Rezension

Überall Schnee <3

Das Schneemädchen - Eowyn Ivey

Das Schneemädchen
von Eowyn Ivey

Bewertet mit 5 Sternen

Mabel und Jack haben sich entschieden nach Alaska zuziehen. In den 1920ern ist es unwirtlich, fast unbewohnt, aber auch wild und überraschend. Es soll sie wieder zusammenführen, denn sie konnten keine Kinder bekommen. Mabel fühlt sich zerrissen, Jack ist still. Der erste Schnee fällt, eine Schneeballschlacht “passiert” und ein Schneemädchen wird ein Wunder sein… Kann ein Märchen wahr werden und Distanz und Trauer überbrücken?

Die Protagonisten:

Mabel passt so gar nicht in die raue Wildnis von Alaska. Mit ihren Büchern und ihrem guten Benehmen sorgt sie, vor allem ab der zweiten Hälfte des Buches, für ein Schmunzeln bei mir. Man kann sich auch “gut” daneben benehmen. Außerdem ist sie ein stiller, melancholischer Charakter, der viel Liebe mit sich herumträgt. Ganz langsam, wenn der Schnee fällt, scheint ihre Hülle aufzutauen und man erhascht Blicke in ihr Selbst und auf ihre Gefühle.

Jack, ihr Ehemann ist ein beständiger Charakter, der genaue Vorstellungen von seinem neuen Leben hat. Seine Frau ist sein Schatz, auch wenn er es nicht oft sagt oder ausdrückt. Trotzdem kann man es zwischen den Zeilen sehen.

Würde mich jemand fragen, ob ich bei diesem Buch einen Lieblingscharakter hatte, muss ich leider sagen: Sie sind alle wunderbar und märchenhaft.

Auch die Figur, die im Klappentext nur angedeutet wird – das Schneemädchen – hat mich verzaubert. Aber ihre Wirkung müsst ihr selbst erleben oder erlesen.

Die Kulisse:

Alaska: was gibt es da schon, außer wilden Tieren, rauen Menschen und einem langen Winter? Faszinierend ein Land kennenzulernen, in einer Zeit, die für mich schon lange Vergangenheit ist, die man sich kaum vorstellen kann. Sehr gut haben mir die Tierbeschreibungen gefallen. Das Leben und Glitzern in den Augen vom Fuchs konnte ich fast vor mir sehen, und auch als die Rede von Fallen und Schlingen ist, empfinde ich es als natürlich. Natürlich, weil die Menschen überleben mussten und die Natur gibt, wenn man sie nicht ausrottet.

Die Handlung:

Es geht um Liebe, eine Beziehung und die Distanz, die entstehen kann, wenn etwas Schreckliches passiert. Fakt ist: diese Distanz ist eigentlich nichts Neues und wird in vielen Roman besprochen. Hier ist es aber vor allem die Umgebung und die Zeit (1920er) die diese Distanz noch schwieriger wirken lassen.

Kinder kriegen ist damals noch Pflicht für eine Frau. Hat man keine, wirkt man schnell seltsam und trotzdem versteht niemand deinen Schmerz. Das trotzdem Wunder geschehen können und diese auch gewisse Heilkräfte haben, wird gut vermischt.

Die Gestaltung:

Eingebettet in das Märchen vom “Schneemädchen” aus, dem wir einige Zitate lesen dürfen, entfaltet sich eine wunderschöne Geschichte, die vor allem zwischen den Zeilen wunderbar ist. Hübsches Cover und das blaue Buch kommt einem selbst wie eine Schneeflocke am Literaturhimmel vor.

Die Bewertung:

Ein Märchen, kalt, unwirtlich und voller Liebe. Ganz nach meinem Geschmack – kurz “Ich liebe es”.