnen Charaktere kennen lernt und versteht, wer welche Rädchen dreht und wer die Familie als solche sieht und wer nicht.

Vieles wird schonungslos berichtet, so dass ich teilweise echt schockiert war über die Art der Mutter, mit ihren Kindern umzugehen, und einiges bleibt in der Geschichte ungeklärt. Das finde ich jedoch nicht schlimm. Der Leser bekommt einen guten Eindruck von den meisten Familienmitgliedern, so dass es seiner Phantasie überlassen bleiben kann, wie sich die ungeklärten Dinge entwickeln. I

Ich war von der Geschichte wirklich gefesselt, auch wenn sie einige wenige Schwächen hat. Der Spannungsbogen hielt sich bis zum Schluss und es wurde mir keinen Moment langweilig. Die einzelnen Charaktere sind wunderbar herausgearbeitet. Lediglich von Altenstein selbst hätte ich gerne etwas mehr erfahren.

Ich kann für das Buch eine klare Leseempfehlung aussprechen und bewerte es mit guten 4 von 5 Sternen.