Rezension

Traurig und wunderschön zugleich

Wunder einer Winternacht
von Marko Leino

Ich liebe die Vorweihnachtszeit. Ich liebe die Stimmung und das hektische Treiben in der Innenstadt. Ich liebe das Dekorieren, das Plätzchenbacken und das Schenken. Und ich liebe Weihnachtsbücher. »Wunder einer Winternacht« hat für mich den Geist der Weihnacht bereits in den ersten Novembertagen geweckt und trotz des traurigen Schicksals von Nikolas mein Herz erwärmt.

Hoch im Norden, in dem kleinen Fischerdorf Korjavoki, wohnt Nikolas, der an Weihnachten seine Eltern und seine jüngere Schwester Ada durch einen Unfall bei einem Schneesturm verloren hat. Da er erst fünf Jahre alt ist, haben die Bewohner des Dorfes beschlossen, ihn aufzunehmen. Doch in dem ärmlichen Fischerdorf kommt niemand gut über die Runden und kann es sich leisten, auf Dauer ein weiteres Maul durchzufüttern. So überlegen sich die Anwohner, dass Nikolas bei jeder Familie für ein Jahr leben darf und am heiligen Abend zur nächsten weiter zieht.

Aus Dankbarkeit beginnt Nikolas für die Kinder aus dem Dorf Geschenke zu schnitzen und sie in der Nacht vor dem Weihnachtsfest heimlich vor deren Türen zu legen. Für die Bewohner des Dorfes werden Nikolas Geschenke bald zur Tradition und sein größer Wunsch ist es, dass sie weitergeführt wird, wenn er es nicht mehr kann. Aber in diesem Jahr ist alles anders – Nikolas beginnt seine Lehre bei dem bösen Tischler Isakki, vor dem sich jedes Kind im Dorf fürchtet. Jedoch hat er keine andere Wahl als mit ihm zu gehen, denn außer Isakki kann ihn niemand aufnehmen. Durch die weite Entfernung zu Korjavoki droht Nikolas ein weiteres Mal alles zu verlieren. Ob es stimmt, dass Isakki Kinder hasst? Wird Nikolas seine Freunde jemals wiedersehen? Und was soll jetzt nur aus dem Weihnachtsfest werden?

Nicht nur diese Fragen werden in »Wunder einer Winternacht« beantwortet, sondern auch warum der Weihnachtsmann rote Kleidung und seine Rentiere Glöckchen tragen. Marko Leino verfolgt mit seiner Version des Weihnachtsfestes einen völlig neuen Ansatz, den er gekonnt mit den heutigen Traditionen verknüpft hat, um die Herkunft des Weihnachtsmannes zu erklären. Dabei hat er nicht nur besonders viel Liebe ins Detail gesteckt, sondern auch eine zauberhafte Kulisse geschaffen.

Der Autor beschreibt mit einer solchen Selbstverständlichkeit Nächte, die vom magischen Polarlicht erleuchtet werden und endlose Flächen aus Schnee und Eis, sodass man sich gar nicht vorstellen kann, die Feiertage jemals ohne eine einzige Schneeflocke verbracht zu haben. Und dank der sehr herzlichen, liebenswürdigen Charaktere fühlt man sich schon sehr bald in Korjavoki zu Hause. »Wunder einer Winternacht« behandelt ein sehr emotionales Schicksal und erinnert den Leser – wie fast jedes Weihnachtsbuch – daran, was im Leben wirklich wichtig ist und hebt sich dabei dennoch deutlich von den üblichen Geschichten ab.

Kommentare

vantob kommentierte am 17. Dezember 2014 um 01:26

Ich finde die Geschichte zum einen auch schön, dass der Junge so toll von der ganzen Dorfgemeinschaft aufgenommen wird. Und dann wird es spannend, als er zum Grisgram kommt. Herrliche Spannung!