Rezension

Toller Schreibstil

Herr über Land und Meer - Kai Rohlinger

Herr über Land und Meer
von Kai Rohlinger

Das Cover:
Zugegeben es ist nicht ganz nach meinem Geschmack. Zu unauffällig, zu schlicht und farblos. Andererseits passt es wiederum sehr gut zur Geschichte, denn der Protagonist ist ein Bote, der mit seinem Pferd unterwegs ist.

Meine Meinung:
Kai Rohlinger bringt in diese Geschichte einen Aspekt rein, den ich so noch nicht bei Büchern gesehen habe: Der Leser wird direkt angesprochen. Als Leser kann ich nicht nur dem Protagonisten durch die Geschichte folgen, sondern es fühlt sich an, als säße ich neben einem guten Freund, der mir aus seinem Leben erzählt. Auge in Auge.
Aulus Marcius Celer ist ein kluger Mann, der sich nur das wünscht, was sich wohl die meisten (besonders in jener Zeit) wünschen: Karriere. Und wenn alles gut läuft auch noch die Liebe. Und als es dann endlich soweit ist und er seine große Chance erhält in die Gunst des Kaisers zu kommen, muss er am Ende seiner Aufgabe erkennen, dass er so viel wollte und nun alles verliert, mitsamt seinem Leben. Doch wie das Schicksal so spielt kommt er mit seinem Leben davon, das aber nun aus nur noch einem Gedanken besteht: Rache. Ohne einen wirklichen Plan verfolgt er dieses Ziel und hofft, sich an dem Kaiser rächen zu können.
Ich liebe diesen Schreibstil und die Sprache. Sie versetzt mich als Leser in jene Zeit zurück und bringt mich dem Geschehen so nahe, dass man glaubt, selbst dabei zu sein. Ich habe geglaubt mit Aulus in einem Raum zu sein: Ein alter Mann, der mir von seinem Leben erzählt. Zudem scheint es gut recherchiert was Zeit, Örtlichkeiten und Begriffe aus dieser Zeit betrifft und für mich persönlich gab es ein weiteres Highlight: meine Heimatstadt Trier wird, wenn auch kurz, erwähnt.
Man erlebt die Gefühlswelt von Aulus hautnah mit. Er ist ein sympathischer Charakter, der es schafft, dass man an das Gute im Menschen glaubt. Oft verbindet man die Römerzeit mit Gewalt, Intrigen und Menschen, die einfach nichts Gutes im Schilde führen. Unser Protagonist ist da ganz anders: Auch er hat zwar Rachegedanken, doch man kann mit ihm mitfühlen und weiß, dass es einfach nur menschlich ist. Seine Liebe zu Valeria scheint tiefer zu gehen, als er es sich zunächst eingestehen möchte. Doch diese häufigen, zufälligen Treffen kann man wohl Schicksal nennen. Wohin das führt, könnt ihr dann selbst lesen.
Der Autor schafft es auf diesen wenigen Seiten eine ganze Geschichte, ein ganzes Leben zu erzählen. Es ist kurzweilig und doch hat man den Eindruck, dass es ein umfassender Roman gewesen ist, der nichts Wichtiges auslässt.

Mein Fazit:
Menschen, die sich ein wenig für Geschichte interessieren, für die Zeit der Römer, sind hier genau richtig. Man taucht ein in die alte Welt und lässt sich von der Macht der Zeit und dem Leben von Aulus mitreißen. Was gibt es schöneres als die Vereinigung von Spannung und einem Hauch von Liebe.