Rezension

Übersinnliches unterdrückt den Survival-Part

Blind Walk - Patricia Schröder

Blind Walk
von Patricia Schröder

Bewertet mit 3 Sternen

Die siebzehnjährige Lida überredet ihren Freund Jesper, sie auf den geplanten „Blind Walk“ mitzunehmen, bei dem eine Gruppe von Leuten irgendwo in der Wildnis ausgesetzt wird und innerhalb einer Woche in die Zivilisation zurückfinden soll. Schon bald erkennt Lida, dass die Gruppe nicht alleine in dem Wald ist…

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive in der Gegenwart erzählt, in erster Linie aus der Sicht der Protagonistin Lida. Daneben läuft aber noch ein zweiter Handlungsstrang, der aus der Sicht des Jugendlichen Sten erzählt wird, ebenfalls in der Ich-Perspektive. Sten liegt in Koma, und was er mit der ganzen Sache zu tun hat, wird erst im Verlauf des Buchs klar. Die beiden Handlungsstränge werden durch unterschiedliche Schriftarten voneinander unterschieden, sodass immer klar ist, wer gerade erzählt.

Von der recht übersichtlichen Anzahl Figuren ist mir leider niemand so wirklich ans Herz gewachsen. Lida erschien mir ziemlich zickig und pubertär, vor allem ihre Gefühle gegenüber ihrem Freund Jesper wechseln gefühlt alle fünf Minuten, was ich sehr anstrengend kann. Jesper selbst erschien mit als gefühlskalter Idiot. Daneben kommen noch die sexbesessene Tusse Natascha, die durchgeknallte Isabel, der offenbar mit Aggressionsproblemen kämpfende Birk und die beiden eigentlich nicht unsympathisch wirkenden, aber doch recht eigenschaftslosten Joy und Thore vor. Und Sten, der eigentlich nur ein laufender Selbstvorwurf ist. Wirklich tiefe, vielschichtige Charaktere kommen leider keine vor. Auch die Namen haben mich irgendwie etwas gestört. Das Buch spielt in Deutschland. Wieso haben dann alle entweder englische oder skandinavische Namen wie Birk oder Sten? Was ist aus dem Michael, dem Thomas oder der Sarah geworden, sind die nicht mehr cool genug?

Wer anhand des Klappentexts einen Jugendthriller erwartet, wird nur teilweise befriedigt. Spätestens ab Buchmitte nehmen starke übersinnliche Elemente überhand. Ich bin zwar eigentlich ein grosser Fantasy-Fan, hier hat es aber für mich nicht wirklich reingepasst. Mir wäre es lieber gewesen, das Buch hätte sich rein auf den „Survival“-Aspekt beschränkt, der im Klappentext angekündigt wurde. So fühlte es sich an wie zwei voneinander unabhängige Geschichten, die sich nicht wirklich verbinden lassen. Mit dem Wechsel ins Übersinnliche wird dann auch das Grundthema klar, das sich mehr oder weniger versteckt durch das Buch zieht, sodass kaum mehr Überraschendes auftaucht. Leider wird die Geschichte mit einigen Logiklöchern gespickt, die Fragen aufwerfen und den Lesespass etwas dämpfen. Schon der Aufbau wirft einige Fragen auf: gibt es in Deutschland wirklich Waldstücke, in denen man sich eine Woche lang vorwärts bewegen kann, ohne je auf einen anderen Menschen zu treffen? Irgendwie bezweifle ich das…

 

Mein Fazit

Fantasy unterdrückt den Survival-Part – die beiden Aspekte passen hier nicht sonderlich gut zusammen.