Rezension

Unausgegorene Umsetzung einer starken Idee

Der Tag, als wir begannen, die Wahrheit zu sagen - Susan Juby

Der Tag, als wir begannen, die Wahrheit zu sagen
von Susan Juby

Bewertet mit 3 Sternen

Beim vorliegenden Jugendbuch handelt es sich um ein (fiktives) Essay, das die Elftklässlerin Normandy Pale als Projektarbeit eingereicht hat. Gemeinsam mit ihren besten Freunden Dusk und Neil besucht Normandy eine Kunstschule in Kanada. Thema des Essay ist die sogenannte "Wahrheitskommission", die von den drei Freunden gegründet wurde, um die Unehrlichkeit in der Gesellschaft zu bekämpfen und Mitmenschen auf heikle Themen offen anzusprechen. Das heikelste Thema überhaupt wohnt aber bei Normandy zu Hause: Ihre Schwester Keira, berühmt durch eine Reihe von graphic novels, in denen sie sich über ihre Familie lustig macht.

Meine Meinung:
Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde gelesen und bin sehr froh, ein Freiexemplar gewonnen zu haben, denn ansonsten hätte ich mich vermutlich ziemlich geärgert.
Die Grundidee von "Der Tag, als wir begannen, die Wahrheit zu sagen" ist vielversprechend, doch die Ausführung empfand ich als sehr unausgegoren. Wie schon Lilli33 erwähnt hat, tauchen Passagen auf, die kein Schüler je freiwillig einem Lehrer zu lesen geben würde. Da ich auch die langen und häufigen Fußnoten sehr störend für den Lesefluss fand, hätte man auf den ganzen Essay-Rahmen meiner Meinung nach gut verzichten können.
Die Autorin kommt nicht richtig auf den Punkt; die stellenweise auch unrealistische Handlung um die Wahrheitskommission ist zwar eigentlich das Hauptthema des Buches, fühlt sich aber eher wie ein Vorwand an, um Normandys eigenartiges Familienleben unter die Lupe zu nehmen, das dann im Lauf der Handlung zunehmend mehr Platz einnimmt.
Eine kleine Liebesgeschichte ist auch noch eingebaut, aber Überraschungen bleiben aus. Höchstens das Ende könnte man als Überraschung ansehen, da es nicht das ist, was man bei einem Jugendbuch üblicherweise erwarten würde. In Bezug auf die vorangegangenen Ereignisse fand ich es aber passend und konsequent.
Bis man aber überhaupt dort ankommt, muss man durch überflüssige Fußnoten, mehrere Handlungsstränge und Normandys ausschweifende Erzählweise waten. Ich könnte mir vorstellen, dass die Abbruchgefahr hier ziemlich hoch ist.
Schade, denn die Grundlagen sind vielversprechend, allen voran die ungewöhnlichen und sympathischen Protagonisten Normandy, Dusk und Neil sowie das interessante Setting der Green-Pastures-Academy. Daraus hätte man mehr machen können.