Rezension

Ubique terrarum Band 1

In den Klauen des Ungenannten - Herbert Kranz

In den Klauen des Ungenannten
von Herbert Kranz

"Ubique terrarum" - so heißt die Organisation, die überall auf der Welt Aufträge annimmt - sofern sie moralisch gerechtfertigt sind. Für einen Auftrag in Afghanistan wird ein neues Team zusammengestellt: Ein Engländer, genannt Chef, ein Deutscher mit dem Spitznamen GG ("Großer Geist"), ein Franzose, der Graf genannt wird und tatsächlich einer ist; dazu ihre Mannschaft: Ein Ire mit dem Spitznamen Plumpudding, ein Deutscher ("Figur") und ein Franzose, "Neunauge". In unbekannten Tälern im Hindukusch sollen sie untersuchen, ob es Bodenschätze gibt. Schon der Weg dorthin ist eine Herausforderung, doch es gibt nicht nur Schwierigkeiten aufgrund der Unzugänglichkeit des Gebirges: Der heimliche Herrscher, der "Ungenannte", hat offensichtlich Einwände gegen ihre Expedition. Und es stellt sich heraus, dass noch andere Interessen hinter ihm stehen...

Dieses Abenteuerbuch bietet eine spannende Geschichte in Afghanistan. Gut recherchiert, mit vielen Details angereichert und einem Glossar, in dem unbekannte Wörter erläutert werden, liegt hier eine anspruchsvolle Unterhaltung vor. Fesselnd sind auch die Charaktere der Männer: Sie sind alle herausragend, doch keiner von ihnen ist perfekt, und erst in ihrer Zusammenarbeit kann das Team Erfolge erringen. Diese Zusammenarbeit muss aber erst einmal wachsen, denn zunächst gibt es da doch einiges an Konkurrenz, Unverständnis und Misstrauen zu überwinden. Ein Abenteuerbuch, das nicht einen perfekten Superhelden vorstellt, sondern ein Team von Männern, die auch kleine Fehler haben.

Dieses Buch und die ganze Reihe habe ich als Kind verschlungen, genau so wie mein Mann. Bei ihm sind es nun schon über fünfzig Jahre her, bei mir noch nicht ganz. Wenn ich das Buch nun mit Abstand wieder lese, fällt mir natürlich einiges auf, was ich früher überlesen habe: Es ist eine Männerwelt, in der Frauen keine Rolle spielen (, was mich als Mädchen aber nie gestört hat). Die Männer sind alle Europäer, und sie tragen die Last des weißen Mannes, der den Eingeborenen überlegen ist - hier aber begegnen sie ihnen zumindest mit Respekt. Politisch "korrekt" ist das sicher nicht; heutzutage müssten einem Team auch Frauen, Afrikaner und Asiaten angehören. Doch Herbert Kranz schrieb diese Serie in den 50ern. Und damals, kurz nach dem 2. Weltkrieg, war es ein ungeheure Neuigkeit, ein Team aus Deutschen, Briten und Franzosen zusammenarbeiten zu lassen. Erbfeinde Seite an Seite? Und jeder muss zugeben, dass er den anderen braucht? Einfach klasse. Man kann phantasieren, aus welchen Ländern heute ein Team zusammengestellt werden müsste, um eine ähnliche Brisanz nachzuvollziehen. 

Aber, wie gesagt, das hat mich als Kind und Jugendliche nicht sonderlich interessiert. Spannend sollte es sein, unterhaltsam und gegen ein kleines bisschen neues Wissen hatte ich auch nichts einzuwenden. Nun habe ich diese alten Schätzchen aus dem Keller hervorgeholt und werde sie alle noch einmal genüsslich lesen - und dann vielleicht einem Jugendlichen leihen und ausprobieren, ob der noch etwas damit anfangen kann. Wer die zehnbändige Reihe auch einmal lesen möchte, hier die Titel:

1. In den Klauen des Ungenannten   2. Im Dschungel abgestürzt   3. Tod in der Skelettschlucht   4. Schuldlos unter Schuldigen   5. Flucht zu den Eishai-Jägern   6. Befehl des Radscha   7. Die Insel der Verfolgten   8. Die Nacht des Verrats   9. Das Haus der sieben Türme   10. Das Zeichen der Schlange

Kommentare

wandagreen kommentierte am 17. Februar 2015 um 23:37

Ein alter Bekannter, der uns als Jugendliche wirklich hingerissen hat! Das kann ich nur bestätigen! (Russe, Araber, Amerikaner, Israeli und einen Serben?) .

FIRIEL kommentierte am 18. Februar 2015 um 06:02

Auf jeden Fall noch ein Asiate. Und ein paar davon müssen Frauen sein. Oder wie wäre es mit einem reinen Frauenteam? Ach, man müsste einen neuen Band oder eine neue Serie schreiben...

Freut mich, dass du sie auch gelesen hast!