Rezension

Überraschend, berührend und so ganz anders ...

Ein Mann namens Ove
von Fredrik Backman

Bewertet mit 5 Sternen

Ove möchte, dass alles seinen Platz und seine Ordnung hat. So macht er jeden Morgen seinen Kontrollgang, schreibt Falschparker auf, ermahnt die Nachbarn und grummelt über die Unfähigkeit der Menschen vor sich hin. Aber in Wirklichkeit, ist er einsam und vermisst seine verstorbene Frau Sonja sehr, sie war seine große Liebe, sein Fels und sein Seelenpartner und nun ist sie nicht mehr da. Außerdem schickt man ihn in die Frührente und da Ove jemand ist, der eine Aufgabe braucht, steht er jetzt vor einem sinnlosen Leben. So beschließt er, seinem Leben ein Ende zubereiten, alles hat er vorbereitet und auch für danach ist alles geregelt. Doch jedes Mal, wenn er gerade dabei ist, auf irgendeine Art zu sterben, kommt was dazwischen. Wer sind diese neuen Nachbarn? Kann den keiner Ove einfach in Ruhe lassen? Ist Ove wirklich so allein, wie er denkt?

Um dieses Buch habe ich eigentlich immer einen Bogen gemacht, da mich das Cover so gar nicht angesprochen hatte und so, mich auch der Inhalt überhaupt nicht interessiert hat. Da aber mein Buchhändler ganz gern auch was Besonderes empfiehlt, hat er mir diese Geschichte ans Herz gelegt und ich höre ja auf ihn. Nun habe ich dieses Buch endlich gelesen, und obwohl es dazu schon so viele Stimmen und Meinungen gibt, möchte auch ich kurz meine Gedanken mitteilen.

Ove ist ein Nachbar, den man nicht unbedingt haben möchte, er stellt Regeln auf, beobachtet, ob man sie einhält, tischt einen seine Meinung auf und ist dabei schroff und ungehobelt. Jeden Morgen geht er auf Patrouille und schaut nach den Rechten, zu jeden hat er eine Meinung und grummelt diese auch ganz gern vor sich her und man denkt einfach, was für ein unangenehmer Zeitgenosse. Aber eigentlich versucht er sich das Leben zu nehmen, nur irgendwie kommt immer was dazwischen. Ove ist nach außen kein einfacher Mensch, aber wenn man mal in sein Herz geschaut hat, bewundert man diesen Mann. Sein Leben wurde immer mit Steinen beschwert und nur selten hat er wirklich Glück erfahren, aber er ist seinen Werten treu geblieben und hat versucht, sein Leben richtig zu leben. Aber nun ist seine Frau tot, man schickt ihn in Frührente und er hat keinen Lebensinhalt mehr. Allerdings hat er auch nicht damit gerechnet, dass seine neuen Nachbarn ihn sehr in Anspruch nehmen werden und so gibt es für den Einsiedler viel zu tun. Einfach, ganz kurz, man muss Ove einfach in sein Herz schließen und mögen.

Ich bin recht unvoreingenommen an dieses Buch herangegangen und musste mich schon beim ersten Kapitel mit lauten los lachen bremsen. Ove geht nämlich ein iPad kaufen und das auf so herrlich Art und Weise, dass einem der Verkäufer nur leidtun kann und im Buch wird es noch so einige Personen aus unserem Alltag geben, die diesem Mann einfach nicht gewachsen sind. Was aber wirklich herrlich ist, ist seine Sicht der Dinge, sie mag vielleicht antiquiert sein und nicht mehr auf den höchsten Stand, aber so wahr und immer noch richtig. Für Ove ist halt ein Mann, nur ein Mann, wenn er mit Hänger rückwärts einparken kann, sein Haus reparieren und einfach der Fels in der Brandung ist, mit allem Neuen kommt er nicht gut klar und lässt das auch lautstark jeden wissen. Natürlich ist sein Gebrüll nicht immer charmant, aber dieses grob gehobelte Verhalten wächst einen sehr schnell ans Herz und macht diese Geschichte zu einem wahren Schatz.

Unglaublich, was Fredrik Backman aus seiner Geschichte gemacht hat, mit wunderbarem Humor, Alltagscharme und jeder Menge Dramatik, lässt er seine Figuren leben und man glaubt, ja so ist das Leben, genau so. Nicht immer schön, nicht immer Sonnenschein, aber wenn man sich entschließt, da tapfer durch zu stampfen, passieren vielleicht auch wunderbare Dinge. Was habe ich diese Geschichte genossen, was hatte ich schöne Lesestunden und ich kann gar nicht zählen, wie viele Tränen mich Ove gekostet haben. Ein Buch wie aus dem Leben und mehr verrate ich nicht, denn ihr müsst es einfach lesen, unbedingt.