Rezension

Überalterung der Gesellschaft mal anders

Starters - Lissa Price

Starters
von Lissa Price

Bewertet mit 4.5 Sternen

Inhalt

 

Du magst glauben, du hättest Glück gehabt zu überleben. Du verabscheust zwar das Leben auf der Straße und die tägliche Angst davor, entdeckt zu werden und in einem Heim zu landen, doch es könnte viel schlimmer kommen: Man könnte dir deine Zukunft nehmen!

 

Den Angriff mit biologischen Waffen haben nur diejenigen überstanden, die als Erste geimpft wurden: Die ganz Jungen und die ganz Alten, genannt Starters und Enders. Da die Lebenserwartung der Enders über zweihundert Jahre beträgt und die Starters unter neunzehn für alles einen gesetzlichen Vormund benötigen, sind die Älteren diejenigen, die das meisten Vermögen für sich in Beschlag genommen haben.
In dieser Gesellschaft flüchtet die Waise Callie zusammen mit ihrem lungenkranken Bruder Tyler vor den Marshals, die unmündige Kinder ohne Verwandte in von allen gefürchtete Anstalten stecken. Aus lauter Verzweiflung über diese Situation beschließt Callie, sich gegen viel Geld der Body Bank zur Verfügung zu stellen, eine Einrichtung, die junge Körper an reiche Enders vermieten. Dabei ahnt sie nicht, dass sie sich damit zum Werkzeug eines Komplotts macht, das ihr das Leben kosten könnte.

 

Meinung

 

Die Inhaltsangabe von Starters hat mich sofort angesprochen: Eine Zweiklassengesellschaft, geteilt durch das Alter, in der die Älteren alles haben, aber unbedingt noch einmal jung sein wollen und in Teenagerkörper schlüpfen, um das zu erreichen. Eine extreme Entwicklung, zwar durch einen biologischen Angriff ausgelöst, aber dennoch schon in unserer Zeit spürbar. Der verzweifelte Wunsch, unbedingt mit allen Mitteln wieder jung zu sein, die Sehnsucht nach körperlicher Perfektion und die Überalterung der Gesellschaft, in der die Jugend kaum bis gar keine Rechte besitzt, sind dabei die markantesten Themen, die die Autorin in ihrem Roman verarbeitet. Und sie verarbeitet sie überraschend sozialkritisch auf sehr überzeugende Art und Weise. Sofort hat man den einen oder anderen Superstar vor Augen, der mit allen Mitteln gegen das Altern kämpft. Ebenso mutet die dargestellte Unmündigkeit der Jugend wie eine schwere Folge der Verachtung der jüngeren Generation an: Körperlich seien sie imstande, soviel zu leisten, doch würden sie genau das verschwenden, um immer wieder vermeidbare Fehler zu machen. Eines der Hauptargumente der Mieter und Mitarbeiter der Body Bank, die sich nicht scheuen, Teenagern die Zukunft zu stehlen.

 

Getragen wird diese Geschichte von einer Heldin, deren innerer Zwiespalt wunderbar geschildert wird: Soll sie ihrem Gewissen folgen und riskieren, dass ihr der Lohn für ihre Dienste verwehrt wird? Über ihre Gedanken- und Gefühlswelt erfährt man reichlich, denn sie wird zum Hauptbezugspunkt für den Leser. Durch sie erfährt man alles, was die Autorin über ihre Welt preisgeben will, und sie ist auch die Figur, die mit Abstand am Detailliertesten beschrieben wird. Dagegen wirken die übrigen Charaktere manchmal sogar etwas blass.
Unterstützt wird das zudem durch den einfachen Schreibstil, der zwar sehr flüssig zu lesen ist, aber in manchen Szenen zu wenig Atmosphäre aufbaut. Das ist besonders im Hinblick auf den Old Man, Callies Gegenspieler, sehr schade. An sich beruht er auf einer tollen Idee mit viel Potential, doch sein Handeln hätte bestimmt viel beklemmender gewirkt, hätte man die richtige Stimmung erzeugt.
Allerdings bietet der zweite Band der Dilogie dafür noch reichlich Gelegenheit.

 

Fazit

 

Starters ist ein gelungener Debütroman der Autorin Lissa Price. Er überzeugt vor allem durch seine scharfe Sozialkritik, die wichtige Probleme unserer heutigen Gesellschaft anspricht: Ewige Jugend um jeden Preis, perfekte Körper bis zur Selbstaufgabe, Zweiklassenverteilung und der Machtmissbrauch gegenüber Schutzbefohlenen. Diese Themen werden jugendlichen Lesern mit Hilfe eines einfachen Schreibstils und einer sympathischen Hauptfigur näher gebracht, die die übrigen Protagonisten beinahe in den Hintergrund drängt. Daneben macht besonders der perfide Bösewicht Lust auf mehr. Für mich ist der Old Man eine der Hauptgründe, mir so schnell wie möglich den Nachfolgeband zu besorgen!