Rezension

Turbulente Zeit in der Bretagne

Die Wolkenfischerin - Claudia Winter

Die Wolkenfischerin
von Claudia Winter

Bewertet mit 4 Sternen

Die Protagonistin dieser Geschichte, Claire Durant, hat es mir anfangs nicht leicht gemacht, sie zu mögen.
Ihre berufliche Karriere hat sie mit diversen Lügen und einem geschönten Lebenslauf aufgebaut. Dennoch hat sie offenbar gute Leistungen erbracht, denn ihr Chef Sebastian bietet ihr im Rahmen einer Umstrukturierung den Posten der Chefredakteurin für ein Kunstmagazin an. Bevor es jedoch dazu kommt, muss Claire in ihren Heimatort in der Bretagne reisen, da ihre Mutter ins Krankenhaus muss. Claire soll sich um ihre gehörlose Schwester kümmern und kehrt so nach fast 20 Jahren erstmals zurück in ihr Elternhaus. Claires Schwester Maelys war noch recht klein als Claire die Familie damals verlassen hat und sie hat es Claire eigentlich bis heute nicht verziehen, dass sie entgegen ihres Versprechens nicht nach Hause zurück gekommen ist.
Als ich miterlebte wie sich Claire und Maelys eigentlich wieder neu kennenlernen mussten und sich langsam und vorsichtig wieder annähern, stieg meine Sympathie für Claire deutlich. Claires Liebe zu ihrer Schwester wurde erkennbar und es hat mich berührt, wie Claire sich um ihre Schwester bemüht, lernt sie zu verstehen und Dinge in ihr zu erkennen. 
Und auch Maelys muss lernen, ihrer großen Schwester, die sie einst so sehr enttäuschte, wieder zu vertrauen.
Dieser Teil der Geschichte war für mich der warmherzigste und gefühlvollste und hat für mich den größten Charme der Geschichte ausgemacht.
Aber auch die Mutter der beiden macht eine Veränderung durch und arbeitet ein lange zurück liegendes trauriges Ereignis auf und erkennt, welche Fehler sie gemacht hat.

Die Schauplätze der Geschichte sind der kleine Ort Moguériec in der Bretagne, Paris und Berlin.
Das kleine bretonische Fischerdorf an der Atlantikküste hat es mir besonders angetan und man merkt deutlich, dass die Autorin im Rahmen einer Recherchereise dort war. Sie beschreibt nicht nur den Ort sondern auch die dort lebenden Menschen und deren Lebensweise sehr anschaulich und bildhaft, so dass man sich alles sehr gut vorstellen kann und das Meer rauschen hört.
Aber auch einige typische bretonische Gerichte, die im Buch eine Rolle spielen und mir das Wasser im Mund zusammen laufen ließen, werden toll beschrieben und geschickt für die Geschichte genutzt. Wer nach der Lektüre Appetit bekommen hat, findet am Ende des Buches einige Rezepte.

Claires Geschichte ist eine Rückkehr zu ihren Wurzeln und das Verarbeiten der Vergangenheit. Aber nicht nur Trauer und Melancholie bestimmen die Stimmung der Geschichte sondern auch eine gute Portion Humor und allerlei Verwicklungen sorgen für turbulente und gute Unterhaltung.
Neben ihrem Jugendfreund Nicolas, der an die damalige Freundschaft anknüpfen möchte taucht auch noch Claires Chef Sebastian auf, der eigentlich nur Urlaub machen möchte. Claire versucht ihr Lügengespinst gegenüber Sebastian aufrechtzuerhalten und richtet damit ein ziemliches Durcheinander und jede Menge Missverständnisse an. 
Und so kommt am Ende auch die Liebe in der Geschichte nicht zu kurz, wobei die Lovestory etwas vorhersehbar war.
Dennoch war die Geschichte auch fesselnd, denn wie Claire die ganzen Verwirrungen auflöst und sich am Ende entscheidet, konnte man nicht erahnen.

Ich bin gerne mit Claire in die Bretagne gereist und habe viel von bretonischer Lebensweise und der typischen Küche erfahren.
Claudia Winter ist es gelungen, eine berührende und gefühlvolle Lebensgeschichte mit humorvollen Ereignissen und Turbulenzen zu verbinden und hat damit eine Geschichte geschaffen, die mit sommerlichem und französischen Flair gut unterhält.
Ihr lockerer Schreibstil macht das Buch zu einem schönen Wohlfühlroman.

Fazit: 4 von 5 Sternen

 

Leseprobe

 

© Fanti2412