Über Demenz, Familien und echte Liebe
Der Roman "Obwohl es dir das Herz zerreist" von Jenny Downham ist die Geschichte von drei starken Frauen, die unterschiedlicher kaum sein könnten.
Katie ist 17 und immer brav, sie lernt viel, hilft im Haushalt, passt auf ihren Bruder auf und möchte ihre Mutter nicht aufregen.
Caroline ist Katies Mutter und will immer für sie da sein, hat strenge regeln und hat Katies leben schon vorgeplant.
Mary ist Carolines Mutter, die sie aber als Kleinkind verlassen musste. Sie hat Caroline mit 16 bekommen und ihre Schwester Pat zog sie auf. Carolie hat Mary das nie verziehen.
Und jetzt ist Mary krank, sie hat Demenz und vergisst oft und viel. Sie lebt fast nur in der Vergangenheit und als ihr Lebenspartner Jack stirbt, muss sich Caroline nun um sie kümmern. Katie ist begeistert und versteht sich sofort gut mit ihrer Großmutter, nur Caroline ist davo überhaupt nicht angetan. Katie versucht Mary zu helfen, sich wieder zu erinnern, pflegt sie und passt auf sie auf und durch Mary lernt sie, dass das Leben mehr zu bieten hat als lernen.
Das Buch wird aus verschiedenen Perspektiven Geschrieben, mal sehen wir die Welt aus der Sicht Katies, mal aus Marys Sicht. Das verschafft einen guten Einblick in Marys Lage, die mit der Demenz oft mit ihren Gedanken abdriftet und die viel in der Vergangenheit lebt. Immer wieder gibt es Rückblenden die die Vergangenheit von Mary ud Caroline beschreiben und erklären, warum das Verhältnis der beiden so ist, wie es ist. Dabei wird immer das Jahr angegeben sodass man einen guten ÜBerblick hat und jederzeit weiß, in welcher Zeit man ist. So leibt es sehr übersichtlich und man muss nie lange überlegen, wo man gerade ist.
Der Schreibstil ist sehr angenehm, man merkt sofort, wen man gerade liest. Katies Gedanken sind sehr aufgeräumt, sie denkt klar und geradlinig und wir können den Gedankengängen sehr gut folgen. Marys Gedanken hingegen sind sehr verworren, oft unnachvollziehbar, wie man es sich bei jemandem mit Demenz vorstellt. Das verschafft auch einen Einblick in die Gedankenwelt eines Demenzkranken und hilft uns vielleicht auch zu versthen, warum sie Menschen aus unserem Umfelt so verhalten.
Alles in allem war es ein sehr interssantes Buch, die Geschichte liest sich leicht, die Sätze sind einfach gehalten und obwohl nichts groß schreckliches oder aufregendes passiert, so wird man doch von der Geschichte gepackt und möchte unbedingt herausfinden, was passiert. Die Charaktere verhalten sich schlüssig und werden sehr genau und gut vorstellbar beschrieben. Man kann sich gut in die jeweiligen Personen hereinversetzen, versteht die Verzweiflung, Angst und bedingungslose Liebe in einer Familie. Ein wunderschönes Buch, dass man nur weiterempfehlen kann. Vor allem auch wenn man selbst in der Familie einen Fall von Demenz hat. Es ist zwar natürlich kein Sachbuch, aber man bekommt doch interesante Einblicke.