Rezension

Über die Wichtigkeit des Wassers

Die Geschichte des Wassers
von Maja Lunde

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die vom Leben gezeichnete Norwegerin Signe lebt auf einem Boot und trotzt den Wellen, wie sie schon zuvor alle Hürden in ihrem Leben getrotzt und sich zu einer starken Einzelkämpferin entwickelt hat. Als der wertvolle und voller Erinnerungen behaftete Eisberg Blåfonna zerstört werden und an die reichen Scheichs als Kristallwasser in ihren Getränken verkauft werden soll, trifft Signe eine folgenschwere Entscheidung, wie schon oft zuvor in ihrem Leben. Über 20 Jahre später kämpfen David und seine Tochter Lou um ihr Überleben, denn bis auf die Wasserländer sind große Teile Europas ausgetrocknet und eine gefährliche Dürre hat sich ausgebreitet. In einem Flüchtlingslager träumen sie von einer besseren Zukunft und von der Rückkehr des so lebensnotwendigen Wassers...

Die Geschichte ist in zwei Teilen aufgeteilt. Einmal erfährt man viele Geschehnisse aus Sicht von Signe, die mit ihrem Boot die Meere erobert und aus Sicht des jungen Vaters David, der in einem Lager in Frankreich im Jahre 2041 festsitzt und auf die Ankunft seiner verschwundenen Frau und seines Sohnes wartet. Signe ist eine sehr eigensinnige Frau, die rebellisch gegen alles vorgeht, auf Demos mitläuft und bis ans Ende gegen alles kämpft ohne Rücksicht auf andere zu nehmen. Durch ihre Andersartigkeit wird sie schnell durch soziale Gruppen ausgeschlossen und sie selber trägt auch dazu bei durch ihr ungehaltenes Wesen und ihr Verhalten. Einerseits ist sie sehr willensstark und macht auf Probleme aufmerksam bzw. erschafft diese auch, die die meisten anderen nicht als solche wahrnehmen. Bezüglich ihrer Familie, ihres Freundes und der andersartigen Ansichten und Meinungen zu gewissen Themen ist sie andererseits ziemlich ignorant und lebt nach dem Motto: Wenn sie die zwischenmenschlichen Probleme und Missverständnisse ignoriert, existieren sie nicht. Durch dieses Verhalten war sie mir leider nicht sehr sympathisch.

David dagegen konnte ich gut verstehen und seine Gedanken, Befürchtungen und Hoffnungen gut nachvollziehen. Aufgrund der prekären Lage muss er für seine Tochter stark sein und Standhaftigkeit vermitteln in einer Welt ,die alles andere als tröstend ist. Auch wenn seine Gedanken oftmals wirr und sprunghaft waren, empfand ich sie als sehr authentisch und sein gesamtes Verhalten in dieser Situation als verständlich und realistisch.

Die Handlungen sind nicht sehr spannend. Bei Signes Parts plätschert sie oft vor sich her und wird durch Erinnerungen und vergangene Erlebnisse ergänzt, die mehr Einblicke über Signe geben und erklären wie sie so wurde, wie sie nun ist Durch die Ungewissheit und die schwierige, zunehmend gewaltbereite Atmosphäre gab es in Davids Teilen mehr spannende Situationen. Super fand ich die Verbindung der beiden Geschichten über Signes verlassenes Boot und den überaus wertvollen „Schatz“, den sie hinterlässt.

Der Schreibstil ist einfach nur toll. Ich mochte die Direktheit und die Unverblümtheit mit der Maja Lunde schreibt. Sie schafft eine tolle Atmosphäre mit nur wenigen Worten, keins davon ist zu viel und es gibt auch keine unnötigen Floskeln wie es in vielen anderen Geschichten anzutreffen ist.Dadurch fliegt man nur durch die Geschichte. Etwas Schwierig waren die Beschreibungen des Bootes und der Nutzung, die mir als Unerfahrene häufig nichts gesagt haben und es daher schwierig war sich die Manöver auf ihrem Boot vorzustellen.

 

Insgesamt ein tiefgründiger, atmosphärischer Roman, der zwar nicht durch Spannung glänzt, dafür aber ein gewisses Interesse weckt und zwei Schicksale auf wunderbare Weise miteinander verbindet.