Rezension

Über das Verschwinden eines Mädchens

Glücksmädchen - Mikaela Bley

Glücksmädchen
von Mikaela Bley

Bewertet mit 4 Sternen

Als die achtjährige Lycke spurlos in Stockholm verschwindet, soll Kriminalreporterin Ellen Tamm darüber berichten. Schnell wird klar, dass Lyckes Eltern getrennt sind. Ihr Vater erneut geheiratet und noch einen kleinen Sohn hat. Lyckes Verhältnis zur Stiefmutter war nicht besonders gut, wobei die Eltern das Sorgerecht gemeinsam ausübten und das Mädchen wochenweise abwechselnd bei einem Elternteil lebte. Ellen selbst fühlt sich der verschwundenen Lycke eng verbunden, denn ihre eigene Zwillingsschwester starb mit acht Jahren bei einem Unfall. 

Nach den ersten Zeilen dieses Buches sowie nach dem Covertext erwartete ich eine Suche nach dem verschwundenen Kind. Schnell jedoch nimmt das Buch Bezug auf das Verschwinden von Maddy McCann, die 2007 im Urlaub aus dem Hotelzimmer entführt wurde und deren Eltern sie mit Hilfe der Presse finden wollten. Doch damals ging der Schuss nach hinten los, als die Eltern unter Verdacht gerieten. Mikaela Bley lehnt sich an diese Ereignisse an und lässt auch Lyckes Eltern auf die Presse hoffen – mit allen erhofften und unerwünschten Folgen, die daraus entstehen. 

Seltsamerweise hat mich zwar Lycke und ihr Verschwinden sehr berührt, aber so richtig fand ich nicht in die Geschichte hinein. Das mag wohl daran liegen, dass Ellens Vergangenheit sich immer wieder in den Vordergrund schiebt und auch sonst noch ein paar Handlungsstränge hineinspielen, die zwar zum Schluss aufgelöst werden, aber meines Erachtens doch etwas zu sehr von der Handlung ablenkten. Oder es lag daran, dass die Erwachsenen durchweg kaum sympathisch herüberkommen. 

Sehr überraschend war allerdings die Auflösung von Lyckes Verschwinden, hier hat die Autorin eine verblüffende und gleichzeitig realistisch wirkende Erklärung gefunden, die mit einem Schlag das Geschehen in ein neues Licht wirft. Auch wird dabei Bezug genommen auf Lyckes Namen, der „Glück“ bedeuten soll. Das wiederum finde ich sehr gelungen. 

Das Buch ist weniger ein Psychothriller als eher ein Familiendrama, das wird eher den Erwartungen des Lesers entsprechen. Es lässt sich insgesamt flüssig lesen und bietet einen interessanten Blick auf das Verschwinden eines Kindes, so dass ich es gerne weiterempfehle.