Rezension

Überzeugender erster Teil!

Grischa - Goldene Flammen - Leigh Bardugo

Grischa - Goldene Flammen
von Leigh Bardugo

Bewertet mit 5 Sternen

Erster Satz: "Die Diener nannten sie Malenchkij, Geisterchen, denn sie waren die Kleinsten und Jüngsten und sie suchten das Haus des Herzogs heim wie kichernde Phantome, flitzten durch die Zimmer, versteckten sich in Schränken, um zu horchen, stahlen die letzten Pfirsiche des Sommers aus der Küche."

Zum Inhalt

Alina und Maljen sind Waisenkinder.  Sie wachsen zur Zeit der Grenzkriege im Haus des Herzogs Keramsow auf, wie viele andere Kinder, die ihr Schicksal teilen. Auch sie werden von den Grischa geprüft, ob sie über eine magische Begabung verfügen – aber keiner der beiden wird ausgewählt, um zur Ausbildung der kleinen Künste am Zarenhof ausgebildet zu werden.

Als sie volljährig sind, treten sie der Armee des Zaren bei. Während Maljen den Ruf eines gefragten Fährtenlesers erwirbt, wird Alina eine Gehilfin eines Kartographen. Sie sind zusammen mit einem militärischen Trupp unterwegs, um die Schattenflur zu überqueren – ein riesiges, düsteres Band, dass sich wie eine Grenze durchs Land zieht. Ein dunkler Zauber, in dem schreckliche Geschöpfe lauern und die Verbindung zwischen West-Rawka und Ost-Rawka seit Jahrhunderten nahezu unmöglich macht.

Während das Skiff die Schattenflur durchquert, werden sie von den Volkra angegriffen, klauenbewehrten, geflügelten Geschöpfen der Finsternis und selbst die magiebegabten Grischa schaffen es kaum, den Angriff abzuwehren. Als Maljen von einem der Wesen attackiert wird, stürzt sich Alina ohne nachzudenken dazwischen und eine ungebändigte Kraft bricht sich in ihr Bahn - ein grelles Licht überflutet den Kampfplatz und ermöglicht es der Mannschaft, zu fliehen.

Stimmen werden laut, dass Alina der Quell dieses Lichtes war. Der „Dunkle“ will die junge Kartographin sehen. Er ist der höchste Magier und steht in hoher Gunst des Zaren; es wird gemunkelt, Alina sei die „Sonnenkriegerin“, die das Land endlich von dem Schrecken der Schattenflur befreien kann.

Meine Meinung

Das Cover gefällt mir ausgesprochen gut. Die Farben, das Mädchen und der Hirsch sind sehr schön gestaltet und absolut passend gewählt. Vorne im Buch ist eine sehr übersichtliche Karte des Landes gezeichnet. Der Schreibstil ist einfach gehalten und flüssig und hat mich von der ersten Seite an in eine völlig neue Welt entführt, die vollkommen anders ist, als ich es aus dem Genre gewohnt bin. Durch die Bezeichnungen und Namen wird man stark an Russland erinnert und an einen sehr interessanten Schauplatz geführt.

Die Handlung war für mich von Anfang an reizvoll und unterhaltsam. Im Mittelteil werden Tempo und Spannung etwas herausgenommen, um dann Schlag auf Schlag mit neuen Wendungen rasant dem Ende entgegen zu steuern. Die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet, trotzdem bleiben manche Figuren undurchsichtig, was die Spannung immer wieder anfacht und Überraschungen bereithält.

Die Handlung ist in der Ichform aus Sicht von Alina geschrieben; dadurch lernt man sie sehr gut kennen, auf eine aufrichtige, ungeschminkte Art, die sehr offen und natürlich wirkt. Alina war mir von Anfang an sympathisch – sie ist obgleich ihrer Unsicherheit ein starker Charakter, der es geschafft hat, trotz schwerer Schicksalsschläge immer weiter zu kämpfen und gestärkt daraus hervor zu gehen. Gleichzeitig ist sie aber auch verletzlich, vor allem, was ihre Beziehung zu Maljen angeht. Sie ist heimlich in ihn verliebt, dennoch hält sie sich zurück, weil sie nicht glaubt, dass er dasselbe für sie empfindet. Selbst wenn sie ihn zusammen mit anderen Frauen sieht, hält sie sich zurück, was natürlich eine große innere Stärke voraussetzt – sie möchte die Freundschaft zu ihm nicht aufs Spiel setzen. Sie wächst über sich hinaus und schreckt auch nicht davor zurück, neue Seiten an sich zu entdecken.

„An ihrer Stelle saß da eine Grischa mit strahlenden Augen und glänzenden, bronzefarbenen Haaren, die sich über die Schultern wellten. Die schwarze Seide schmiegte sich an meine neue Gestalt, geschmeidig wie zusammengenähte Schatten.“ S. 206

Eine wichtige Botschaft für mich war, dass man sich nicht selbst verleugnen soll – dass man alles, was einen ausmacht, annehmen und sich nicht für andere verstellen sollte.

Fazit

Ein sehr gelungener Auftakt der Trilogie, der mich von der ersten Seite an in den Bann gezogen hat. Alinas innere Stärke wird nach und nach offenbart und der Kampf gegen die Schattenflur, das Böse, das seit Jahrhunderten das Land in zwei Hälften teilt, wird zu einer Prüfung, die sie mehr kosten wird, als sie zu geben bereit ist. Ein sehr intensives und packendes Lesevergnügen, ich freu mich schon auf Band 2

© Aleshanee
blog4aleshanee.blogspot.de

Band 2: Eisige Wellen
Band 3: Lodernde Schwingen