Rezension

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Uh la la

Gray - Leonie Swann

Gray
von Leonie Swann

Bewertet mit 4.5 Sternen

Gray ist der 4. Roman von Leonie Swann und meiner Meinung nach eine gelungene Fortsetzung der Schafskrimis bzw. -thriller.

Fortsetzung? Aber geht es hier nicht um einen schrulligen Cambridge Professor in Spe, der mit einem vorwitzigen Graupapagei auf der Schulter einen Mordfall auflöst?

Ja, ganz genau. Das Buch, die Geschichte, hat nichts, wirklich nichts mit Schafen zu tun. Jedoch knüpft es in Art und Stil an die Vorgänger an.
Die Charaktere sind unheimlich leibevoll gezeichnet. Jeder einzelne. Ob man sie mag oder nicht bleibt dabei natürlich jedem selbst überlassen, aber es fällt schon schwer, Huff oder Gray nicht ins Herz zu schließen. Während Gray völlig verstört mit dem Verlust seines alten Besitzers und dem Zugewinn eines neuen temporären Halters klarkommen muss, muss Huff nicht nur den Papagei auf seiner Schulter akzeptieren, sonder plötzlich auch die Tatsache, dass er nicht mehr so viel Zeit und Gelegenheit hat, alles in den rechten Winkel zu schieben.
Wo wir schon beim nächsten Punkt wären. Der Humor, der Wortwitz. Mich bringen Bücher selten dazu, laut zu lachen. Ein Schmunzeln ist meist das Maximum an lustiger Gefühlsregung. Bei diesem Schätzchen jedoch kam ich häufiger in den Genuss eines Lachers. Leider auch zu einem permanenten Ohrwurm von Lady Gaga. Weshalb das so war soll hier keine Rolle spielen, der ein oder andere wird es vielleicht selbst heraus finden.
Hinzu kam die Spannung. Das ist hier kein Krimi, den man neudeutsch pageturner nennen würde, weil so viel passiert, sich die Ereignisse überschlagen und man es gar nicht mehr zur Seite legen kann. Um Missverständnisse zu vermeiden: Dieses Buch aus der Hand zu legen fiel dennoch nicht leicht. Allerdings passiert hier nicht alles Knall auf Fall, der Spannungsbogen baut sich langsam auf, schwingt permanent im Hintergrund mit, auch bei vermeintlich unverfänglichen Situationen. Frau Swann hat mich auf eine Spur gebracht, nur um mich einige Abschnitte später wieder zu verwirren und mich zu neuerlichen Spekulationen anzuregen. Dies tat sie mehr als ein Mal. Um mich am Ende komplett zu überraschen. Es ist ein versöhnliches Ende. Ein gutes Ende. Ein Ende, das mich darauf hoffen lässt, dass ich Huff und Gray vielleicht noch einmal begleiten darf, so wie vor Jahren Miss Maple und Konsorten. 

Und deswegen auch irgendwie ein Nachfolger. Ich habe eine ganz hohe Erwartungshaltung an dieses Buch gehabt. Ich bin im Vorfeld davon ausgegangen, dass diese enttäuscht werden, dass sie nicht ansatzweise an die wolligen Geschichten heranreichen würde. Doch Gray muss sich keinesfalls verstecken, die Geschichte ist gut. Spannend, lustig, traurig, verrückt, schrullig, charmant und so leicht. 

Eine ganz klare Leseempfehlung.