Rezension

Tolles Buch, blödes Ende

Amor-Trilogie 03: Requiem - Lauren Oliver

Amor-Trilogie 03: Requiem
von Lauren Oliver

Der erste Satz

"Ich habe wieder angefangen, von Portland zu träumen."

Meine Meinung
!Achtung, es können Spoiler zu den vorherigen Teilen vorhanden sein!

Nachdem Lena und Julian es geschafft haben aus dem Fängen des Feindes zu befreien, kehren sie zum Widerstand zurück zu denen Raven, andere "alte Bekannte" und auch wieder Alex gehören. Lena ist geschockt und gleichzeitig glücklich Alex wieder zu sehen, doch dieser beachtet sie einfach nicht mehr.
Hana ist zwischenzeitlich geheilt worden und lebt ein normales Leben. Schon bald soll sie mit ihrem ausgewählten Partner verheiratet werden. Doch trotz ihrer Heilung denkt sie noch sehr oft an ihre ehemals beste Freundin...

"Wie kann jemand die Macht haben, einen in tausend Stücke zerspringen zu lassen, und einem gleichzeitig das Gefühl geben, ein Ganzes zu sein.
Seite 58  "

War ich in "Pandemonium" von Lena positiv überrascht, weil sie eine enorme Veränderung durchgemacht hatte und nicht mehr so naiv und nervig war, geht hier ihre Entwicklung wieder einen Schritt zurück. Ich habe ihre Stärke vermisst. Ihren eisernen Willen alles schaffen zu können und gegen die "Heilung" zu kämpfen. Stattdessen war sie plötzlich sehr sensibel, wenn nicht sogar weinerlich und eine tierische Eifersucht hatte von ihr Besitz ergriffen. Sie nimmt sich erst wieder zusammen und wird die Alte, als die Geschichte schon fast vorbei ist. Schade, dass Lauren Oliver sie nicht so gezeichnet hat, wie sie  in "Pandemonium" war, denn dort hat sie mir echt verdammt gut gefallen.
Alex, der im letzten Teil ja am Ende wieder aufgetaucht ist, ist anfangs sehr still. Ich habe mich gefragt, was wohl mit ihm geschehen ist und als ich es erfuhr, konnte ich seine Handlungen total nachvollziehen. Er war mir, wie auch schon in "Delirium" einer der liebsten Charaktere der Geschichte.
Zu denen zählt auch Hana. Ich habe sie mehr in mein Herz geschlossen als Lena. Ich mag ihre Warmherzigkeit und ihren Willen, eben genau das, was ich bei Lena vermisst habe. Oft habe ich mich gefragt, wer von den Beiden jetzt eigentlich die Geheilte ist.
Julian, der natürlich eine große Rolle in Lenas Leben spielt, ist mir schon in "Pandemonium" nicht wirklich ans Herz gewachsen. Auch hier in diesem letzten Teil der Amor Reihe konnte er mich überhaupt nicht überzeugen. Ich hätte gerne noch mehr von ihm erfahren, damit er mir etwas näher gebracht wird, aber leider ist er meiner Meinung nach viel zu blass geblieben.
Pippa, um noch einen Charakter hervorzuheben, war auch eine der Personen, die ich von Anfang an unheimlich mochte. Sie ist eine total selbstlose Person, die man einfach mögen muss. Was sie alles getan hat und im Laufe des Buches noch macht, hat mich begeistert. Pippa ist toll!

