Rezension

Überraschend - erst positiv, dann negativ

Das Juwel - Die Gabe
von Amy Ewing

Bewertet mit 2 Sternen

Violet Lasting ist etwas Besonderes. Sie kann durch bloße Vorstellungskraft Dinge verändern und wachsen lassen. Deshalb wird sie auserwählt, ein Leben im Juwel zu führen. Sie entkommt bitterer Armut und wird auf einer großen Auktion an die Herzogin vom See verkauft, um bei ihr zu wohnen. Eine faszinierende, prunkvolle Welt erwartet sie. Doch das neue Leben fordert ein großes Opfer von ihr: gegen ihren Willen und unter Einsatz all ihrer Kraft soll sie der Herzogin ein Kind schenken. Wie soll Violet in dieser Welt voller Gefahren und Palastintrigen bestehen? Als sie sich verliebt, setzt sie nicht nur ihre eigene Freiheit aufs Spiel.

Ich bin an dieses Buch mit der Erwartung herangegangen, dass ich es vermutlich nicht mögen würde. Der eine Grund ist, dass ich irgendwie nur die schlechten Rezensionen mitbekommen habe. Es gibt bestimmt auch Leute, die das Juwel mochten, aber das ist an mir vorbei gegangen. Grund Nummer zwei ist, dass das Buch bei mir in der selben Sparte gelandet ist – groß-gehypte Jugendfantasy – wie Die rote Königin oder Elias & Laia, die ich beide gehasst habe. Das war die Ausgangssituation. Dann habe ich angefangen zu lesen und war überrascht, wie gut ich es fand.
Das hielt etwa die Hälfte des Buches lang an. Bis die Katastrophe passierte: Violets Love interest tritt auf den Plan! Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber die Liebesgeschichte hat alles kaputt gemacht.
Ich mochte die Idee mit der Leihmutterschaft und den Auspizien, besondere Kräfte, die die sogenannten Surrogate habe. Das ist doch mal ein Thema, das in Jugendbüchern nicht so häufig auftaucht. Und auch als jemand, der Biologie aus tiefstem Herzen hasst, fand ich den genetischen Aspekt echt interessant. Die Herzogin verlangt von Violet ein Baby, das bitte diese und jene Eigenschaften haben soll. Wieso nicht? Durch die Genforschung ist das irgendwann ja sogar möglich. Mir hat gefallen, wie die Autorin das verpackt hat. Einen kräftigen Schuss Fantasy dazu, dadurch ist das Wissenschaftliche nicht so allgegenwärtig, auch wenn es in meinem Hinterkopf doch ständig auf und ab lief und sich bemerkbar machte. Tja, Bio-Hasserin, da ist nichts zu machen.
Violet als Protagonistin, hm, zu ihr kann ich kaum etwas sagen. Das einzig ungewöhnliche an ihr ist ihre Augenfarbe, alles andere ist wie ein Mix aus all den unscheinbaren Protagonistinnen aus anderen Büchern. Sie ist mir nicht besonders im Gedächtnis geblieben. Violet beißt die Zähne zusammen und tut was man ihr sagt, ohne irgendetwas zu hinterfragen oder auch nur zu versuchen, sich zu wehren. Jaaa, bei der Beschreibung kommen mir locker ein Dutzend Protagonistinnen in den Sinn und Violet ist definitiv nicht sehr weit vorne mit dabei. Aber wirklich, wieso versucht sie noch nicht mal zu fliehen oder Kontakt mit irgendwem aufzunehmen? Ich habe die ganze Zeit auf das große, spektakuläre Etwas gewartet, weil Violet doch etwas Besonderes ist und sich also bestimmt nicht wie ein Sklave behandeln lässt, aber nee, Fehlanzeige. Jetzt wird sie mir nachträglich noch unsympathischer. xD
Ach, Ash, ich wünschte, du wärst nie aufgetaucht. Es liegt nicht daran, dass ich ihn nicht mag (aber fürs Protokoll: Ich mag ihn nicht!), sondern daran, dass die Liebesgeschichte total mies gemacht ist und sein Auftauchen einfach der Startschuss war. Ich meine, da war nichts zwischen Violet und Ash. Ihre Schicksale sind sich ähnlich, aber mehr war da nicht. Ich hatte das Gefühl, Violet wäre das erste Mal einem gutaussehenden Typen in ihrem Alter begegnet, der zufällig eines ihrer Interessen mit ihr teilt und hätte sich da ziemlich reingesteigert. Richtig blöd wird es aber erst, weil die zweite Hälfte des Buches fast nur von dieser (nicht wirklich vorhandenen) Beziehung handelt. Tja, da bin ich raus. Ich finde es echt schade, ich denke, wäre die Geschichte auf Kurs geblieben, dann hätte ich das Buch vermutlich echt gemocht.

Über die Autorin:
Amy Ewing ist in einer Kleinstadt in der Nähe von Boston aufgewachsen und hat in New York Kreatives Schreiben studiert. Die Autorin wohnt im New Yorker Stadtteil Harlem und verbringt ihre Zeit mit Schreiben, Käse essen und gelegentlichem Schauen von »Vampire Diaries«-Folgen.

Fazit
Mein Wort für dieses Buch ist „überraschend“. Am Anfang positiv, in der Mitte negativ und generell, da ich vorher keine Ahnung hatte, um was es geht und eher etwas in Richtung Selection erwartet habe.