Rezension

Überzeugend

Die Seelen der Nacht - Deborah Harkness

Die Seelen der Nacht
von Deborah Harkness

Bewertet mit 4 Sternen

OK, ich war skeptisch. Enorm skeptisch. Diana Bishop ist Historikerin und beschäftigt sich mit der Wissenschaftsgeschichte des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit – genauer gesagt mit der Alchemie. Aber sie ist auch etwas Anderes: Obwohl sie ihre Herkunft meist verdrängt und ihre Mächte unzuverlässig und sporadisch auftreten entstammt sie doch einem mächtigen Hexengeschlecht. Als sie eines Tages in Oxford eine bestimmte Handschrift anfordert verschmelzen die beiden Welten. Das Manuskript scheint auf sie zu reagieren. Plötzlich wird sie von magischen Wesen belagert. Der Vampir Matthew, uralt, mächtig und dabei auch noch hochdekorierter Professor wird zu ihrem wichtigsten Verbündeten. Doch eine Freundschaft zwischen Vampiren und Hexen ist nicht gerne gesehen...

 

Was mir gefiel: Die Geschichte ist deutlich komplexer als in den meisten Vampirromanen. Diana ist kein naiver Teenager und auch keine ausgebildete Kampfmaschine, sondern eine sportliche Forscherin, die ihr eigenes Leben führt und ihre Unabhängigkeit genießt. Positiv aufgefallen ist mir außerdem, dass die Geschichte nicht nur auf Gefühle ausgerichtet ist. Atmosphärisch dicht schildert Harkness Umgebung und Eindrücke, was mir in den meisten „Romantasy“-Romanen wirklich fehlt. Daher empfehle ich den Roman durchaus weiter.

 

Was mir nicht so gefiel, war dass Dianas Verhalten nicht stringent ist. Obwohl sie eine gelehrte Frau ist, anerkannte Expertin und in der Forschung hoch geachtet, fehlt ihr plötzlich relativ selbstverständliches Wissen über ihre Epoche. Das passiert nicht oft, meist passt ihr Verhalten, aber es fällt auf. Was ich zudem schwierig fand, war dass sie ihre Unabhängigkeit relativ widerstandslos abgibt. Sie ordnet sich unter, wird wieder zum schwärmenden Teenager. Meiner Meinung nach passten diese Stellen nicht zu hier. Auch hier gilt: Es ist nicht immer so, aber doch auffällig genug, dass es mich störte.

 

Zuletzt zur Geschichte: Wahnsinnig spannend. Es werden genug Rätsel aufgegeben, um den Verstand beschäftigt zu halten. Mehrere Probleme treten gleichzeitig auf und wie gesagt – es ist relativ komplex. Ich denke, dass klassische Romantasy-Leser sich etwas langweilen könnten, da es doch ein umfangreiches Buch ist und nicht immer etwas passiert, aber mir gefiel es.

 

Fazit: Ein ausgereifter Roman, der sich genussvoll verschlingen lässt, wenn es auch einige kleine Schwächen in der Stringenz gibt.