Rezension

Überzeugender und stimmiger Spionageroman im klassischen Stil , der aber doch auch leichte Schwächen aufweist

Das Schattencorps - Bernd Ohm

Das Schattencorps
von Bernd Ohm

Bewertet mit 4 Sternen

Der Autor Bernd Ohm legt mit seinem zweiten Buch einen klassischen Spionageroman vor, der mich zwar unter dem Strich überzeugen konnte, aber dennoch auch leichte Schwächen aufweist.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Taucher Hans Barkhusen, der nach dem Ende des 2. Weltkrieges den Boden unter den Füßen verloren hat und nun im Hamburg des Jahres 1962 ziemlich desillusioniert vor sich hinlebt und von einem Leben in Australien träumt. Als seine Vergangenheit wieder zum Leben erwacht und er in die abenteuerliche Suche nach dem sagenumwobenen "Rommel-Schatz" im Mittelmeer verwickelt wird, ergibt sich urplötzlich die Chance, seinem Leben doch noch eine neue Richtung zu verschaffen. Doch in Italien stellt Hans fest, das sich hinter der Schatzsuche wesentlich mehr verbirgt und dabei sogar der Friede der Welt auf dem Spiel steht . Wem kann Hans in dieser Situation nun noch trauen ?

Der Autor versteht es, kontinuierlich Spannung aufzubauen und diese dann auf hohem Niveau zu halten. Die gelungenen Beschreibungen von Land und Leuten zeugen zudem von einer sorgfältigen Recherchearbeit und kurbeln das Kopfkino beim Lesen mächtig an. Der Schreibstil ist eindringlich, aber dennoch flüssig zu lesen. Auch der Aufbau der Geschichte weiß zu überzeugen, einige überraschenden Wendungen lenken das Geschehen immer wieder in eine neue Richtung.
Die Charakterisierung der Protagonisten ist zwar ebenfalls grundsätzlich gelungen, hier bleibt aber zu vieles aus der Vergangenheit der einzelnen Personen im Unklaren bzw. wird nur angedeutet. Dies gilt im Besonderen gerade für die Hauptfigur Hans Barkhusen, dessen Vorgeschichte seltsam schwammig bleibt und mir so den Zugang zu der Figur doch ziemlich erschwert hat.

So konnte mich die Geschichte zwar gut unterhalten, auch das Flair der 60er-Jahre wird gut getroffen und sorgt so für ein stimmiges Setting, emotional packen konnte mich das Buch aber nicht so richtig, so das ich beim Lesen weitesgehend nur die Rolle des neutralen Beobachters einnehmen konnte.    

Die beim Klappentext vorgenommene Verknüpfung mit dem nazionalsozialistischen Untergrund (NSU) unserer Zeit mag zudem marketingtechnisch ja durchaus seine Berechtigung haben, wird der Geschichte des Buches aber nicht wirklich gerecht. Diesen reißerischen Vergleich haben das Buch und seine Geschichte meiner Meinung auch gar nicht nötig.