"Ich bin es leid zu kämpfen, zu schlagen und geschlagen zu werden. So seltsam ist die Welt, dass Menschen, die einfach nur lieben wollen, stattdessen gezwungen sind, Krieger zu werden.
Seite 349 "

Nach dem richtig gemeinen Ende von "Pandemonium" war ich unendlich glücklich "Requiem" in den Händen zu halten und lesen zu können. Das Cover ist wieder genau so wundervoll, wie es bei den anderen Teilen der Fall war. Die Schreibweise von Lauren Oliver knüpft an die von dem Vorgänger-Band an, was mich sehr glücklich gemacht hat. Die Autorin verzichtet auf detaillierte (Landschafts-) Beschreibungen und baut immer wieder Spannung auf.
Das Buch ist gegliedert. Es wird immer aus der Sicht von Lena und schließlich aus der Sicht von Hana erzählt. Eine wirklich gute Umsetzung, wie ich finde. Auf diese Art konnte man mit beiden mitleiden und sich in beide Protagonisten versetzen. Mir persönlich haben die Abschnitte von Hana besser gefallen, aber das ist nur mein bescheidendes Empfinden. Egal um welche Protagonistin es gerade geht, es wird immer in der dritten Person gesprochen, was mir sehr, sehr gut gefallen hat. Die Struktur des Buches hat mich alles in allem sehr überzeugt. Durch die einzelnen Überschriften weiß man sofort, mit welcher Protagonistin man es gerade zu tun hat, was es einem sehr leicht macht, sich voll auf die Geschichte einzulassen und in ihr einzutauchen.
Lauren Oliver hat Höhepunkte in "Requiem" eingebaut, mit denen ich persönlich nicht gerechnet hätte. Sie schafft es, die Spannung stets aufrecht zu erhalten und bewirkte bei mir, dass ich das Buch innerhalb eines Tages komplett durchgelesen hatte. Im Grunde genommen bin ich wirklich begeistert von dem letzten Teil der Amor-Trilogie, aber leider habe ich doch ein paar Dinge zu bemängeln:
Zuerst wäre da Lena, die sich meiner Meinung nach total zurück entwickelt hat. Julian, der sich erstaunlich gut in der Wildnis zurecht findet. So, als wäre er vielleicht schon mal dort gewesen. Ich habe mich oft gefragt, wieso er dort so gut zurecht kommt und gehofft, dass Lauren Oliver dies vielleicht am Ende des Buches aufklären wird. Doch es kam nichts. Nicht nur von Julian, sondern von vielen anderen Charakteren blieben Fragen einfach unbeantwortet. Als ich die Kurzgeschichte von Alex gelesen und das Buch zugeschlagen hatte, dachte ich nur "Was? Und wie geht es jetzt weiter?!" Mir kam es so vor, als wollte Lauren Oliver die Trilogie jetzt einfach beenden und dann hat sie dies eben gemacht. Mit einem so offenen Ende, das ich jetzt nicht nur enttäuscht, sondern sogar ein bisschen sauer bin. Das ganze Buch hat mich bis auf zwei Dinge absolut beeindruckt und dann bekomme ich so ein Ende serviert?! Das war meiner Meinung nach leider nichts. Ich bin echt total sauer, dass mir das Buch durch so ein bescheidendes, offenes Ende versaut wurde!

"Und man kann nicht lieben, zumindest nicht vollkommen, solange man nicht zurück geliebt wird.
Seite 283  "

Fazit
Wenn das Ende nicht so unglaublich bescheuert wäre, würde ich "Requiem" die vollen fünf Blümchen gegeben, weil es mich total überzeugt hat und bis kurz vorm Ende für mich der beste Teil der Reihe war. Da konnte ich auch noch drüber hinwegsehen, dass sich Lena leider zurück entwickelt hat und ich auch einen kleinen Fehler im Buch entdeckt habe, den eine Stelle bei Hanna betrifft. Aber dann kam es zum Abschluss und mir schwebte ein riesen Fragezeichen über dem Kopf. Ich habe weiter geblättert, aber da war wirklich nichts mehr. Die Reihe jetzt einfach so vorbei? Was ist mit den unbeantworteten Fragen? Wie geht es mit Alex, Lena, Julian, Hana und den anderen weiter? So kann die Trilogie doch nicht enden. Das.Geht.Einfach.Nicht! Mehr als gut gemeinte 3,5 Blümchen kann und will ich daher nicht geben. Da ändert auch die tolle Kurzgeschichte von Alex am Ende des Buches nichts dran.