Rezension

Über den Umgang mit der Trauer

Ein fauler Gott - Stephan Lohse

Ein fauler Gott
von Stephan Lohse

~~Inhalt
Anfang der siebziger Jahre: Ben ist elf, als sein jüngerer Bruder Jonas stirbt. Er versucht seiner Mutter daher so wenig Kummer wie möglich zu bereiten. Neben dem Schulalltag und der Zeit mit seinen Freunden, denkt er immer seltener an Jonas und hat nach und nach mehr Probleme sich sein Gesicht vorzustellen, was ihm ein schlechtes Gewissen bereitet. Bens Mutter hingegen schafft es nur festen Strukturen jeden Tag zu überstehen. Ihre Trauer türmt sich vor ihr wie ein großer Berg, der ihr alle Kraft abverlangt und auch Ben vor eine große Herausforderung stellt.

Meine Meinung
Es gibt die unterschiedlichsten Wege mit Trauer umzugehen. Die einen vergraben sich in ihr, die einen stellen sich ihr und gehen dann weiter in dem Wissen, dass das Leben weitergeht und weitergehen muss und wiederum andere versuchen den Verlust zu ignorieren, um den großen Schmerz besser zu verkraften.

"Ein fauler Gott" zeigt uns wie der Verlust zweier Personen verarbeitet wird. Ben ist elf und lernt mit dem Verlust des Bruders umzugehen. Er wird älter und hat durch Schule, Freunde und seinen ersten Kuss andere Dinge, die für ihn wichtig sind und seinen jüngeren Bruder Jonas ein wenig in den Hintergrund rücken. Anhand seiner Entwicklung sieht man sehr deutlich, dass das Leben auch nach einem großen Verlust weiter geht. Ben entwickelt sich, wird älter, geht durch die Pubertät – auf den ersten Blick sehr normal, wäre da nicht seine Mutter, die zwar irgendwie funktioniert, aber innerlich schon lange zerbrochen ist. Es muss wohl das schlimmste für ihre Mutter sein, ihr Kind begraben zu müssen und genau das wird in der Geschichte sehr gut und nachvollziehbar erzählt.

Besonders berührt hat mich, dass es Ben ist, der behutsam aber auch beharrlich das Leben in die Familie zurückbringt. Er zeigt seiner Mutter, dass das Glück am Leben zu sein, auch die größte Trauer und den schlimmsten Schmerz aushalten kann. Stephan Lohse hat für mich ein überzeugendes Debüt geschrieben und ich bin schon jetzt gespannt auf sein nächstes Buch. Einziger kleiner Kritikpunkt: das Buch hat – insbesondere im Mittelteil – ein paar Längen, die das Lesen erschwert haben, aber immer noch zu guten 4 Sternen in der Bewertung führen.

Fazit
"Ein fauler Gott" erzählt die Geschichte eines Jungen, der durch sein Herz und seinen Mut seiner Mutter nicht nur bei der Trauerarbeit hilft und sie zurück ins Leben führt. Dieser Roman zeigt, wie wichtig das Leben auch in der größten Trauer ist.