Rezension

Toller Schreibstil, interssante Idee, aber in der Umsetzung nur bedingt überzeugend

Himmelsfern - Jennifer Benkau

Himmelsfern
von Jennifer Benkau

Bewertet mit 3 Sternen

Kurzbeschreibung:
Noa verliebt sich. Doch ihr bleiben nur zwei Wochen. In zwei Wochen wird der Junge, den sie liebt, dem Menschsein den Rücken kehren, vielleicht für immer. Hat ihre Liebe unter diesen Umständen überhaupt eine Chance? Wird der Schmerz am Ende nicht viel zu groß sein?

Meinung:
Lange Zeit wusste ich nicht so wirklich, was mich im Roman „Himmelsfern“ erwartet. Eine Liebesgeschichte mit einem fantastischen Wesen, soviel habe ich vermutet, aber um was für Wesen es sich genau handelt, war bis zur Hälfe der Geschichte nicht klar, auch wenn man aufgrund eingestreuter Hinweise schon Vermutungen anstellen konnte. Das Gute daran ist, dass es sich wirklich um ungewöhnlich mystische Wesen handelt. Jedoch haben mir etwas die Hintergründe dazu gefehlt. Man erfährt kaum, was es mit den Wesen und ihren Todesfeinden, den Huntsman, auf sich hat.

Das was mich am Roman restlos überzeugen und beeindrucken konnte, war der Schreibstil von Frau Benkau. Die Geschichte lebt von ihren vielen, extrem passenden und witzigen Dialogen und Noas unverblümter und lockerer Art. Ich musste so oft grinsen und lachen, und das obwohl die Atmosphäre im Buch selbst eher bedrückend ist.

Auch die Handlung ist leider nicht von durchgängiger Spannung durchzogen. Selbst wenn man zu Beginn noch mitten in der Geschichte ist, ist der Mittelteil schon etwas sehr langatmig. Der geheimnisvolle Marlon braucht einfach viel zu lange, bis er Noa sein Geheimnis anvertraut und Noa wartet auch immer brav und geduldig auf die paar Hinweise, die er ihr nach und nach gibt. Und als er dann endlich damit raus rückt, versteht Noa faszinierenderweise Zusammenhänge, auf die ich mit diesen Hinweisen wohl eher schwerlich gekommen wäre. Es gibt zum Glück ein paar actionreiche Szenen, die zumeist mit einer Jagd durch die Huntsmen zu tun haben und die die Geschichte immer mal wieder ein bisschen spannender machen. Das Ende ist dann auch ziemlich nervenaufreibend gestaltet und kann den Leser gut ans Buch fesseln.

Es gibt in „Himmelsfern“ wirklich viele interessente Figuren, die leider fast alle etwas zu kurz kommen. Eine Ausnahme davon ist Protagonistin Noa. Sie ist eigentlich ein normales Mädchen, das in ihrem Leben schon viel mitmachen musste, aber ihren Humor und ihre eigene Stärke nie verloren hat. Auch wenn sie etwas sehr geduldig ist und die Sache mit der Entführung usw. ein bisschen schnell wegsteckt, fand ich sie doch immer sympathisch und habe gern mehr von ihr erfahren.

Das hervorstechendste an Marlon ist, dass er mal kein perfekter männlicher Protagonist ist. Er hat z. B. große Füße und ist nicht der allseits beliebte Frauentyp. Zusätzlich ist er sehr geheimnisvoll, und das ist auch ein bisschen das Problem, dass ich mit ihm hatte. Er ist zu geheimnisvoll, zu verschlossen und auch ein bisschen verstört, obwohl ich das bei seiner Situation doch zumindest nachvollziehen kann.

Zusätzlich gibt es noch viele Nebencharaktere, von denen einige wirklich das Potential zu überragenden Figuren gehabt hätten. Allen voran natürlich der geheimnisvolle Huntsman Stephan Oliver. Aus ihm hätte die Autorin noch so viel raus holen können, dass man da schon wirklich etwas hinterhertrauert. Eine weitere interessante Figur ist Noas Vater, der einfach ein super cooler Dad ist und auch mit humorvollen Sprüchen nur so um sich wirft.

Zum Schluss noch ein paar Worte zur Liebesgeschichte, da sie ja schon einen großen Teil des Romans einnimmt. Ich fand es gut, dass die Autorin, trotz mehrerer Möglichkeiten, keine Dreiecksbeziehung integriert hat. Sonst war die Liebesgeschichte jetzt zwar nicht hervorstechend gut und teilweise etwas sehr schnell, nüchtern und sachlich, aber das hat auch irgendwie zu den speziellen Charakteren gepasst, so dass man damit schon leben kann.

Fazit:
„Himmelsfern“ ist ein Roman, den man ganz gut lesen kann, der aber bei weitem mehr Potential gehabt hätte. Die Handlung ist vor allem im Mittelteil etwas sehr langatmig, teilweise bleiben Zusammenhänge und Hintergründe einfach zu undurchsichtig. Das große Plus ist der humorvolle und lockere Schreibstil, der trotz der melancholischen Stimmung oft für Lacher und Auflockerung sorgt. Von mir gibt’s gute 3 Sterne, aber nur eine bedingte Leseempfehlung.