Rezension

Trauma...

Und es schmilzt, 6 Audio-CDs - Lize Spit

Und es schmilzt, 6 Audio-CDs
von Lize Spit

Bewertet mit 3 Sternen

…tisierend wirken Evas Eltern auf sich selbst, aber vor allem auf ihre Kinder. Sie verlieren bei der Geburt eines ihrer Kinder, dessen Tod sie nie verkraften. Ihre Gefühle ertränken beide Elternteile danach in Unmengen an Alkohol und vergessen dabei, dass es noch drei Kinder gibt, die ihre Aufmerksamkeit und Liebe dringend brauchen. Jolan, Eva und Tesje leiden sehr unter dem Verhalten ihrer Eltern. Jolan scheint noch am besten damit zurecht zu kommen. Er ist meist draußen und lebt seinen Naturforschersinn aus, indem er z.B. die Reste der verstorbenen Hausschildkröte nach einiger Zeit wieder ausgräbt um das Skelett zu konservieren. Eva hingegen entwickelt kein Selbstwertgefühl, hat keine Freundinnen und wird von ihrem Vater vertrauensvoll in seine mutmaßlichen Selbstmordpläne mit einbezogen, so dass sie große Ängste entwickelt ihn eines Tages, an einem Strick baumelnd, im sog. „Arbeitshaus“ zu finden. Das Nesthäkchen Tesje erwischt es am schlimmsten. Sie entwickelt Zwänge, die ihr eine unbeschwerte Kinder- und Jugendzeit nehmen.Die Geschichte selbst wird aus Evas Perspektive erzählt. Sie ist inzwischen erwachsen und arbeitet als Lehrerin in Brüssel. Als sie von ihrem alten Jugendfreund Pim eine Einladung zu einer „Gedenk-„ und „Einweihungsfeier“ bekommt, begleitet der Leser die Protagonistin nicht nur auf dem Weg zu den Feierlichkeiten, sondern auch auf ihren Rückblicken in ihre düstere Vergangenheit.

Lize Spit beschreibt ihre handelnden Figuren von außen sehr genau. Ihre Konturen erschienen mir als Leser sehr scharf. Was das Gefühlsleben der Protagonisten angeht, erfährt man wenig bis nichts. Dadurch entwickelt man selbst die dunkelsten Spekulationen dazu. Die Hauptprotagonistin Eva erlebt man als sehr distanziert und unnahbar. Die junge Frau hat den Bezug zu ihren eigentlichen Gefühle bzw. Gedanken verloren. Ihren Mitmenschen, aber auch dem Leser gegenüber, bleibt sie verschlossen. Was mir nicht gefallen hat, waren die beschriebenen stark sexualisierten Handlungs- und Denkweisen der Pubertierenden. Sie waren sowohl ausführlich als auch sehr extrem. An derartigen Stellen hätte ich das Buch gerne einfach weggelegt. Meiner Meinung nach, hätte man diese Abschnitte ruhig etwas reduzieren bzw. kürzen können. Doch auch wenn ich die Geschichte bisweilen gerne abgebrochen hätte, konnte ich mich grundsätzlich dem Sog, den die Handlung von Anfang an entwickelt, nicht entziehen. Ähnlich einem Unfall, an dem man lieber vorbeifahren sollte, anstatt mit offenen Mund stehen zu bleiben und hinzustarren.

Fazit;

Eine krasse Geschichte, generell gut umgesetzt, aber leider nicht mein Geschmack.