Rezension

Tough Boy oder Ghetto Bitch?

Ghetto Bitch
von Gernot Gricksch

Inhalt: Die hübsche Nele genießt ihr Leben im tollen Hamburger Villenviertel Poppenbüttel. Sie wohnt in einem große Haus, hat alles was sie braucht, ihre Mutter ist für sie wie eine Freundin und um ihren Freund Daniel beneiden sie alle Mädchen der Schule. Doch dann stirbt plötzlich Nele´s Vater und ihr perfektes Leben zerbricht, denn er hinterlässt einen Riesenberg Schulden, den sie nicht bezahlen können.
Nele, ihr Bruder Timo und ihre Mutter Henriette müssen ihre große Villa verlassen und in eine 75 Qudratmeter Wohnung im Hochhaus Ghetto Steilshoop ziehen.
Um schnell Freunde zu finden muss Nele unbedingt schnell herausfinden, wie man eine echte Ghetto-Bich wird.
Und vielleicht kann sie so auch den coolen Rick beeindrucken?

Meine Meinung:

Cover: Das Cover passt sehr gut zum Buch. Im Hintergrund der Müll des Ghettos und im Vordergrund Nele mit Sonnenbrille und einer Ghetto Bitch Mütze.
Auf der Mütze sieht man außerdem noch eine kleine Krone, da Nele von ihren neuen Mitschülern "kleine Königin" genannt wird. Die pinken Farbflecken verleihen dem Cover nochmals einen besonderen Hingucker Effekt.

Inhalt: Das Buch wird aus der Beobachter Perspektive erzählt. Meist über die Hauptprotagonistin Nele.
In kleineren Abschnitten wird außerdem über den Hautnebenprotagonist Timo, Nele´s jüngeren Bruder, erzählt.

Der Schreibstil ist flüssig und leicht, sodass man das Buch in einem Rutsch durchliest.

Die Geschichte ist spannend und behandelt vor allem den Lebensunterschied zwischen reichen, gut vedienenden Leuten und Hartz IV Empfängern.

Nele und ihre Mutter tischen ihren Freundinnen eine  riesige Lüge auf, damit diese nicht herausfinden wo sie sich jetzt befinden.

Zitat von Seite 73: Nele öffnete das Fenster und schaute hinaus. In ihrem Haus hatte sie einen eigenen Balkon gehabt, der den Garten überblickte. jetzt hatte sie bloß ein Fenster. Nele konnte von hier die ganze Sidlung, ganz Steilshoop sehen. Mehr als zwei Dutzend Wohnblöcke und Hochhäuser, dazwischen Straßen und Wege, ein paar Plätze, sehr wenige Bäume, ein Supermarkt, eine Schule, eine Sporthalle. Ein graues Labyrinth. [...]

Timo, der in Poppenbüttel keine Freunde hatte findet jetzt sofort Anschluss. Aber sind das auch wahre Freunde?

Nele tut sich zuerst sehr schwer, doch dann freundet sie sich mit Ginny und Leia an und kommt sogar mit Rick zusammen.
Wie Nele feststellt kann man zwar im Ghetto wohnen, muss aber nicht gleich "Assi" sein. Das ist eine tolle Erfahrung.

Die meisten Charaktere waren total sympatisch. Am meisten gefiel mir die selbstbewusste Ginny, die in Steilshoop Nele´s neue beste Freundin wird, und immer sagt was sie denkt. Allerdings fand ich den Sprachausdruck manchmal etwas krass.

Außerdem wird im Buch noch das Thema "Zwangsheirat" behandelt, da Samira´s Eltern, welche auch eine Mitschülerin von Nele ist, ihre Tochter mit einem doppelt so altem Mann in Afghanistan verheiraten wollen.

Die behandelten Themen waren gut gewählt und bisher habe ich auch noch nie von einem solchen Buch gehört.
Allerdings fand ich manche Sachen etwas zu krass, beispielsweise Rick´s ständiges Kiffen und Ginny´s Sprachweise.

*Spoiler* Einige Sachen fand ich auch schade, beispielsweise dass es keine Beerdigung für Nele´s Vater gab und dass nie geklärt wurde ob es ein Unfall oder Suizid war.
Außerdem, dass es nie eine Strafe für die beiden Brandstifter gab.

Fazit: Ein gelungenes Buch über ein Mädchen, dessen perfektes Leben zerbricht und sich plötzlich im Hochhaus Ghetto wiederfindet.
Eine tolle Geschichte mit vielen Facetten, die zum Nachdenken anregen, es gibt zwar einige, kleinere Kritikpunkte, aber im Großen und ganzen: TOP! Lesen lohnt sich!!!

4,5 von 5 Sternen!

Sie ist die Queen der Hood
Was sie macht macht sie good
Sie ist tough, sie ist street
Sie lebt nach ihrem eigenen Beat.
Zitat von Seite 313