Rezension

Überraschend – anders – spannend! Der persönlichste Fall für Carlotta Fiore

Die unbekannte Schwester - Theresa Prammer

Die unbekannte Schwester
von Theresa Prammer

Bewertet mit 5 Sternen

Spannend, rätselhaft und temporeich – ein durch und durch überzeugender Wien-Krimi mit tollen Charakteren. Absolute Leseempfehlung!

Meine Meinung:

„Die unbekannte Schwester“ ist nach „Wiener Totenlieder“ (ausgezeichnet mit dem „Leo-Perutz-Preis 2015“ der Stadt Wien) und „Mörderische Wahrheiten“ bereits der dritte „Carlotta Fiore“-Krimi der österreichischen Autorin, Schauspielerin und Regisseurin Theresa Prammer. Obgleich dieser dritte Band einen in sich abgeschlossenen Fall behandelt, sind die Anknüpfungspunkte an die beiden Vorgänger – insbesondere in Bezug auf die Entwicklung der Charaktere und deren Zusammenspiel –  doch sehr allgegenwärtig, so dass ich jedem empfehlen würde, zunächst die ersten beiden Bände zu lesen.

 

Der dritte Fall für Carlotta Fiore hat es diesmal richtig in sich, denn er ist nicht nur sehr rätselhaft, sondern gleichzeitig auch der persönlichste Fall für die Protagonistin. Als sehr gelungen habe ich es dabei empfunden, dass Carlotta diesmal nun endlich offiziell als Kripo-Mitarbeiterin ermitteln könnte – und dennoch aufgrund verschiedener Einflüsse (die hier nicht verraten werden) doch wieder auf eigene Faust ermitteln muss. Selbstverständlich hat sie auch diesmal wieder ihren „Partner“ Konrad Fürst an ihrer Seite, der nach jahrzehntelanger Abstinenz zusammen mit Carlotta wieder neu im Polizeidienst beginnt. Entsprechend können sich Carlotta und Konrad nicht überall offiziell Eintritt verschaffen oder auf die umfangreichen Ermittlungs-Methoden der Polizei zurückgreifen. Raffinesse, Ideenreichtum, Improvisationstalent und ein gutes Stück Unverfrorenheit gehören also auch diesmal wieder mit dazu!

 

Der Fall selbst entspinnt sich aus dem vermeintlichen Selbstmord eines Journalisten, in dessen Wohnung Carlotta einen geheimnisvollen Zettel mit ihrem Namen darauf findet. Von hier aus entwickelt sich eine regelrechte Ermittlungs-Odyssee, die sowohl Carlotta als auch die Leser vor immer neue Rätsel und unvorhersehbare Ereignisse stellt. Entsprechend befinden sich die Spannung und das Tempo in diesem Buch auf einem durchweg hohen Level. Anders als in den Vorgängern , in denen Theresa Prammer einen bunten Strauß potenziell Verdächtiger parat gehalten hat, habe ich in dieser Story eigentlich die ganze Zeit im Dunkeln getappt und bis ganz zum Schluss noch nicht mal den Ansatz einer halbwegs belastbaren Theorie gehabt. Dennoch hat die Autorin im – sehr spannenden! -  Finale alles nachvollziehbar, in sich rund und mit großem Aha-Effekt aufgelöst. Ein sehr gelungener Krimi-Plot!

 

Die „Carlotta Fiore“-Reihe weist aber noch eine weitere große Stärke auf: Die sehr gelungenen Charaktere. Carlotta Fiore ist eine sehr außergewöhnliche Protagonistin, die sich selbst und ihrem eigenen Glück oftmals doch sehr im Weg steht. Durch die ungewöhnliche aber nicht unglaubwürdige Vergangenheit Carlottas, die gerade in diesem Fall eine große Rolle spielt, werden ihre verschrobene Persönlichkeit und ihr oftmals unbeholfenes Verhalten anderen Menschen gegenüber nachvollziehbar und realistisch. Das beste Beispiel hierfür ist sicherlich ihre gegen Ende des ersten Bandes aufkeimende Beziehung zu Hannes Fischer, die auch in diesem Band immer wieder auf neue Belastungsproben gestellt wird. Meine persönlichen Lieblingscharaktere sind und bleiben aber die erfrischend quirlige 13jährige Fanny (die hier diesmal nur am Rand in Erscheinung tritt) und der durch-und-durch sympathische Konrad Fürst, der auch diesmal so einiges einstecken muss. Hier bleibt sich die Autorin also erfreulicher Weise treu! 

 

FAZIT:

Spannend, rätselhaft und temporeich – ein durch und durch überzeugender Wien-Krimi mit tollen Charakteren. Absolute Leseempfehlung!