Rezension

Überzeugend

Ritter und die Al Qaida - Stefan Schweizer

Ritter und die Al Qaida
von Stefan Schweizer

Bewertet mit 5 Sternen

 

Stuttgart im Jahre 2010. In einem alten Fachwerkhaus wohnt der Tunesier Sami Cherifa. Eigentlich kann er seinen Stiefvater, einem Stuttgarter Handwerksmeister, nichts vorwerfen. Doch das Gefühl, dass dieser die leiblichen Kinder vorgezogen hat, hat sich in Cherifas Gedanken festgesetzt. Es ist nur einer der Gründe, weswegen er ein Attentat in Stuttgart plant.

Kriminalhauptkommissar Alexander Ritter arbeitet als Staatsschützer bei der Stuttgarter Kriminalpolizei. Er ist auf den Weg zu einem Informanten aus der islamischen Szene.

Der Autor hat einen fesselnden und politisch brisanten Kriminalroman geschrieben. Das Buch lässt sich gut lesen. Dazu trägt die abwechslungsreiche Handlung, aber auch die gut charakterisierten Protagonisten bei.

Sami Cherifa ist ein eiskalt agierender Einzelgänger. Dabei besitzt er die Fähigkeit, konsequent logisch vorzugehen, Menschen nach seinem Willen zu lenken und seine eigentlichen Pläne gekonnt zu verschleiern.

Alexander Ritter ist arbeitsam und energiegeladen. Er genießt das Leben und gönnt sich gern das Beste. Allerdings ist er wenig bindungsfähig. Das liegt auch daran, dass er ein Kontrollfreak ist.

Es naht der Jahrestag der Anschläge vom 11.09. Die Folgen dieses Ereignisses werden im Buch mehrmals thematisiert. Für Cherifa ist das Datum für sein geplantes Attentat gesetzt.

Der Spannungsbogen der Handlung ist hoch. Der Autor zeigt gekonnt, dass die Rivalitäten und das Kompetenzgerangel der staatlichen Dienst wenig hilfreich für die Aufklärung oder Schadensbegrenzung sind. Nachdem Ritter maßgeblich den ersten Anschlag verhindert hat, gerät er zunehmend in den Fokus von Cherifa. Der hat noch eine alte Rechnung mit ihm offen.

Der Autor wagt sich auch an riskante Fragestellungen. Dazu gehört die Arbeit des CIA, auch wenn der deutsche Vertreter im Buch eher eine Persiflage auf die Geheimdienstmänner ist. Politische Kungeleien im Hintergrund werden genauso thematisiert, wie das Verhalten des Verfassungsschutzes oder die Möglichkeit, Polizisten abhören zu können.

Der Schriftstil des Buches ist abwechslungsreich. Detailgenau wird Stuttgart und die Handlungsorte beschrieben. Die Gespräche zwischen Ritter und Klaus, seinem Vorgesetzten und Freund, sind tiefgründig und treiben die Handlung voran. Im Prolog wird ein kaltblütiger Mord inszeniert. Die Gefühle des Täters werden explizit durch seine Tat dargestellt. Auch für Ritters Gefühlsleben findet der Autor passende Worte. Seine Unentschlossenheit in der Beziehung ist dabei nur eine Seite. Rückblicke in die Vergangenheit zeigen Cherifas Entwicklung.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Dem Autor ist es gelungen, darzustellen, wie eine politischer Einzeltäter nicht nur mit Polizei Katz und Maus spielt, wenn er die nötige kriminelle Energie hat, über einen relativ hohen Intellekt verfügt und von Hass geleitet wird. Dabei ist die politische Einstellung nur ein Mäntelchen, dass er sich umhängt. Das zeigt sich vor allem dann, wenn es um Macht und Herrschaft geht, und er bewusst eigene Leute über die Klinge springen lässt.