Rezension

Tragisch oder Aloha ist Begrüßung und Verabschiedung gleichermaßen

Du neben mir und zwischen uns die ganze Welt 01.
von Nicola Yoon

Bewertet mit 4 Sternen

Madeline ist 18 Jahre alt und lebt, seit sie denken kann, in ihrem weißen Zimmer, mit der weißen Coach und den weißen Regalen. Das Haus, das sie gemeinsam mit ihrer Mutter bewohnt, verlässt sie nie. Die Luft, die in das innere des Gebäudes gelangt, wird vorher gefiltert und alle paar Stunden komplett, durch eine Filteranlage, ausgetauscht. Wer Madeline besuchen möchte, auf den wartet eine Dekontaminations-schleuse. Erst danach darf man zu ihr. 
Nein, die junge Frau hat keine ansteckende Krankheit. Viel eher ist SIE es, die man vor der Welt schützen muss. Denn das Mädchen leidet an einem seltenen wie schweren Immundefekt. Man weiß nicht, was einen Anfall verursachen könnte. Nur das ein Anfall möglicherweise tödlich enden kann, das weiß man. 
Im Haus gegenüber zieht dann allerdings eine neue Familie ein. Olly, der Sohn der Familie scheint, außer dem Alter, so gar nichts mit Madeline gemeinsam zu haben. Er ist sportlich, ist viel draußen und trägt meist schwarze Kleidung. Doch bekanntlich ziehen sich Gegensätze ja an. 

Meine Meinung:
Die Autorin Nicola Yoon lässt mit ihrem Romandebüt die weiblichen Teenagerherzen höher schlagen. In ihrer Geschichte findet man eine gutaussehende Protagonistin, die mit ihrem Schicksal zu kämpfen hat, aber dennoch nicht daran verzweifelt. Sie ist sogar so tapfer, dass sie ihren Mitmenschen Mut zuspricht. 
Dann gibt es einen gutaussehenden, charmanten männlichen Protagonisten, der ebenfalls eine schwierige Situation im familiären Bereich zu bewältigen hat. Und zwischen den beiden entwickelt sich dann, wie sollte es anders sein, eine heimliche Liebe um die erst beide kämpfen müssen bevor sie gemeinsam glücklich sein können. 
Meine Beschreibung liest sich vielleicht ein wenig ironisch, doch die Geschichte an sich, ist von Frau Yoon wirklich gut geschrieben. Und obwohl ich an den meisten Stellen im Buch auf den weiteren Verlauf gespannt war, so war ich mir bis zur Mitte des Buches doch absolut sicher, wie der Jugendroman enden wird. Eben ganz klassisch. "Sie leben glücklich gemeinsam bis ans Ende ihrer Tage..." Und als ich gerade anfing während des Lesens darüber nachzudenken welches Buch ist als nächstes beginnen könnte, schlug der Verlauf der Handlung unerwartet um und nahm eine ganz andere Richtung. Unter diesem neuen, letzten Aspekt erscheint der Roman in einem ganz anderem "Licht", so dass die Geschichte regelrecht einen tragischen Charakter bekommt. Das Ende hat meine Meinung zu dem Buch noch einmal vollständig verändert.
Nicola Yoon bleibt ihren Lesern dennoch einige Punkte schuldig. Die Autorin reißt viele schwierige Themen wie Gewalt in der Familie, psychische Erkrankung, Trauerbewältigung, Ablöseprozess von zu Hause oder Verselbstständigung in ihrem Debüt an und handelt diese leider schnell und oberflächlich wieder ab. Weniger wäre an diesem Punkt mehr gewesen.

Zum Layout lässt sich noch schreiben, dass es sehr ansprechend gestaltet wurde. Die Geschichte besteht nicht nur aus einem reinen Fließtext, sondern wird unterbrochen durch Zeichnungen, kurzen Anmerkungen und Auflistungen der Protagonistin. Das lockert den Text auf. 
Kritisch betrachte ich zudem die Altersempfehlung des Verlags. Das Ende der Geschichte, ist meiner Meinung nach, recht dramatisch. Wurde das Leben der jungen Erwachsenen doch erheblich eingeschränkt. Ich bin mir daher nicht sicher, ob Teenager um die 14 Jahre mit einer derartigen Thematik gut umgehen können. Doch das kommt vermutlich auch immer auf den einzelnen Jugendlichen selbst an.

Fazit:
Nicola Yoons Debütroman hat mich berührt und auch ein wenig erschüttert.