Rezension

Trotz einiger Klischees noch gut lesbar

Die Geschichte des Wassers
von Maja Lunde

Bewertet mit 3.5 Sternen

Nach ihrem Welterfolg „Die Geschichte der Bienen“ erschien im März mit „Die Geschichte des Wassers“ der zweite Band des auf vier Bände angelegten „Klima-Quartetts“ der norwegischen Schriftstellerin Maja Lunde (42). Ging es im ersten Band um das drohende Aussterben der Bienen, eine Voraussetzung für den Weiterbestand nicht nur menschlichen Lebens, handelt dieser zweite Band nun vom Wasser, genauer vom trinkbaren Süßwasser, ohne das wir Menschen ebenfalls zum Tode verurteilt sind.

Themen sind die Erderwärmung, die Zerstörung der Gletscher, die Natur zerstörenden Großprojekte wie Wasserkraftwerke und Staudämme, der mutwillige, profitgierige Raubbau an unserer Natur. Oft diskutierte Umweltsünden und deren mögliche Folgen verbindet die Autorin mit den Schicksalen ihrer Protagonisten, lässt dabei die Handlung kapitelweise wechselnd auf zwei Zeitebenen spielen: Die 70-jährige Umweltaktivistin Signe kämpft 2017 noch immer gegen Umweltsünden von Unternehmen und Politikern und demonstriert jetzt gegen den profitablen Abbau von Gletschereis. Mit einigen dieser in Plastikbehältern vakuumverpackten Eisstangen fährt sie im Segelboot nach Südfrankreich, um ihren für diesen Raubbau verantwortlichen einstigen Verlobten zur Rede zu stellen. Während ihrer Fahrt erfahren wir von den Anfängen ihres Umweltkampfes in früher Jugend. Schon damals sahen die Menschen nur den gegenwärtigen Wirtschaftserfolg, übersahen aber die künftigen Folgen für die Umwelt.

Der zweite Handlungsstrang um David und dessen kleine Tochter Lou spielt 2041 in einem seit Jahren von Dürre und Hitze ausgezehrten Südfrankreich. Die Menschen verlassen ihre Heimat und fliehen in den klimatisch noch erträglicheren Norden. Nicht nur Hitze und Feuersbrünste sind mörderisch in Südfrankreich, auch die Trinkwasservorräte sind erschöpft. Flüchtlinge werden kurzfristig in Lagern versorgt, bis auch dort Wasser und Lebensmittel ausgehen. Der Kampf um das letzte Süßwasser endet in Schießereien. David und Lou finden außerhalb des Lagers ein altes Segelboot an einem längst ausgetrockneten Kanal und schließlich einige im Erdboden vergrabene Plastikbehälter mit lebensrettendem Gletscherwasser. Damit verlängert sich ihr Leben um drei Monate: Wasser ist Leben!

Maja Lundes Botschaft ist einfach, doch allzu gewollt: Die von ihr beschriebene Fiktion eines ausgedörrten Frankreich in allzu naher Zukunft lässt ihre Geschichte unrealistisch erscheinen. Zudem mag der durch zunehmende Erderwärmung uns angedrohte Anstieg des Meeresspiegels durch Gletscherschmelze in Frankreich eher wahrscheinlich sein. „Die Geschichte des Wassers“ ist trotz einiger Klischees und seiner entsprechend besetzten, aber doch etwas blass gebliebenen Figuren noch ein gut lesbarer Roman, der seine Leser zum Nachdenken über unsere Welt und unser eigenes Umwelthandeln anregen mag. Aber er reicht nicht mehr an das Niveau des ersten Bandes heran. Wie mögen dann wohl die beiden noch kommenden Bände ausfallen?

Kommentare

wandagreen kommentierte am 05. Juli 2018 um 00:38

Die Autorin könnte sich durchaus wieder steigern. Es ist kein Naturgesetz, dass ihre Bücher immer schwächer werden ... !