Rezension

Tut mir leid - völlig überbewertet

Tschick - Wolfgang Herrndorf

Tschick
von Wolfgang Herrndorf

Bewertet mit 2.5 Sternen

Ein Road-Trip hat immer etwas mit Alkohol zu tun. Ein Road-Trip hat immer etwas mit Sex zu tun. Ein Road-Trip ist ein crazy Trip. „Tschick“ bestätigt diese Vorurteile, nur auf ganz andere Art und Weise als man es zunächst erwartet. 

Maik ist ein einfacher Junge mit einer wenig einfachen Familie. Seine Mutter ist Alkoholikerin und sein Vater ein Mann mit Geldproblemen und einer Affäre. Als beide ihn dann für eine Entziehungskur und einen Liebesurlaub verlassen, findet Maik sich alleine in einem großen Haus vor. Und sieht sich bald mit seinem Schul“freund“ Tschick konfrontiert. Tschick ist Russe, Tschick ist seltsam, Tschick weckt in Maik einen mutigeren Jungen und Tschick hat ein Auto geklaut. Diese Kombination führt dann dazu, dass Tschick und Maik in den Urlaub fahren. Ein Road-Trip in die Walachei, ohne Plan, ob sie existiert und ob sie wirklich dort ankommen wollen. Sie wollen nur eines: ihrem Leben entfliehen. Dabei fliehen sie allerdings eher vor der Polizei, vor Gewehrkugeln oder einem Mädchen.
Herrndorf kreiert in diesem Roman eine eigentümliche Welt, erzählt aus der Sicht eines Fünfzehnjährigen. Er berichtet von Ereignissen und Begegnungen, die niemals passieren würden und niemals passieren können. Hier liegen die Stärke und die Schwäche des Romans. Denn wer kann schon genau sagen, was ein Junge wie Maik denken würde und was er tun würde? Dieser Junge bricht jedenfalls zu einem Abenteuer auf, einer modernen Version von Tom Sawyer, einer jugendfreien Version amerikanischer Road-Trip-Filme. Realistisch ist dieses Abenteuer nicht, hat dabei aber viel Charme und Humor, so dass Leser sich die Frage gar nicht stellen muss. Dabei ist dieses Buch aber weder Fantasy- noch Jugendroman. Wolfgang Herrndorf wollte keinen Jugendroman schreiben und hat es auch nicht getan. Die Sprache ist der Schlüssel dieser Balance. Der Leser kriegt es nicht mit hochgestochener Literatur zu tun, muss sich aber auch keine Gefühlsduselei antun. Slang ist das Schlüsselwort. Der soll dem Leser nämlich ein authentisches Bild von dem Jungen verschaffen, den er im Verlauf des Buches trifft. Ein Junge, der heranwächst und trotzdem nicht weiß, wie er mit der Welt umgehen soll. Und genau dieses Fünkchen Unklarheit zwischen Jugend und Alter, zwischen Fantasie und Realität schafft Herrndorf, mit seiner Sprache festzuhalten. Und auch, wenn diese Kunst das Buch zu etwas Besonderem macht, sollte der Leser sich nicht darauf einstellen, einem literarischen Kunstwerk zu begegnen.
„Tschick“ ist ein kompromissloses Buch, das einen Road-Trip darstellt, wir ich ihn bislang nicht gekannt habe. Lustig und mit Tempo bekommen geneigte Leser Dialoge und Geschehnisse um die Ohren geknallt und dürfen sich dabei selbst aussuchen, ob es ihnen gefällt oder nicht. Es ist ein Buch für Menschen, die sich fallen lassen können und Lust haben, sich auf einen fünfzehnjährigen, pubertierenden Jungen einzulassen. Und damit ist dieses Buch nicht kompromisslos in der Wahl seiner Leser. Und das ist wohl sein größtes Manko. 
So..nun wollt ihr eine endgültige Bewertung von mir, ne? Gut..wollen wir mal Pros und Contras abwägen und  zu dem Schluss kommen: solide 2,5 von 5 *Sternen*!^^