Rezension

Traumhafte Atmosphäre ohne wirklichen Inhalt

The Gracekeepers - Kirsty Logan

The Gracekeepers
von Kirsty Logan

Bewertet mit 3 Sternen

Die Erde in der Zukunft besteht zum größten Teil nur noch aus Wasser. Ganze Kontinente wurden überflutet und nur noch wenige Inseln sind übrig geblieben. North ist ein Mädchen, das zusammen mit ihrem Bär in einem schwimmenden Zirkus lebt und, sobald das Zirkusschiff eine Insel erreicht, für die "Landlockers", Leute, die auf den Inseln leben, auftritt. (Menschen, die auf dem Wasser leben, werden als "Damplings" bezeichnet.) Callanish dagegen arbeitet als "Gracekeeper" an der Küste. Sie bestattet Tote, die auf dem Meer gestorben sind, im Wasser. Durch einen fürchterlichen Sturm, bei dem ein Zirkusakrobat gestorben ist, treffen North und Callanish aufeinander. Und obwohl sich ihre Wege nach der Bestattung wieder trennen, ist nichts mehr, wie es war.

Meinung:

Wenn Kirsty Logan etwas kann, dann ist es schreiben. Die Sprache ist wundervoll poetisch und gefühlvoll. Sie erschafft eine eindringliche Atmosphäre wie in einem Traum. Ich habe mir viele Stellen markiert, weil sie so schön und eindrucksvoll sind. Der Schreibstil hat einige Gefühle in mir ausgelöst – ich war wütend, aufgebracht und am Ende habe ich mich sehr traurig und verloren gefühlt.

Die Welt, die sie erschaffen hat, ist bunt und lebendig, allerdings nicht überladen. Sie bietet dem Leser Spielraum für die eigene Fantasie. Manchmal hätte ich mir jedoch gewünscht, es würde mehr erklären werden. Viele Fragen sind offen geblieben und ich weiß nicht, ob ich mir selbst etwas einfallen lassen sollte oder sich die Autorin einfach keine Gedanken darüber gemacht hat.

Doch so schön die Sprache auch ist, so nichtssagend ist die eigentliche Geschichte. Sie schreitet sehr langsam voran und es passiert nicht viel. Die Leben von North und Callanish sind von Eintönigkeit und Isolation geprägt. Beide haben ihre eigenen Probleme, die sie nicht wirklich bewältigen können. Während die eine sich mehr oder weniger kampflos ihrem Schicksal ergibt, macht sich die andere auf die Reise und versucht, Vergangenes wieder gut zu machen. Leider kommt keine Spannung auf, da die Geschichte buchstäblich vor sich hinplätschert. Erst gegen Ende nimmt sie Fahrt auf, aber das hat es nicht wirklich besser gemacht.

Die Hauptcharaktere waren meiner Meinung nach auch recht blass. North hat zwar viele Gefühle und Gedanken, spricht sie aber kaum aus und so passiert natürlich recht wenig. Ich konnte sie bis zum Schluss nicht wirklich einschätzen. Callanish ist ebenfalls kühl und distanziert, nur bei North taut sie auf. Das Verhältnis zwischen den beiden ist relativ einseitig. Callanish ist wie besessen von North, diese verschwendet aber keinen Gedanken an Callanish, da sie sich nur um ihren Bären kümmert.
Obwohl auch die Nebencharaktere durch verschiedene Erzählperspektiven zum Zug kommen und mehr Eindruck bei mir hinterlassen haben, als North und Callanish, konnte ich zu niemandem eine wirkliche Verbindung herstellen. Und auch Norths Mittelpunkt im Leben, ihr Bär, kam mir eher wie ein Objekt vor, ein haariges Mittel zum Zweck, und nicht wie ein fühlendes Wesen.

Am Ende weiß ich nicht wirklich, was mir die Autorin sagen möchte. Hat die Geschichte einen tieferen Sinn, den ich nur nicht verstanden habe? Soll ich sie einfach hinnehmen, wie sie ist? Ich glaube, es geht hier um Hoffnung und Neuanfänge, was wohl auch durch die Schwangerschaften dargestellt werden soll. Der Schreibstil hat mich schwer beeindruckt, der Inhalt leider nicht. Viele meinen, wer "The Night Circus" mag, wird auch dieses Buch mögen. Dem kann ich aber nicht zustimmen, da ich "The Night Circus" absolut liebe. Die einzige Ähnlichkeit besteht in der traumhaften Atmosphäre, die erschaffen wird.

*Danke an NetGalley für das kostenlose Rezensionsexemplar!*