Rezension

typisch Kinsella - thematisch topaktuell

My Not So Perfect Life - Sophie Kinsella

My not so Perfect Life
von Sophie Kinsella

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das neue, alleinstehende Buch von Sophie Kinsella ist vor allem eins - bang up to date, wie es so schön auf dem Buchrücken heißt. Das, gepaart mit dem genialen Gespür der Autorin für absurde Szenen und abgedrehte Aktionen ihrer Hauptfiguren, sorgt für gewohnt kurzweiligen Lesespaß. Allerdings hätte man aus dem Thema mehr heraus holen können.

Katie's Traum ist es, Karriere in London zu machen und ein aufgrendes Städterleben zu führen. In Wirklichkeit hat sie einen schlecht bezahlten Büro-Job, in dem ihre Fähigkeiten nicht anerkannt werden, ein Mini-Zimmer in einer WG und verbringt Stunden ihres Lebens in überfüllten U-Bahnen, um zur Arbeit und nach Hause zu pendeln. Außerdem erinnert ihre hochtalentierte aber offensichtlich schlecht organisierte und unsensible Chefin sehr an Miranda Priestly. Als Katie gefeuert wird, versucht sie alles, um ihren Traum nicht aufgeben zu müssen, doch ihre einzige Perspektive ist es schlussendlich, zu ihrem Vater auf Land zurückzukehren und ihn beim Aufziehen seines Glamping-Business zu unterstützen. Was für eine Überraschung, als gerade ihre ehemalige Chefin mit ihrer Familie auf der Farm eincheckt. Die Chance für Katie, einen Blick hinter die glänzende Fassade ihre Role Models zu blicken.

Instagram vs. Real Life und eine Mischung aus DIY/Mindfulness/Unternehmer-1x1 (Höhle der Löwen) - Kinsella vermischt in ihrem neuen Roman viele aktuelle Trends und Themen. Leider kommt gerade der Instagram-Aspekt, der maßgebliches Motiv hätte sein können, etwas zu kurz. Hier hätte ich im ersten Teil mehr Beispiele und Gegenüberstellungen gut gefunden. Auch braucht die Story, um in die Gänge zu kommen. Der komplette erste Teil, der in London spielt, hätte vom Inhalt her gefühlt in einem Einleitungskapitel abgehandelt werden können, denn richtig los geht es erst, als Katie wieder auf dem Land ist. Erst hier findet Kinsella auch zu ihrem wunderbaren Humor, vorher wirkt die Erzählung teilweise fast deprimierend, wie die Hauptfigur selbst. Liebe spielt natürlich auch eine Rolle, aber auch hier muss der Leser bis zum letzten Drittel warten, ehe wirklich was passiert. Die Auflösung ist Kinsella-typisch wie eine Achterbahnfahrt - schnell, mit unerwarteten Wendungen und mitreißend. Die Charaktere sind - wie immer - vor allem liebenswert und voller lustiger Eigenarten und sprühend vor Ideen. 

Insgesamt also ein guter Kinsella Roman, der aber etwas konzentrierter und pointierter hätte konstruiert werden können. Man hat den Eindruck, er hat seine volle Reife noch nicht erreicht und wurde zu früh 'gepflückt'.