Rezension

Über einen amerikanischen Traum

Rocket Boys - Homer Hickam

Rocket Boys
von Homer Hickam

Bewertet mit 5 Sternen

Eine Autobiografie, die jeden, ob jung oder alt, männlich oder weiblich, physikbegeistert oder nicht, faszinieren wird und, um es mit Elke Heidenreichs Worten auf dem Cover zu sagen, die Lesefreude in den Himmel schießt.

Der Autor und Ich-Erzähler Homer (genannt Sonny) wächst in der Bergarbeiterstadt Coal Wood/West Virginia auf. Sein Vater ist Zechenleiter und Bergmann durch und durch, seine Mutter hasst den Bergbau. Sonny ist 14 Jahre alt, als die Russen 1957 den ersten Weltraumsatelliten Sputnik über die Stadt fliegen lassen, was sein ganzes künftiges Leben bestimmen wird. Orientiert an dem ihm zum Vorbild werdenden Raketeningenieur Wernher von Braun setzt Sonny seinen ganzen Ehrgeiz ein, um in Theorie und Praxis zu lernen, wie er und einige Freunde, die einen Raketenclub gründen, eine Rakete bauen können. Während seine Mutter ihn anspornt, damit er seinem Vater, der auch die Zukunft seines Sohnes auf der Zeche sieht, beweist, dass er jenseits des Bergbaus etwas kann, hat sein Vater kein Interesse oder gar Lob für ihn übrig. Während die erste selbst gebaute Rakete noch den Gartenzaun der Familie Hickam in die Luft sprengt, perfektionieren die Jungs nach und nach ihre Raketen, bis ihre 31. nach drei Jahren schließlich einige tausend Meter hoch fliegt.

Die Geschichte gibt einige Jugendjahre des Autors wider. Es ist aber nicht nur seine Geschichte, und es geht auch nicht nur um Raketen. Es geht um mannigfaltige Beziehungen – die zu Freunden, zu Lehrern, zu Brüdern, Eltern, Nachbarn. Auch die vom Niedergang betroffene Bergarbeiterstadt nimmt eine wichtige Rolle ein. So viel Interessantes über den amerikanischen Steinkohleabbau ist zu erfahren. Die Romanfiguren sind recht vielschichtig – die ehrgeizigen Raketenjungen, harte Footballspieler, Familien mit Problemen, profitorientierte Bergwerksgesellschafter, ganz gewöhnliche Bürger. Über Sonnys Raketenbau finden sie zusammen. Beeindruckt hat mich am meisten, wie sich die Jungs zu einer Zeit, als „googeln“ noch nicht möglich war, alles notwendige technische Wissen selbst beigebracht und sie es mit einfachen Mitteln in die Tat umgesetzt haben. Der Epilog gibt einen kurzen, schönen Ausblick auf Homers weitere Lebensjahrzehnte. Mein Fazit des Buches ist, dass sich für Jugendliche mit Ehrgeiz, harter Arbeit und Träumen ein Leben jenseits der an sich für sie vorgesehenen Pfade verwirklichen lässt.