Rezension

Überzeugender Thriller, der Lust auf mehr (Fitzek) macht

Das Paket
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 5 Sternen

Eine Nacht verändert das Leben der jungen Psychiaterin für immer: Emma wird in einem Hotelzimmer vergewaltigt und kahl geschoren. Als wäre dieses Ereignis nicht schon traumatisch genug, scheint die Polizei an ihrer Geschichte zu zweifeln - ebenso ihr soziales Umfeld. Sie fängt an, sich immer mehr abzuschotten und fühlt sich von niemandem verstanden. Allgemein begegnet sie immer mehr Leuten mit Zweifeln, zieht eine Therapie für sich selbst aber auch nicht in Betracht. Und plötzlich ist da ein Paket. Ein ganz unschuldig aussehendes Paket, welches Emmas Leben aber noch enorm auf den Kopf stellen soll. Sollte sie es doch nur für einen Nachbarn entgegen nehmen, führt dies zu einer Verstrickung schrecklicher Ereignisse...

Ich muss gestehen, dass dieses Buch mein erster Fitzek überhaupt war. Da der Name ja den meisten bekannt ist, bin ich natürlich mit höheren Erwartungen rangegangen als bei unbekannteren Autoren, auch wenn das vielleicht unfair ist. Über das Buch hatte ich gehört, dass es vielen Fans nicht so gefiel wie sonst, weshalb ich auch besorgt war, vielleicht die falsche Wahl getroffen zu haben.

Dem war aber gar nicht so. Der Schreibstil gefiel mir auf Anhieb, was für mich immer sehr entscheidend ist, ob mir eine Geschichte gefällt oder nicht, und so flogen die Seiten letztlich nur so dahin. Auch die psychologischen Bezüge haben mir sehr gut gefallen. Man merkt, dass sich Fitzek mit diesen genauer beschäftigt hat. Als Psychologiestudentin rollen mir bei manchen Büchern die Fußnägel hoch, wenn ich die oberflächlichen (und teils auch inkorrekten) Beschreibungen lese. Dies war hier glücklicherweise gar nicht so und ich war nur noch froher, mich für diesen späteren Beruf entschieden zu haben.

Ich muss gestehen, dass mir in dieser Geschichte niemand sympathisch war. Die Atmosphäre war von Misstrauen und Zweifeln geprägt, was ich als sehr stimmig empfand. Die ganze Zeit fragte man sich, ob Emma nun wirklich spinnt oder jemand nur ein übles Spiel mit ihr spielt. So konnte man ins Geschehen abtauchen, aber zugleich auch eine distanzierte Haltung zu dem Ganzen haben - eine literarische Leistung, die man erst einmal schaffen muss.

Der Aufbau und die Erklärungsansätze waren logisch und nicht verwirrend. Es gibt nicht gefühlt drei Millionen Menschen, die ähnlich heißen, wodurch man immer sehr gut folgen kann. Natürlich rätselt man auch immer wieder, was es mit dem Ganzen auf sich haben könnte. Letztlich wäre ich auf die Lösung aber niemals gekommen. Zugleich war sie aber auch nicht zu abwegig, was mir immer sehr wichtig ist. Die Geschichte hatte also wirklich Realitätsnähe.

Insgesamt hat mir diese Geschichte sehr schöne Lesestunden beschert, in denen ich mitgefiebert und zugleich auch alles wieder in Frage gestellt habe. Ich kann mit absoluter Sicherheit sagen: Das wird nicht mein letzter Fitzek sein. Ich freue mich auf mehr!