Rezension

Tolles Thema leider verschenkt

Die Zarentochter - Petra Durst-Benning

Die Zarentochter
von Petra Durst-Benning

Bewertet mit 3 Sternen

Ich muß gestehen, ich mag historische Romane. Ich mag sie unter anderem deshalb, weil sie die Freiheit haben, sich den Lauf der Weltgeschichte ein wenig passender zu biegen. Kleinere historische Ereignisse können zeitlich versetzt werden, Romanzen ausgeschmückt und historische Personen somit menschlicher gemacht werden.

Für "Die Zarentochter" gelten alle oben genannten Punkte. Es ist flüssig zu lesen, spart nicht mit Ausschmückungen, Herzschmerz und zaristischem Pomp. Und bleibt leider trotzdem blass. Obwohl ich das Buch in wenigen Stunden las und auch gern gelesen habe, bleibe ich unbefriedigt zurück. Die Gestalten sind oberflächlich charakterisiert, man erfährt viel über Uniformen und Galakleider, wenig darüber , wie es ist in einem goldenen Käfig zu leben oder aus politischem Kalkül verheiratet zu werden. Die Männer sind alle gutaussehend, die Frauen strahlend schön, die oben genannten Themen werden nur angerissen. Und natürlich findet auch Olga ihren Prinzen, nach entsprechenden Irrungen und Wirrungen. Dankbar bin ich der Autorin dafür, daß sie dem Leser die ganzen russischen Wortschnipsel erspart, die sonst gerne in Bücher dieser Art eingebaut werden...

Die Idee, ein Buch über Olga Nikolajewna Romanova zu schreiben, fand ich grandios. Endlich mal nicht Anastasia, endlich mal nicht der Sturz des Zarenhauses, sondern ein ganz anderes Kapitel im Leben und Wirken der Romanovs. Olgas Leben bietet so viele spannende Wendungen, so viel, das zu ergründen interessant gewesen wäre...Und es fing auch so gut an. Die Strenge des Zarenhofs, deutlich gemacht an der Episode mit dem Lieblingspferd des Zaren, an dem Umgang mit dem Pferdepfleger, an der Flucht Kostys und dem nachfolgenden Tod des Bootsjungen...Verschenkt! Verschenkt an den schönen Schein und die Pracht des Zarenhauses, verschenkt für das Bild einer oberflächlichen Märchenprinzessin... Schade!