Rezension

Total unterschätzes Buch

Virtuosity - Liebe um jeden Preis - Jessica Martinez

Virtuosity - Liebe um jeden Preis
von Jessica Martinez

Bewertet mit 5 Sternen

Meinung:
Ich bin mit sehr gemischten Gefühlen an dieses Buch heran gegangen. Einerseits habe ich mich darauf gefreut, andererseits war ich skeptisch, da es wie eine stereotypische Liebesgeschichte klang. Mädchen nimmt an einem Wettbewerb teil, verliebt sich in ihren größten Konkurrenten etc. Aber das war es nicht. Tatsächlich gefiel mir die Geschichte schon von Anfang an richtig gut. Allein das erste Kapitel war sehr interessant und fesselnd, da ich es auch nicht wirklich einzuordnen wusste. Dann ging es weiter und man gerät in die Situation des ersten Aufeinandertreffens der Beiden. Carmen machte auf mich zu Beginn einen sehr merkwürdigen Eindruck. Sie hat Jeremy praktisch aufgelauert und schien wegen dem Wettbewerb sehr unsicher. Natürlich ist es verständlich, dass bei einem internationalen Wettbewerb die Nerven flattern. Da kann ich auch die Geschichte mit den Tabletten verstehen und man möchte natürlich auch so viel über die Konkurrenz wissen, wie möglich. Bei Carmen hält sich das alles zum Glück noch im Rahmen. Ebenso bei Jeremy. Er wirkte zu Beginn zwar total arrogant, entpuppte sich dann aber als ein wirklich netter Kerl, der es gar nicht so leicht hat. Natürlich hat die Geschichte ein paar Wendungen und auch Carmens Mutter Diana spielt eine große Rolle, doch es ist nicht so wie in irgendwelchen Filmen aus dem Fernsehen. Zumindest nicht für mich. Denn irgendwie hatte dieses Buch seine ganz eigene Magie und es hat mich wirklich in seinen Bann gezogen. Es gibt keine Autounfälle oder Ähnliches. Das Buch ist aber trotzdem spannend und hat einen ständigen roten Faden. Auf eine ganz andere Art und Weise wie man es gewohnt ist, hat Frau Martinez den Leser dazu gebracht, immer weiter und weiter lesen zu wollen. In den letzten Kapiteln konnte ich das Buch wirklich nicht weglegen. Vor allem die Liebesgeschichte zwischen Carmen und Jeremy sowie Carmens Entwicklung während des Buches tragen sehr zur Spannung bei und mein Interesse stieg stetig. Denn Carmen wirkte am Ende sehr ruhig, fast schon schüchtern. Sie stand sehr unter der Fittiche(?) ihrer Mutter, was man auch wirklich gemerkt hat. Ihre Mutter hatte das Sagen und nach und nach beginnt Carmen aus ihrem geregelten Alltag auszubrechen und sich Diana zu wiedersetzen. Sie wird selbstständiger und lässt sich nicht mehr alles gefallen. Vor allem das hat mir gefallen und das musste auch einfach mal sein. Man hat nämlich sehr gemerkt, dass da was nicht stimmt und Carmen viel losgelöster von ihrer Mutter sein sollte. Die anderen Charaktere haben mir wirklich gut gefallen, wie zum Beispiel Carmens Privatlehrerin oder ihr Stiefvater. Der Schreibstil der Autorin war sehr locker und jugendlich, allerdings ohne große Beschimpfungen oder Ähnliches. Mir gefiel das Buch wirklich sehr gut und es war einfach toll zulesen. Es hat mich sehr gut unterhalten.

Charaktere:

Carmen: Ein 17-jähriges Mädchen, dass ein wahres Talent an der Violine ist. Mit ihrer leicht verunsicherten Art hat sie sich sofort in mein Herz gespielt. Sie war wirklich ein süßes Mädchen, nett und freundlich. Trotzdem wollte sie sich die Konkurrenz vorher ansehen und hat sich selbst damit verrückt gemacht. Aufgrund eines verpatzten Konzertes muss sie Tabletten nehmen, die ihre Mutter und ihr Psychologe ihr empfohlen haben. Sonst kommt sie mit dem Druck nicht klar. Und mit der Angst des Versagens. Doch im Buch macht Carmen eine Veränderung durch. Vor allem durch Jeremy lernt sie, sich ihrer Mutter Diana zu wiedersetzen und regeln zu brechen. Sie wird selbstständiger und unabhängiger und lernt mehr wie das Leben eines "normalen" Teenagers ist. Und sie fängt an die Ansichten und Taten ihrer Mutter zu hinterfragen. Das fand ich richtig gut, denn Diana war nicht unbedingt unsympathisch, aber doch sehr auf den Erfolg ihrer Tochter erpicht. Wirklich etwas anderes außer zu üben schien Carmen nie gemacht zu haben. Aber sie war so nett und wirkte teilweise so unschuldig, dass ich sie einfach mögen musste.

Jeremy: Ein junges Talent an der Violine und gleichzeitig Carmens größte Konkurrenz. Zu Beginn machte er einen selbstbewussten und arroganten Eindruck. Beim ersten Treffen schien er sich fast über sie lustig zu machen. Jedoch hat sich das alles ziemlich schnell geändert, denn als die Beiden sich näher kennen lernten, hat man gemerkt, dass da noch mehr ist. Eigentlich ist Jeremy nämlich ganz nett, sogar ein wenig lustig. Und in ihm steckt sogar ein kleiner Gentleman. Allerdings hatte er es nicht immer leicht und musste sich im Gegensatz zu Carmen alles alleine erarbeiten. Er konnte einem manchmal wirklich leid tun, trotzdem war sein Verhalten nicht immer in Ordnung. Aber ich mochte Jeremy, vor allem weil er Carmen dabei hilft, mehr zu sich selbst zu finden.

Diana: Carmens exzentrische Mutter, die einst als Opernsängerin gearbeitet hat. Jedoch hat eine Erkrankung an den Stimmbändern diesen Traum zunichte gemacht. Stattdessen möchte sie jetzt für Carmen das Beste herausholen und das tut sie auf ihre ganz eigene Art und Weise. Diana war mir nicht unbedingt unsympathisch, jedoch war sie mir etwas unheimlich. Ich war ihr gegenüber sehr skeptisch. Okay, natürlich möchte jede Mutter für ihr Kind nur das Beste, aber Diana hatte diesen typischen Wunderkind-Mami Eindruck auf mich gemacht. Die auf jeden Fall will, dass ihr Kind die bestmöglichen Erfolge verbuchen kann. Und dabei waren Carmens Interessen auch mal etwas weiter hinten. Trotzdem war sie nicht unbedingt eine schlechte Mutter, auch wenn einige ihrer Methoden nicht wirklich okay waren. Bei mir trifft sie weder auf Sympathie, noch auf Antipathie. Denn einerseits kann ich ihr Verhalten verstehen, andererseits würde ich niemals zu solchen Mitteln greifen. Das muss jeder mit sich selbst vereinbaren.

Fazit:
"Virtuosity" hat mich wirklich überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass mir dieses Buch wirklich so gut gefällt. Doch Carmen war eine wunderbare Protagonistin, die genau wusste, was richtig und was falsch ist und gut mit der Situation umgegangen ist. Die Liebesgeschichte nimmt keine Überhand, der Wettbewerb bleibt immer im Vordergrund. Ein absolut tolles Buch, dass ich jedem empfehlen kann. 
Von mir erhält dieses musikalische Buch 5/5 Schmetterlinge.