Rezension

Übertriebene, absolut kitschige Süßholzraspelei trifft auf unmögliche Charaktere

Taking Chances - Im Herzen bei dir
von Molly McAdams

Bewertet mit 1 Sternen

Inhalt: Unter dem strengen Regiment ihres Marine-Dad hatte Harper bisher wenig von ihrem Leben gehabt. Endlich auf dem College kann sie nun die Dinge erleben, von denen sie bisher nur gehört hat: Flirten, Daten, Küssen. Gleich auf der ersten Party trifft sie Chase, dem verwegenen Bad-Boy. Doch kurze Zeit später verliebt sie sich in Brandon und kommt mit ihm zusammen. Doch die Anziehung zu Chase ist weiterhin vorhanden und so ist sie mit Brandon zusammen und hat gleichzeitig Gefühle für Chase… bis alles aus dem Ruder läuft.

  

Der Story-Stapel

Erster Satz: „Breit grinsend schaute ich mich ein letztes Mal in meinem alten Zimmer um.“

Die Geschichte geht recht normal los. Unsere Protagonistin Harper zieht um, um endlich ein eigenes Leben führen zu können und beginnt also auf dem College. Hier findet sie in ihrer Mitbewohnerin ihre neue beste Freundin und lernt auch recht bald zwei unglaublich tolle Kerle kennen. Soweit lief alles noch in einem recht guten Spannungsbogen, man hat gerne weitergelesen und das Buch hatte eine gewisse Sogwirkung. Dann kam die erste krasse Wendung, mit der ich als Leser aber noch gut leben konnte und die Spannung ist dadurch auch nach oben geschraubt worden. Doch mit Wendung 2 verliert sich die Geschichte in Süßholzraspelei, Kitsch ohne Ende und Friede-Freude-Eierkuchen-Happy-End und das auf über 200 endlosen Seiten. Nach Wendung 2 bricht die Geschichte in sich zusammen und ich konnte über das Buch nur noch den Kopf schütteln.

 

Der Charakter-Stapel

Klar, 3 wichtige Charaktere sind unsere Protagonisten und ihre Dreiecksgeschichte-Jungs.

Harper ist der weibliche Charakter und durch ihren Dad, der ein Marine ist, war ihr Leben bisher geprägt von Männerkram. Kaum auf dem College wird sie zur „sexy“ Frau (für mich waren ihre Outfits eher billig), die den Männern reihenweise den Kopf verdreht und natürlich verlieben sich zwei unglaublich heiße Typen in sie. Sie ist natürlich naiv und schüchtern, trotzdem schlagfertig und selbstbewusst und, logisch – Jungfrau, ungeküsst und ohne Beziehung. In ihrer Welt dreht sich alles nur um sie und ihre Gefühle. Sie geht mit den beiden Männern um wie mit Dreck – wirklich! Sie läuft immer zu dem, der gerade gut passt und hat sie mit Typ 1 Stress, heult sie sich bei Typ 2 darüber aus… dieses Verhalten geht wirklich gar nicht. Mal abgesehen davon, dass sie bereits nach 2 Wochen von großer Liebe und nach 1 Monat von Heiraten spricht…

Chase ist der Bad-Boy mit Tattoos und mit vielen Frauengeschichten. Er ist an für sich noch der interessantere der beiden Jungs, wenn er auch recht bald sehr weich wird und leider keine wirkliche Stärke mehr zeigt.

Brandon ist der perfekte Schwiegersohn, so glatt, dass man an ihm runterrutschen kann. Er ist natürlich unglaublich sexy, etwas böse, weil er illegale Kämpfe macht und hat einen Beschützerinstinkt vor dem Herrn. Jeder, der Harper nur schief anschaut, wird gerne verprügelt.

Beide Jungs sind natürlich unglaublich sexy und klar, stinkend reich – sonst wären sie für Harper vermutlich nicht so interessant gewesen. Die hält von Arbeiten nämlich nicht besonders viel, sondern möchte lieber auf Kosten anderer Leben. Hauptsache immer ordentlich Marken haben und Kohle, Kohle, Kohle. Wirklich, Marken werden unglaublich betont und das Auto, dass sie geschenkt bekommt, muss natürlich ein SUV sein.

Andere Charaktere stechen leider nicht besser hervor. Ihre beste Freundin Bree ist genauso oberflächlich und sich zum Arbeiten zu schade. Und die Eltern von Bree und Chase sind direkt „Mum“ und „Dad“ für Harper geworden… ah ja.

 

Der Stil-Stapel

Am Anfang konnte man es wunderbar lesen und das Buch hatte eine gewisse Sogwirkung gehabt. Irgendwann hat sich das Blatt aber gewendet und vor lauter Happy-End und Oberflächlichkeiten zogen sich die Seiten wie Kaugummi und die Geschichte wurde so süß wie Honig… leider auch genauso klebrig.

 

Der Kritik-Stapel

Die Autorin wirkt für mich sehr konservativ mit der Darstellung ihrer Charaktere und der gesamten Geschichte. Frauen sollten schnellstmöglich einen reichen Typen heiraten und Kinder machen. Vernünftige Abschlüsse oder gar arbeiten gehen wird anscheinend vollkommen überbewertet. Die Art und Weise, wie sie das Liebesdreieck löst ist feige und absolut verschwendet, da sie aus der Geschichte wirklich mehr hätte machen können.

Das Buch strotzt vor Oberflächlichkeiten und Möchte-Gern-Happy-Ends. Das ist einfach zu viel des Guten, war für mich nur noch unglaubwürdig und eine einzige Lesezumutung.

Ich möchte nicht spoilern, aber bei dem Handlungsverlauf kann man eigentlich irgendwann nur noch den Kopf schütteln. Emotional berühren konnte es jedenfalls nicht.

 

Auf den Lesen-Stapel?

Nein, wirklich – tut euch dieses Buch nicht an! Es ist oberflächlich – sowohl von den Charakteren als auch von der Handlung und die gesamte Geschichte klebt vor Kitsch-Honig und Friede-Freude-Eierkuchen-Happy-Ends. Hier wollte die Autorin die perfekte Welt erschaffen, hat mich damit aber nur verschreckt. Wenn eine Frau diese Welt als Traum ansieht, bitte, meine ist es nicht und die Art und Weise zum Thema Vorbild-Funktion lasse ich direkt beiseite, die hat das Buch nämlich nicht. Für mich war „Taking Chances“ ein Flop und bekommt 1 Stern und hoffentlich baldiges Vergessen… auf gar keinen Fall lesen!