Rezension

Überzeugendes Historiendebüt

Der grüne Palast - Peggy Hohmann

Der grüne Palast
von Peggy Hohmann

Bewertet mit 5 Sternen

Die promovierte Radiologin und Autorin Peggy Hohmann hat mit mich mit ihrem Romandebüt "Der grüne Palast" positiv überrascht.

Die Geschichte, um Erzherzogin Leopoldine die zum Wohle Österreichs den portugiesischen Thronfolger Dom Pedro in Brasilien heiratet, vermochte es, mich zu fesseln. Obgleich einiges an diesem Roman der Fiktion der findigen Autorin entspringt, so fußt das Konstrukt doch auf einen wahren, von der Historie wenig beachteten Kern. Es geht um die in Europa unsichere Zeit nach dem Tod Napoleons im Jahre 1815. Genauer, um die Querelen zwischen Portugal und dessen Kolonie Brasilien, die 1822 unabhängig wurde.

Nicht nur dieser historisch exotische Stoff ist eine Lektüre wert, sondern auch Hohmanns ungewöhnlicher Erzählweise in Form von Briefen. Denn wer sich einmal in diesen Briefroman und in die sich schreibenden Personen eingelesen hat, wird erstaunt sein, dass Hohmanns Konzept prima aufgeht. Die Briefe wirken ausnahmslos authentisch, weil sie im Sprachstil des beginnenden 19. Jahrhunderts gehalten sind und allerlei Emotionen enthalten. Infolge fiebert man mit Leopoldine und der Gräfin Lazansky, die die Erzherzogin auf ihrer Reise nach Brasilien 1816 begleitet, kräftig mit. Beide Frauen stehen im Fokus dieses Romans, der zwei vollkommenen unterschiedliche Lebenswelten - Leben bei Hofe vs. Leben im Dschungel - phänomenal treffend porträtiert. Die Gegensätze zwischen 
Zivilisation und Barbarei werden ungeschönt dargeboten, weswegen das grüne Idyll, so viel sei verraten, in Brasilien sich für beide Frauen auch als trügerisch erweisen wird. Die Protagonistinnen wussten mit ihren Stärken und Schwächen ab dem ersten Moment zu überzeugen. Während Leopoldine noch nicht viel erlebt hat und deshalb ihrer Heirat mit dem unbekannten Dom Pedro freudig wie verunsichert entgegenfiebert, so hat Gräfin Lazansky ihrer Schutzbefohlenen einiges an Lebenserfahrung voraus und erweist sich als überaus intelligent und selbstsicher. Ihr starker Charakter gibt dem schwachen von Leopoldine Halt. Denn beide wird Brasilien für immer verändern...

Hohmanns Historienroman vereint die Exotik von Brasilien mit dem streng geregelten Tagesablauf am österreichischen Hofe, wobei nichts aufgesetzt oder übertrieben wirkt - chapeau!
Ihre metaphorisch reiche wie emotionale Sprache macht diese Story sehr lebendig und abenteuerlich. Liebe, Verrat, Trauer, aber auch Freundschaft geben den Ton an, was an antike Dramen denken lässt und beim ersten Blick aufs grazile wie exotische Cover nicht zu erwarten gewesen ist. Als besonderes Bonbon empfand ich die Tatsache, dass auch dem österreichischen Diplomaten Fürst von Metternich eine starke Rolle eingeräumt wurde, was sich nicht nur vorteilhaft auf die historische Komponente der Handlung auswirkte.

FAZIT
Ein mehr als gelungenes Romandebüt, von dem man jede Buchseite gelesen haben sollte, denn hier wird mehr als nur seichte Unterhaltung geboten.