Rezension

Traurig und schön

Schattenblüte. Die Verborgenen - Nora Melling

Schattenblüte. Die Verborgenen
von Nora Melling

Inhalt: Luisa steht auf der Brüstung eines Turms und möchte gerade springen, als sie von einem mysteriösen Jungen festgehalten wird. Sein Name ist Thursen und er hat etwas, was Luisa „Schattenaugen“ nennt. Er nimmt Luisa das Versprechen ab, am Leben zu bleiben Thursen „und sein Hund“ verfolgen Luisa schon seit einem Monat, ohne dass sie es bemerkt hat.
Seit dem Tod ihres Bruders sieht Luisa keinen Sinn mehr in ihrem Leben – bis sie Thursen begegnet und von ihm und seinem Geheimnis abgelenkt wird.

Meinung:
Anfangs fand ich das Buch nicht sonderlich gut, aber mit der Zeit gefiel es mir immer besser. Wirklich spannend ist es eigentlich an wenigen Stellen, aber trotzdem wollte ich immer wissen wie es weiter geht. 

Der Anfang war mir einfach zu düster und traurig. Luisa trauert um ihren Bruder, der vor einigen Monaten an Krebs gestorben ist und versucht deshalb sogar, sich umzubringen. Thursen hält sie in der letzten Sekunde davon ab und – wie das in solchen Büchern eben so ist – verlieben sie sich sofort ineinander. Das hat mich mal wieder am meisten gestört. Fantasy sollte zwar nicht realistisch sein, aber trotzdem finde ich das immer wieder übertrieben, wie ihnen nach 2 Minuten der andere schon mehr bedeutet als das eigene Leben.

Wenn man davon aber mal absieht, ist es eigentlich ein tolles Buch. Was genau mir daran gefallen hat, kann ich eigentlich gar nicht sagen. Vielleicht war es die Idee, dass die Werwölfe (das war kein Spoiler, das steht sogar im Klappentext!!) mit jedem Mal, wo sie sich verwandeln, mehr von ihrer Menschlichkeit verlieren. Schon nach wenigen Tagen haben sie ihren Namen vergessen und auch der Rest ihres Lebens verschwindet mit der Zeit, bis sie sich an nichts vor ihrer Verwandlung erinnern – und genau das ist es, weshalb sie zu dem geworden sind, was sie sind.
Sobald sie sich in einen Wolf verwandelt haben, fühlen sie den Schmerz und die Trauer nicht mehr. Allein die Tatsache, dass sie das nötig haben und nicht mehr in der Lage sind, als Mensch weiterzuleben, macht das Buch ziemlich traurig und dramatisch.

Charaktere:
Das mag jetzt fies klingen, aber Luisa ging mir mit dem Theater um den Tod ihres Bruders ziemlich auf die Nerven. Natürlich kann ich mir nicht mal annähernd vorstellen, was das für ein Schock und eine Trauer ist, wenn der eigene Bruder stirbt, aber trotzdem finde ich es etwas übertrieben, dass Luisa keine Hausaufgaben macht, überhaupt nur sehr unregelmäßig zur Schule geht und dann den ganzen Tag und auch nachts durch die Wälder streift, nur um möglichst wenig Zeit zu Hause verbringen zu müssen.
Mit der Zeit wird das Ereignis mit ihrem Bruder aber immer weiter in den Hintergrund gedrängt, weil die aktuellen Ereignisse eine größere Rolle spielen. Wenn Luisa mit Thursen zusammen ist, kann sie das Schlechte auch mal für kurze Zeit vergessen. In den Momenten mochte ich sie natürlich am meisten. ;)

Thursen scheint ein typischer Jugend-Fantasy-Hauptcharakter zu sein. Er ist geheimnisvoll und verliebt sich in der ersten Sekunde in die Protagonistin, sagt ihr aber immer wieder, sie solle sich von ihm fernhalten, weil er gefährlich sei.
Im Laufe der Geschichte erfährt man aber immer mehr über ihn und man versteht, warum er so ist wie er ist.

Schreibstil:
Normalerweise schreibe ich nichts über den Schreibstil, aber bei diesem Buch sind mir die kurzen Sätze aufgefallen, die fast schon abgehackt wirken. Das finde ich aber nicht wirklich negativ, denn sie passen einfach zur Geschichte und man gewöhnt sich schnell daran.

Fazit:
Insgesamt ein sehr trauriges, aber auch schönes Buch. Es endet nicht mit einem totalen Cliffhanger, aber trotzdem bin ich froh, dass ich den 2. Band schon hier habe.
4/5 Punkten