Rezension

Trotz "Etikettenschwindel" überzeugend

In tiefen Schluchten - Anne Chaplet

In tiefen Schluchten
von Anne Chaplet

Bewertet mit 5 Sternen

"In tiefen Schluchten" von Anne Chaplet trägt den Untertitel "Ein Kriminalroman aus dem Süden Frankreichs". Ich hatte im Vorfeld einige Rezensionen gelesen, die die Bezeichnung Kriminalroman kritisierten. Ja, die Kritiker haben recht, aber dennoch ist das Buch überaus lesenswert und auch spannend.

Die deutsche Patentanwältin Tori Godon lebt in Belleville, einem zauberhaften Örtchen in den Cevennen. Nach dem Tod ihres Mannes lebt sie allein in einem uralten Haus, um das sich einige Mythen ragen. Sie scheint die einzige weit und breit zu sein, die über das Verschwinden eines holländischen Höhlenforschers besorgt ist, also begibt sie sich mit einem deutschen Bekannten, einem ehemaligen Polizisten, auf Spurensuche. Es gelingt ihr, den Gesuchten zu finden, allerdings lösen ihre Nachforschungen eine Kette von Todesfällen aus, die in Verbindung mit der Geschichte der Landschaft am Fluss Ardeche stehen (vielleicht bin ich deshalb auch etwas voreingenommen, da ich selbst diese Gegend seit mehr als 30 Jahren liebe).

Gekonnt spannt die Autorin einen Bogen von der Geschichte der Hugenotten über die der Resistance hin zu Befindlichkeiten der Menschen, die heute dort leben. Nimmt man die im Roman erwähnten Höhlenzeichnungen dazu, kommen weitere 36000 Jahre Menschheitsgeschichte hinzu. Auch wenn es sich also nicht um einen klassischen Kriminalroman handelt: eine deutliche Leseempfehlung!