Rezension

überraschung am Schluss

Kleine Stadt der großen Träume
von Fredrik Backman

Bewertet mit 3.5 Sternen

Titel: Kleine Stadt der grossen Träume

Autor: Backman, Fredrik

Verlag: Fischer Krüger

Seiten: 512 Seiten

Preis: 19.99 Euro

Worum es geht:

Wer glaubt noch an Björnstadt? Es liegt viel zu weit hinter den dunklen Wäldern im Norden. Doch die Menschen hier halten zusammen. Und sie teilen eine Leidenschaft, die sie wieder mit Stolz erfüllen könnte. Die den Rest der Welt an Björnstadt erinnern könnte. Vielleicht sogar Arbeitsplätze bringen, eine Zukunft. Deshalb liegen alle Träume und Hoffnungen nun auf den Schultern ein paar junger Björnstädter. Noch ahnt keiner in der Stadt, dass sich ihre Gemeinschaft über Nacht für immer verändern wird.

Meine Meinung:

Im Februar habe ich vom englischen Verlag ein Leseexemplar zu Beartown erhalten. Was habe ich mich gefreut, habe ich die anderen Titel von Backman jedes mal verschlungen. Ich brauchte eine Woche für 5 Kapitel und habe es dann zu Seite gelegt. Im März der 2. Anlauf. Im April habe ich das Buch bereits weggeräumt und daran gezweifelt es jemals zu beenden. Im Juni erreichte mich das Leseexemplar der deutschen Ausgabe und ich fragte mich, ob die Sprache vielleicht einen Unterschied machen könnte. Ende August fand ich "Stadt der Bären" beim Aufräumen wieder, und fragte bei einer lieben Kundin, wie ihr das Buch auf Englisch gefallen hatte. Auch sie ist ein großer Fan und hatte nach Erscheinen gleich ein Exemplar gekauft. Geliebt habe sie es, verschlungen in 2 Nächten! Warum quälte ich mich dann seit Februar damit rum?

Die ersten Kapitel gehen um Hockey und welche Auswirkung der Sport auf das Städtchen hat. Jedes Kapitel, jede Figur, jede Sichtweise, alles hat mit Hockey zu tun. Viele Rezensionen, und auch die Kundin meinten "darum gehts aber nicht". Aha. Frederick Backman verwendet Wiederholungen zum Schluss jedes Kapitels. "Man gab nicht wenig für Hockey, man gab alles." - "Elternherzen heilen nie. Kinderherzen auch nicht." Irgendwann war es mir einfach zu viel, die Sprache, der Stil, Hockey, Figuren. Es lies mich an Stephen Kings "The Dome" denken, ein Dorf abgeschottet mit gefühlt tausenden Figuren die der Autor reindrückt. Dennoch, ganz abgebrochen hatte ich den Titel nie. Ich griff zur deutschen Ausgabe, ich fand meine Stelle und begann zu lesen. 

Ich hab das Buch in 2 Tagen beendet, konnte es kaum aus der Hand legen. Es geht um Hockey, aber nicht nur. Schwer etwas zu sagen ohne zu Spoilern, sollte doch jeder selbst überrascht werden. Noch eine Paralelle mit King, das "foreshadowing": "Sie würde sich nie verzeihen, aus der Tür gegangen zu sein." - "Amat lachte und er würde sich sein ganzes Leben dafür schämen." usw...

Der Englische, sowie der deutsche Verlag haben den Titel mittlerweile wieder geändert. Aus Beartown wurde The Skandal, eine passende Änderung, die wahrscheinlich auch hilft das Buch an den richtigen Leser zu kriegen. Schließlich kauft nicht jeder Backman nur wegen des Autors. Im deutschen wurde Stadt der Bären zu kleine Stadt der großen Träume. Mit diesem Titel werden wohl mehr Menschen zu dem Buch greifen, mir fehlt da aber noch ein bisschen etwas. Ich befürchte, das Backman sich ein wenig zu viel Zeit gelassen hat um mit der Haupthandlung zu beginnen. Fast die Hälfte des Buches ist Aufbau des Verständnisses für die Stadt und der Figuren. Dafür kam das Ende zu rasant, kaum wird der Skandal behandelt, fühlt es sich an als wäre auch schon alles vorbei. Geschmacksache natürlich. Anders fehlt vielleicht das Verständnis für vieles anderes.

Backman versucht ein Thema anzusprechen, das wichtig ist angesprochen zu werden. In der Ausführung fand ich es leider ein wenig schwach. Es las sich wie ein Jodi Picoult vor 15 Jahren. Auf dem richtigen Weg und definitiv empfehlenswert. Ich bin gespannt in welche Richtung er sich noch entwickeln wird.