Rezension

Überraschend kunstvoll und spannend

Ausgebrannt - Andreas Eschbach

Ausgebrannt
von Andreas Eschbach

Bewertet mit 3.5 Sternen

Markus Westermann (aka Mark Westman) ist ein partiell sympathischer strebsamer IT-Spezi, der seinem Lebenswunsch endlich nach Amerika auszuwandern und dort Fuß zu fassen ein wenig näher kommt, als er in einem amerikanischen Software Unternehmen anheuern darf. Markus Westermann ist auch ein aufschneiderischer Geld- und Machtversessener Möchtegern, der um jeden Preis seinen eigenen amerikanischen Traum leben will.

Karl Walter Block findet auf dem Grundstück seiner Eltern in Österreich Öl und will mit seinem Verfahren die herkömmliche Energiewirtschaft auf den Kopf stellen. Markus und Karl treffen sich und geraten schon bald in erhebliche Schwierigkeiten, in denen auch ein saudischer Prinz, ein ehemaliger CIA-Agent und die Regierungen verschiedenster Staaten eine bedeutende Rolle spielen.

 

Andreas Eschbach schreibt den Hauptplot über Markus Westermanns Entwicklung zeitversetzt. Es wird zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her geschaltet und das gilt auch für die Beschreibungen der übrigen Protagonisten.

Für mich war dies am Anfang etwas schwierig zu durchblicken, denn der Wust an Namen, Orten und Biographien überrannte mich zunächst. Nach den ersten 100 Seiten legt sich allerdings dieses vermeintliche Durcheinander und die Textfragmente fügen sich zusammen wie ein komplexes und gleichzeitig stimmiges Puzzle.

 

Die Sprache ist flüssig, leicht zu verstehen und doch trickreich. Andreas Eschbach schafft es Nichtssagendes und Überflüssiges durch sein differenziertes Sprachbild anschaulich und unterhaltsam zu gestalten. Während des Lesens war ich überrascht wie viele Begriffe auf den Punkt genau das beschrieben, was gezeigt werden sollte und nicht durch vergleichende Synonyme ersetzt worden sind – wie es leider so oft der Fall ist.

 

Die Figurenzeichnung ist ambivalent angelegt. Sowohl im Hauptprotagonisten vereinen sich ansprechende und abstoßende Werte und Verhaltensweisen und auch die weiteren Personen werden mit, der Realitätsnähe dienenden, Höhen und Tiefen ausgestattet. Nicht alles ist sofort erklärt und harmonisch – doch mit punktuell eingesetzten Einschüben zu Motivation, Vergangenheit und Erfahrungen werden die Figuren in sich stimmig und wirken nicht so schablonenartig, wie dies mehr als oft in Romanen im entsprechenden Genre zu finden ist.

 

Wissenschaftliche, politische und kulturelle Details über den großen Komplex des Themas „Öl – Energiewirtschaft“ sind detailliert herausgearbeitet und scheinen eine Grundlage umfangreicher Recherche zu haben.

 

Einziger Kritikpunkt geht von mir an das Ende des Romans.

Ohne etwas vorweg zu nehmen soll gesagt sein, dass Andreas Eschbach irgendwann einen Schlussstrich hätte ziehen sollen – die letzten 50 Seiten ziehen sich sehr und bedürfen meines Erachtens keines Platzes im Buch. Zwar ist bereits alles gesagt, die Geschichte also beendet und trotzdem schafft es der Autor nicht sich von seinem (vielleicht lieb gewonnenen?) Schützling Markus Westermann zu lösen.

 

Ein überraschend guter Thriller, den ich jedem ans Herz legen möchte, der einen Hang zu wissenschaftlich-politischen spannend konstruierten Geschichten hat.